Alles andere als eine Steinwüste: Helmut Rohr hält der Abwertung von Schottergärten seine Steinfläche voll von blühende Büschen und sattem Grün entgegen. Foto: Geschwill
Eppelheim. (sg) Elisabeth Rohr ist treue und interessierte Leserin der RNZ. Kürzlich stieß der Eppelheimerin ein Artikel über Schottergärten sauer auf. Im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund hatte sich ein Anwohner der Marktstraße unter dem Titel "Steinwüsten statt grüne Vorgärten" über das Anlegen von neuen Schottergärten in seiner Nachbarschaft geärgert. Auch weil diese mittlerweile in Baden-Württemberg verboten sind und das Land statt auf Stein auf Artenvielfalt setzt.
An dem Gesetz stören sich Elisabeth und Helmut Rohr nicht, wohl aber an dem Begriff "Steinwüsten" und an der pauschalen Abwertung von Schotterflächen. "Schottergärten sollte man nicht alle über einen Kamm scheren und grundlegend abwerten. Man kann nämlich daraus viel machen", erklärt die Eppelheimerin und verweist zusammen mit ihrem Mann Helmut auf ihren Steingarten.
Das Ehepaar Rohr hat einen großen Blumen- und Nutzgarten hinter seinem Haus in der Daimlerstraße. Vor etwa zehn Jahren haben sie sich entschieden, ein Teilstück ihres Vorgartens als Schottergarten anzulegen. Der Grund: Eine solche Anlage benötigt weniger Pflege als eine Rasenfläche. Die abgestorbenen Büsche beseitigten die Rohrs, ebneten die Fläche ein und versahen sie mit einem Schotterbelag. Umgehend platzierten sie jedoch Oleander, Rhododendren, Zieräpfel und Koniferen in Terrakotta-Töpfen sowie Efeu, das mittlerweile einen großen Teil der Schotterfläche bedeckt. Auch verschieden große Sandsteinfindlinge nebst Vogeltränke arrangierten sie auf der Fläche. Als Blickfang im mediterran wirkenden Vorgarten pflanzten sie eine Bananenstaude ins Erdreich.
"Wir haben in unserem Schottergarten allerhand Getier", verdeutlichte Helmut Rohr. Der 70-Jährige verwies auf verschiedene Vogelarten, die in dem mit Efeu bewachsenen Teil auf Nahrungssuche gehen, das Grün als Rückzugsort nutzen und in der Vogeltränke ein Bad nehmen. Igel sind regelmäßig im Schottergarten zu Gast und die Blühpflanzen dienen Bienen, Wespen und Schmetterlingen als Nahrungsquelle. "Es kommt immer darauf an, was man aus einem Schottergarten macht", verdeutlicht Elisabeth Rohr. "Man kann ihn optisch schnell aufwerten und insektenfreundlich gestalten. Dann haben Mensch und Tier etwas davon", meinte sie.
Die Gesetzeslage hält in Sachen Schottergärten zumindest ein Hintertürchen offen. Zwar besagt die Landesbauordnung, dass "nichtüberbaute Flächen der bebauten Grundstücke Grünflächen sein müssen". Eine Ausflucht bleibt jedoch in Form des Zusatzes: "soweit diese Flächen nicht für eine andere zulässige Verwendung benötigt werden".