Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa
Dossenheim. (dw) Die Betreuungsquote von Kleinkindern unter drei Jahren (U3) und Kindern im Kindergartenalter (Ü3) war in der Bergstraßengemeinde schon immer besonders hoch. Entsprechend war daher die Gemeinde, die wie andere zum Vorhalten von Plätzen in ausreichender Zahl gesetzlich verpflichtet ist, vor eine große Herausforderung gestellt. So auch jetzt. In öffentlicher Hybrid-Sitzung stimmte der Gemeinderat der Einrichtung einer weiteren Gruppe im vom Verein "Purzelzwerge" getragenen Waldkindergarten einstimmig zu.
Die Plätze sollen im kommunalen Bedarfsplan berücksichtigt werden. Daraus folgt ein jährlich von der Gemeinde zu zahlender Betriebskostenschuss. Er beläuft sich auf rund 100.000 Euro. Das Land beteiligt sich an diesen Kosten. Außerdem wurde die Verwaltung beauftragt, weitere Möglichkeiten zur Bildung neuer Gruppen zu prüfen. Über das Angebot der "Dreikäsehoch Kinderbetreuungs GmbH", die ihre bestehende Einrichtung in der Anne-Frank-Straße ausbauen will, soll erst danach entschieden werden. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte nach nicht-öffentlicher Vorberatung der "Kinderbetreuung in Dossenheim" dieses Vorgehen dem Gemeinderat empfohlen.
Corona beeinflusste Nachfrage
Die Verwaltung hat ihre Entscheidung vor dem Hintergrund einer schwierigen Situation zu treffen. Noch vor der Corona-Pandemie hatte sich ein weiterer Bedarf an Betreuungsplätzen gezeigt. Die ohnehin schon hohe Betreuungsquote von U3-Kindern, die bei rund 75 Prozent aller in der Gemeinde lebenden Kinder dieses Alters lag, stieg weiter an. Die Verwaltung erwartete eine Entwicklung in Richtung 100 Prozent. Auch die täglichen Betreuungszeiten seien auszubauen. Mit der Corona-Pandemie war das zeitliche Interesse offensichtlich rückläufig. In Gesprächen mit Eltern und Trägern zeichne sich ein Wandel ab. Bevorzugt würden Kleingruppen mit großzügigen Freiluftangeboten sowie kürzerer Betreuungszeit.
Insofern steckt die Verwaltung im Dilemma, zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung zu treffen. Das Angebot des Waldkindergartens war daher ideal. Die Investitionen, um eine neue altersgemischte Ü3-Gruppe mit bis zu fünf U3-Plätzen für ab Zweijährige errichten zu können, sind in diesem Fall marginal. Der Träger verfügt, räumlich von seinem bestehenden Waldkindergarten getrennt, über ein Grundstück am "Waldsberg" mit Schutzhütte, Sanitäranlage sowie Wasser und Strom, so die Sitzungsunterlage.
Die Gemeinderäte befürworteten durch die Bank den Vorschlag der Verwaltung. Cornelia Wesch (FW) bat darum, die Entscheidung über den Antrag der Dreikäsehoch-Einrichtung explizit in den Beschuss mitaufzunehmen. Carlo Bonifer (SPD) bekräftigte die Warnung vor Schnellschüssen. "Ich teile die Einschätzung nicht, dass Corona das gesellschaftliche Familienbild um 30 Jahre zurückschrauben wird", hielt er kürzere Betreuungszeiten für eine temporäre Begleiterscheinung der Pandemie. "Wenn überhaupt, dann nur ein kurze Weile", meinte auch Hendrik Tzschaschel (FDP).