Michael Hoffmeister hat als Tester eines E-Autos den Ladezustand der Akkus immer im Blick. Foto: Alex
Von Sabrina Lehr
Dossenheim. Ein modernes Elektroauto monatelang unverbindlich und kostenfrei Probe fahren: Was nach einem Traum für viele klingt, wurde für Michael Hoffmeister aus Dossenheim Realität. Der Wissenschaftler bekam im Juni für ein halbes Jahr vom Stromversorger Netze BW einen Tesla Model 3 zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Projekts "Netzlabor Intelligentes Heimladen" testet die EnBW-Tochter nämlich so die Auswirkungen der E-Mobilität auf das Stromnetz. Für Hoffmeister – eigentlich Besitzer eines Kombis mit ablaufendem TÜV – ergab sich damit die Gelegenheit, vor der Anschaffung eines neuen Autos die Mobilitätsform im Alltag zu testen.
"Es war eine ganz neue Erfahrung, zum ersten Mal ein E-Auto zu fahren", erinnert er sich an die Anfänge mit seinem Leih-Auto zurück und bemerkt mit Blick auf die Beschleunigung des Wagens: "Der Tesla macht selbst mir Spaß, obwohl ich kein Autofanatiker bin." Als solcher nutzte er den hochpreisigen Wagen bislang hauptsächlich für alltägliche Fahrten: "Zum Einkaufen, um Familie und Freund zu besuchen und ab und zu um zur Arbeit zu fahren." Die begrenzte Reichweite oder andere mögliche Tücken eines akkubetriebenen Fahrzeugs seien ihm dabei nie in die Quere gekommen, schließlich war die heimische "Wallbox" – also eine Ladestation an der Wand – selten weit.
Anders sah es jedoch bei längeren Fahrten wie dem Familienurlaub an der Ostsee oder im österreichischen Kärnten aus. Auf den jeweils 650 bis 750 Kilometer langen Strecken müsse man den Akku mindestens einmal an entsprechenden öffentlichen Ladestationen aufladen. Und wie leicht sind die zu finden? "Im integrierten Navi sind die Ladestationen vermerkt und man wird bei Bedarf automatisch dorthin geleitet", erklärt Hoffmeister. Das Aufladen dauert zwar mit mindestens einer Dreiviertelstunde deutlich länger als der klassische Stopp an der Tankstelle, die Pause täte auf langen Fahrten aber "auch mal ganz gut". "Für einen Vertriebler mit Zeitdruck ist das aber nichts", sagt Hoffmeister.
Entsprechende Tankmöglichkeiten gebe es in Deutschland überall in Autobahnnähe. Abseits davon sähe es aber anders aus. "Am besten tankt man zweimal auf der Fahrt, bevor man am Zielort auf dem Zahnfleisch geht", empfiehlt er aus eigener Erfahrung: "Einmal bin ich mit zwei oder drei Prozent Rest an eine Ladesäule gefahren", sagt er, "da kam ich ins Schwitzen." Probleme mit langen Warteschlangen oder nicht passenden Anschlüssen an öffentlichen Ladeplätzen habe er dagegen nicht gehabt.
Und hat ihn der Testlauf überzeugt? "Den Tesla hätte ich behalten", sagt er schmunzelnd, doch winkt schnell ab. Es mangele an attraktiven Modellen für "Normalbürger". "Aktuell gibt es wenig erschwingliche Autos, wenn man viele Bedürfnisse damit befriedigen muss", so Hoffmeister. Die Kombination aus Kaufpreis, Stauraum und akzeptabler Reichweite führt ihn in eine andere Richtung: "Es wird wohl wieder ein Verbrenner".