Innen ist die Sanierung der Jugendherberge am Eingang der Dilsberger Bergfeste abgeschlossen, doch am Dach und an der Fassade wird noch immer gearbeitet. Foto: Alex
Neckargemünd-Dilsberg. (cm) Hotels und weitere Beherbergungsbetriebe dürfen ab dem morgigen Freitag, 29. Mai, in Baden-Württemberg nach der Corona-Zwangspause wieder öffnen. Die Türen der erst im vergangenen Winter wiedereröffneten Jugendherberge auf dem Dilsberg bleiben allerdings verschlossen. Dies erfuhr die RNZ auf Anfrage vom Landesverband Baden-Württemberg des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH).
Dessen Sprecherin Pia Bah bestätigte, dass der Landesverband ab dem 1. Juni den Gästebetrieb in acht Jugendherbergen in Baden-Württemberg wieder aufnehmen wird – darunter übrigens auch jene in Heidelberg. "Durch die Corona-Schutzverordnung des Landes Baden-Württemberg wurden für die Beherbergung von Gästen erhöhte Hygiene- und Infektionsschutzstandards festgelegt", so Bah. "Hierdurch sind wir gezwungen, die komplette Belegung der Jugendherberge entsprechend der behördlichen Vorgaben neu zu organisieren."
Die Einhaltung der Abstandsregeln und Hygieneauflagen hänge stark von der Gebäudeinfrastruktur ab. "Im ersten Schritt gehen wir davon aus, ausschließlich Zimmer inklusive eigenem Bad/WC zu belegen", so die Sprecherin weiter. "Eine verbindlich definierte Auflage des Landes für den Beherbergungsbetrieb, die uns gegebenenfalls weiteren Spielraum ermöglichen würde, steht noch aus."
Die Jugendherberge auf dem Dilsberg verfüge nach der umfangreichen Sanierung leider nur über fünf Zimmer mit Dusche/WC. Ein weiteres Kriterium für die Wiedereröffnung sei ein möglichst kostendeckendes Bewirtschaften der Jugendherberge. Dabei würden die – unter den Auflagen – möglichen Kapazitäten ebenso eine wesentliche Rolle spielen wie die bereits vorliegenden Reservierungen und die zu erwartende Nachfrage am jeweiligen Standort und der jeweiligen Region. "Aus diesem Grunde ist zum momentanen Zeitpunkt noch nicht klar, wann die Jugendherberge Dilsberg den Betrieb wieder aufnehmen kann", so Bah.
Die Dilsberger Herberge am Eingang der Bergfeste mit dem historischen Torturm musste Mitte März wegen der Ausbreitung des Coronavirus nach gerade einmal vier Monaten wieder geschlossen werden. Übernachtungen zu touristischen Zwecken wurden verboten. Erst im vergangenen Oktober war die Jugendherberge nach fast vier Jahren festlich wiedereröffnet worden. Der Landesverband hatte für Anfang des Jahres 2016 die Schließung der Herberge beschlossen, da die damals auf 1,8 Millionen Euro geschätzten Brandschutzmaßnahmen für ihn nicht zu stemmen waren.
Die Spende eines bis heute anonymen Wohltäters über 1,5 Millionen Euro hatte dann die Wende gebracht und den Umbau erst ermöglicht. Am Ende wurde die Sanierung von Böden, Wänden, Decken, Sanitärbereichen und der Haustechnik sowie die Erneuerung der Möbel mit 3,4 Millionen Euro deutlich teurer als gedacht – 400.000 Euro davon zahlte die Stadt als Eigentümerin des historischen Torturms, der Teil der Herberge ist.
Bei der 95 Jahre alten Dilsberger Herberge handelt es sich um die zweitälteste Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Bis zum Jahr 2015 hatten hier 809.176 Personen übernachtet, im Schnitt waren es zuletzt etwa 10.000 Übernachtungen pro Jahr. Geführt wird die Herberge als Zweigstelle der Einrichtung in Heidelberg von den dortigen Herbergseltern Martina und Andreas Rihm. Die Dilsberger Herberge hat seit dem Umbau 20 Zimmer mit insgesamt 74 Betten.
Wirklich zufriedenstellend waren die Übernachtungszahlen nach der Wiedereröffnung nicht. In den vier Monaten wurden gerade einmal 906 Übernachtungen von 438 Gästen verzeichnet. Für April wurde mit 835 Übernachtungen gerechnet. Zu diesen kam es aber nicht.