Das diesjährige Osterfest findet unter strengen Corona-Regeln statt. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa
Region Heidelberg. (lesa/luw) Ein Ergebnis der jüngsten Bund-Länder-Konferenz ist die "Bitte" der Politiker an die Kirchen, an Ostern ausschließlich virtuelle Gottesdienste zu feiern. Die RNZ hat bei einer evangelischen Pfarrerin und einem katholischen Pfarrer der Region Heidelberg gefragt, was sie davon halten.
"Ich weiß nicht, wie sehr ich meine Emotionen dazu ausdrücken darf", leitet Pfarrer Arul Lourdu seine Antwort ein. Der Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen kritisiert diese "Bitte" als Einschränkung der Religionsfreiheit. "Ein Staat muss eigentlich den Menschen dienen", sagt er. "Und als Bürger dieses Landes bin ich nicht mehr sicher, was der Staat eigentlich von mir will." Lourdu betont, dass noch kein einziger Infektionsfall in Folge eines Gottesdienstes seiner Seelsorgeeinheit bekannt sei. Die Hygienekonzepte in den Kirchen funktionierten, sagt er. "Ich sehe eher ein Problem darin, wenn man die Menschen am Karsamstag alle in die Supermärkte lässt." Stattdessen unterstelle man den Kirchen, ein Treiber der Pandemie zu sein.
Darin sieht er auch eine "Undankbarkeit des Staates". Denn Lourdu hebt zudem die Bedeutung von "Christentum als therapeutische Religion" hervor. Er habe in den vergangenen Monaten in Gesprächen mit vielen Gläubigen erfahren, wie wichtig der Kirchenbesuch gerade jetzt für Körper und Seele sei. "Glaubenspraxis darf nicht auf eine Versammlung reduziert werden", sagt der Geistliche. Zumal Ostern das wichtigste Fest für Christen sei. Und alle seien "mündige Menschen", die selbst über einen Kirchenbesuch entscheiden könnten. Ob letztlich Gottesdienste in Kirchen gefeiert werden oder nicht, müsse die Erzdiözese Freiburg entscheiden.
In den evangelischen Kirchengemeinden Waldwimmersbach und Lobenfeld hat Pfarrerin Darina Staudt die Empfehlung zum Gottesdienstverzicht an Ostern nicht erwartet. "Wir haben gedacht, unter Hygienevorkehrungen geht das", so die Pfarrerin, die schon in den Vorbereitungen steckte. Nun warte sie auf eine Handlungsempfehlung des Oberkirchenrats – wenn diese vorliegt, will sie sich mit Pfarrern und Kirchengemeinderat beraten. Fest steht für Staudt: "Wir müssen Verantwortung übernehmen und schauen, dass wir die Leute nicht in Gefahr bringen." Das gelte insbesondere auch angesichts des aktuell hohen Inzidenzwerts in Lobbach. Daher stellt sie klar: "Ich liebe es, Gottesdienste zu machen. Aber wir müssen schauen, dass wir die Infektionen in den Griff bekommen."