Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Das Coronavirus hat auch Eppelheim erreicht. Die Ausnahmesituation fordert alle und vor allem die Bürgermeisterin, die als Krisenmanagerin mit ihrem Verwaltungsstab derzeit alles daransetzt, um mit weitreichenden Maßnahmen in der Bevölkerung das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Patricia Rebmann setzt auf eine persönliche Ansprache, um die Menschen für diese Ausnahmesituation zu sensibilisieren und ergreift parallel wichtige Schutzmaßnahmen, um die Ausbreitung des Virus so gut wie möglich zu reduzieren. Wir sprachen mit dem Stadtoberhaupt über Vorkehrungen, Maßnahmen und Herausforderungen.
Seit wann ist das Corona-Virus bestimmendes Thema im Rathaus?
Wir sind schon seit dem Ausbruch der Krankheit im chinesischen Wuhan in Habachtstellung. Die Entwicklungen wurden von uns genau beobachtet. Denn es geht um nichts Geringeres als Daseinsvorsorge, Fürsorge und Verantwortung für unsere Mitbürger.
Gibt es ein Krisenmanagement im Rathaus? Wenn ja: Wie sieht das aus?
Wir haben einen zwölfköpfigen Verwaltungsstab, der sich mindestens einmal am Tag und bei Bedarf auch öfter bespricht. Dazu haben wir auch eine eigene Gruppenmail eingerichtet und eine Möglichkeit zur Telefonkonferenz geschaffen. Wir erhalten im Notfall Unterstützung von unserem örtlichen Polizeiposten und vom Polizeirevier Süd.
Zwei Maßnahmen in der Krise in Eppelheim: Die städtischen Spielplätze wurden mit Bauzäunen abgesperrt. Fotos: GeschwillWer bestimmt, welche Maßnahmen umgesetzt werden?
Ich treffe die Entscheidungen nach Abwägung aller Fakten und Verordnungen und ich verantworte sie auch. Im Moment ist die Entwicklung der Ausnahmesituation sehr dynamisch. Es kann sein, dass stündlich neue Vorkehrungen getroffen werden müssen. Selbst wenn sich eine Maßnahme im Nachhinein als zu radikal herausstellen würde, so wurde sie letztlich nur zum Schutz der Bevölkerung getroffen. Ich werde in einer solch extremen Situation alle Maßnahmen ergreifen, die dem Allgemeinwohl dienen.
Welche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wurden bisher im Rathaus ergriffen?
Das Rathaus ist zu den regulären Öffnungszeiten besetzt und erreichbar. Jedoch bleibt das Rathaus-Gebäude verschlossen aus Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitern und unseren Bürgern. Aufgrund der aktuellen Lage und der Ausbreitung des Coronavirus bitten wir alle Bürgerinnen und Bürger – sofern es das Anliegen erlaubt – von persönlichen Vorsprachen bei den zuständigen Fachämtern der Stadt abzusehen. Eine Vorsprache wird lediglich nach erfolgter Terminvereinbarung bei unabweisbaren Anliegen ermöglicht.
Finden noch standesamtliche Trauungen statt?
Ja, sie finden noch statt. Aber sie sind begrenzt auf zehn Gäste und wir haben die Trauungen in die Rudolf-Wild-Halle verlegt, weil dort mehr Platz ist als im Bürgersaal. Die Standesbeamten informieren die Brautpaare vorab über diese Maßnahmen und stoßen auf großes Verständnis.
...im Rathaus wurde das Händeschütteln abgeschafft.Gibt es Verhaltensmaßnahmen für die Beschäftigten der Stadt?
Es gibt klare Dienstanweisungen, an die sich jeder zu halten hat. Wir haben Verhaltensregeln herausgegeben. Wer sich krank fühlt, darf nicht zum Dienst kommen. Ansonsten gilt: Abstand halten, auch unter Kollegen. Mitarbeiterbesprechungen von Angesicht zu Angesicht sollen weitestgehend vermieden werden. Stattdessen wird die Einholung von Auskünften oder Besprechungen nur noch über Telefon und E-Mail geführt.
Besteht für die Rathausangestellten die Möglichkeit von Homeoffice?
Ja, wir sind im Moment dabei, dies einzurichten und entsprechend Laptops zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung, wie viele ins Homeoffice geschickt werden, liegt bei den Amtsleitern. Der Dienstbetrieb muss zwingend aufrechterhalten werden, damit die Ausstellung von Dokumenten oder Urkunden jederzeit gewährleistet ist.
Welche Vorkehrungen wurden außerdem in der Stadt getroffen?
Wir haben sehr zügig alle unsere Außenstellen und öffentlichen Gebäude wie Stadtbibliothek, Rudolf-Wild-Halle, Sporthallen, Jugendzentrum und Schwimmbad geschlossen. Der Seniorentreff der Stadt, aber auch die anderen Seniorenangebote wurden ausgesetzt. Unsere Vereine und Organisationen haben verantwortungsvoll gehandelt und ihren Vereins- und Trainingsbetrieb eingestellt. Ganz aktuell wurden von uns nun auch alle Spielplätze in der Stadt mit Bauzäunen abgesperrt, weil ich der Meinung bin, dass Verbotsschilder gerade dort nicht ausreichen. Das ist für uns alle nicht angenehm, aber unbedingt notwendig. Auf dem Friedhof gibt es bei Beerdigungen Einschränkungen. Es dürfen nicht mehr als zehn Personen in die Friedhofshalle. Außerdem haben wir entschieden, den Mittwochs-Wochenmarkt bis auf Weiteres abzusagen.
Warum wurde den Bürgern diese Einkaufsmöglichkeit genommen?
Der Wasserturmplatz, an dem der Wochenmarkt durchgeführt wird, bietet nicht ausreichend Platz, um entsprechende Abstände zwischen Marktbesuchern einhalten zu können. Zum Schutz der Bevölkerung ist diese Maßnahme notwendig geworden. Sobald es absehbar ist, dass der Wochenmarkt wieder ohne Einschränkungen stattfinden kann, wird die Stadt eine entsprechende Meldung herausgegeben.
Können Sie schon sagen, wie lange die verschiedenen Maßnahmen und Einschränkungen beibehalten werden?
Wir richten uns da nach der Rechtsverordnung des Bundes. Diese gilt aktuell bis Juni. Solange sie nicht aufgehoben wird, hat sie bestand. Das kann sich aber auch schnell ändern, indem sich die Situation noch weiter verschärft oder sich schneller als gedacht wieder entspannt.
Wer kontrolliert die Einschränkungen, Verbote und Schließungen?
Das übernehmen die Stadt Eppelheim, die Kreisbehörden und die Polizei je nach Zuständigkeit.
Spüren Sie Solidarität und Hilfsbereitschaft in der Stadt?
Es haben sich bereits sehr viele hilfsbereite Menschen bei mir gemeldet. Gerne bringen wird Helfende und Hilfesuchende zusammen. Wir haben mit wirhelfen@ eppelheim.de eine Mailadresse eingerichtet, damit uns unsere Bürgerinnen und Bürger ihr Gesuch oder Angebot mitteilen können. Dies ist auch telefonisch unter 01 51 / 11 34 78 30 möglich.
Werden Beiträge für Kindergarten- oder Hortbetreuung nun ausgesetzt?
Ich habe ganz aktuell entschieden, den Beitrag und natürlich das Essensgeld für April auszusetzen. Das heißt auch, wir buchen nicht ab. Weitere Details dazu können später geklärt werden.
Die Corona-Krise trifft auch Gewerbe und Handel. Gibt es seitens der Verwaltung Maßnahmen, um die wirtschaftlichen Folgen zu mildern?
Wir gewähren zunächst eine Stundung von Gewerbesteuerzahlungen auf Antrag. Darüber hinaus wird gerade vom Bund ein Zuschusspaket überlegt, an dem wir uns dann orientieren werden.
Corona beeinträchtigt auch die Terminplanungen zu den 1250-Jahr-Feierlichkeiten Eppelheims in diesem Jahr.
Das Virus kennt leider weder Stadt- noch Landesgrenzen. Wir werden aber nichts ausfallen lassen, sondern holen alles nach. Gerade nach so einer schwierigen Zeit muss es auch etwas geben, worauf sich die Bürger freuen dürfen.