Von Benjamin Miltner
Leimen. Ihr Protest ist still und friedlich. Im Industriegebiet unweit der Bundesstraße 3 haben sich 27 Demonstranten versammelt. Sie sind dick eingepackt, trotzen 90 Minuten lang den Temperaturen um den Gefrierpunkt. Mit Schildern machen sie auf ihr Anliegen aufmerksam: "Tiere raus aus dem Zirkus" oder "Zirkus geht auch ohne Tiere" steht auf ihren Plakaten. Andere zeigen Tigerbilder mit dem Appell "Ich bin kein Entertainer" oder "Hilf mir bitte".
Die Aktivisten der Tierrechtsorganisation Peta protestieren am Freitagnachmittag gegen die Haltung von Wildtieren im Zirkus. Und ganz speziell gegen den "Circus Manuel Weisheit". Der gastiert mit seinen vier sibirischen Tigern als Hauptattraktion noch bis zum Sonntag am Mix-Markt in der Ferdinand-Porsche-Straße. Rund 200 Meter entfernt von den Demonstranten stehen das Zirkuszelt und die Tiergehege. Näher dürfen die Protestler nicht heran - Privatgelände.
"Das macht aber auch nichts", sagt Farzim Salimi. Er ist Mitglied der "Peta zwei" in Heidelberg, einer Untergruppe der Peta, und hat die Aktion organisiert. "Wir wollen nicht aggressiv auftreten, keinen Ärger", betont der 47-Jährige. Auf halber Strecke wachen fünf Polizisten darüber, dass die Aktivisten auf ihrem zugewiesenen Platz bleiben. Salimis Ziel? "Die Leute, die zum Zirkus gehen, aufklären und zum Umdenken bringen." Man wolle darauf aufmerksam machen, was hinter der schönen Fassade von Zirkussen mit Tieren vor sich geht. "Wir verstehen uns als Stimme der Tiere, die selbst keine haben."
Die Tiere, um die es geht, laufen derweil in ihrem Käfig unruhig auf und ab. Es ist kurz vor 17 Uhr. Artisten und Dompteure bereiten sich auf ihren Auftritt vor. Tim Thomsen gibt sich entspannt. Der Sprecher und Conférencier weiß von den Protesten und sagt: "Das ist deren gutes Recht. Wir können und wollen aber nicht viel Energie reinstecken, uns damit zu beschäftigen." Thomsen weist auf die Verbesserungen der Tierhaltung in den vergangenen Jahrzehnten hin, "die oft auf die Initiative von Zirkussen zurückgingen".
Dann ist es soweit: Die Vorführung beginnt, die Tiger haben gleich zu Beginn ihren Auftritt. Die knapp 100 Zuschauer im Zelt applaudieren eifrig. "Wir sind nicht extra wegen der Tiger gekommen, aber Tiere gehören zum Zirkus dazu", sagt eine Frau aus Leimen, die mit ihren Kindern die Vorstellung besucht. Die Demonstranten habe sie bemerkt, ihnen aber wenig Beachtung geschenkt. Ein Vater mit Sohn hat die Protestaktion nicht wahrgenommen. Er findet "Tiere im Zirkus okay - wenn sie artgerecht gehalten werden."
Circus Manuel Weisheit in Leimen - Die FotogalerieEin Widerspruch - zumindest in den Augen der Demonstranten, die weiter in der Kälte ausharren. "Wir müssen Tiere Tiere sein und in der freien Wildbahn leben lassen - alles andere ist unnatürlich", sagt Rüdiger Lautenschläger. "Die meisten Zirkusgänger machen sich über Tierhaltung keine Gedanken. Durch uns sehen sie, dass da ein Problem vorhanden ist." Ab und zu kommen Passanten vorbei, einige Autofahrer signalisieren mit dem Daumen nach oben Zustimmung. Aber nur selten kommt es zum Dialog. Punkt 17.30 Uhr wird aufgeräumt. Die Aktion endet so still und friedlich, wie sie begonnen hat. Der Protest geht aber weiter. Peta will heute und morgen um 14 Uhr erneut demonstrieren.