Jede Stimme kann entscheidend sein: Hier wurden am Sonntag die Stimmzettel von Briefwählern ausgezählt. Foto: Alex
Von Thomas Seiler
Schönau. Keiner der sieben Kandidaten zur Wahl des Bürgermeisters konnte sich am Sonntag entscheidend absetzen und die absolute Mehrheit auf sich vereinen. Und das trotz "respektabler" Wahlbeteiligung, wie die Wahlausschussvorsitzende und Erste Bürgermeisterstellvertreterin Tanja Ehrhard der RNZ mitteilte. Für den zweiten Wahlgang am 10. November erwartet die SPD-Stadträtin daher "eine deutliche Steigerung" der Wahlberechtigten, die zur Wahlurne schreiten.
Ob gerade der Stadtteil Altneudorf dann das "Zünglein an der Waage" spielt, wie bei der offiziellen Bekanntgabe des Wahlergebnisses vereinzelt zu hören war, bleibt dahingestellt. Jedenfalls wirft wiederum der von der SPD unterstützte Marco Skarke den Hut in den Ring, der nach dem ersten Wahlgang mit 26,4 Prozent Spitzenreiter ist. Auch der derzeit mit 20,8 Prozent auf Platz zwei stehende, von der örtlichen CDU geförderte und parteilose Matthias Frick kandidiert wieder. Ebenso der von den Freien Wählern gestützte Stadtrat Alesandro Sanchez Mateos, der mit etwas mehr als 18 Prozent auf Platz drei steht.
Auch Peter Göttmann, mit knapp 15,7 Prozent auf Platz vier, will es nochmals wissen. "Langeweile statt Leidenschaft" sieht er jetzt, nachdem ihn die von den Parteien getragenen Mitbewerber überholten. Gerade als Parteiloser nach einem mit "Herzblut" geführten "aufwendigen und kräftezehrenden" Wahlkampf will er deshalb nicht aufgeben und seine Wähler sowie insbesondere seine Familie nicht enttäuschen.
Definitiv zog Manuel Kolb jetzt schon seine Kandidatur zurück. Er landete mit 3,3 Prozent auf dem vorletzten Rang. Er sah sich als neutralen Kandidaten auf dem Stimmzettel - als einen, der "keine Lobby oder einen sogenannten Rattenschwanz mit sich zieht", sagte er gegenüber der RNZ. Obwohl der 31-jährige aus seiner Sicht "sehr viel Lob" erhalten habe - ebenso wie für seine Ausarbeitungen "Schönau 9.0" - spiegelt sich dies im Wahlergebnis nicht wider. Er versprach aber, "nicht von der Bildfläche" zu verschwinden, sondern einen Platz in Arbeitsgruppen der Stadt einzunehmen. Als nächstes politisches Ziel nennt Kolb eine Kandidatur für den Gemeinderat und später einen neuen Anlauf in Richtung Bürgermeisterwahl zu nehmen. Das müsse aber nicht Schönau sein.
Von den beiden weiteren parteilosen Kandidaten Philip Sharma (14,3 Prozent) und Harald Grebe (0,69 Prozent) lag der RNZ am Montagabend noch keine Stellungnahme vor. Bis zum morgigen Mittwoch, 23. Oktober, können sich nun weitere Bewerber um das Bürgermeisteramt beim Rathaus melden. Eine Frau, die gute Chancen hätte, dürfte nicht dabei sein, wie die beiden SPD-Rätinnen Tanja Ehrhard und Annette Gärtner vermuten. Beide erklärten auf RNZ-Nachfrage, dass sie sich in ihren Berufen so verwurzelt fühlten, dass sie sich nicht für die Bürgermeisterwahl kandidieren wollten.
Für den Fraktionschef der Freien Wähler, Darko Krcmar, und den FW-Kandidaten Sanchez Mateos heißt es nun, gerade in Altneudorf zu punkten. "In allen drei Wahlbezirken der Stadt ging Sanchez Mateos als Sieger hervor", will Krcmar die Flinte noch lange nicht ins Korn werfen. Umgekehrt sammelte der in Altneudorf ansässige Skarke dort die meisten Stimmen. "Das ist ein gutes Ergebnis und schön anzuschauen", meint er - ohne sich jedoch entspannt zurücklehnen zu wollen. Gerade die Sozialdemokraten wittern jetzt Morgenluft, den Rathaussessel wieder zu besetzen, nachdem Christdemokrat Marcus Zeitler diesen eingenommen und den langjährigen Bürgermeister Philipp Krämer (SPD) vom Thron gestoßen hatte.
Und den will Frick als einzig Auswärtiger erreichen, zumal er auf den Rückenwind der CDU bauen kann. "Ich muss jetzt die Nichtwähler auf meine Seite ziehen", sagt er und verspricht nochmals, im Falle eines Wahlsiegs umzuziehen. "Die Tendenz ist da", betont er dazu, auch wenn er ein Haus in Nußloch besitzt.