Eine Krankenschwester schließt im Krankenhaus einen Behälter mit einer Probe mit einem Nasenabstrich eines Patienten, der auf das neuartige Coronavirus getestet wird. Foto: dpa
Von Benjamin Miltner
Bammental. Kostenlose Corona-Schnelltests für alle: Dieses Versprechen hatte der Bund für die Zeit ab 1. März gegeben – und nun das Angebot verschoben. Auch im Land wird über die Teststrategie gestritten. In Bammental wird gehandelt. Dort bietet der Pflegedienst "Kur" in seinen Räumen in der Hauptstraße ab kommender Woche ein Schnelltest-Angebot für jedermann.
"Wir haben ein Zimmer mit separatem Eingang umfunktioniert und stellen einen Mitarbeiter für das zweistündige Testangebot komplett ab", erzählt Pflegedienstleiterin Scholl. Die Pflegekraft arbeitet dabei in einem Ganzkörper-Schutzanzug, zwischen den zu Testenden wird gelüftet und es bestehen keine Berührungspunkte.
Der Vorgang samt Beratung und Auswertung dauert rund 15 Minuten, sodass in Bammental acht bis zehn Personen pro Testtag das Angebot nutzen können. "Das sind nicht viele Tests, aber immerhin ein Anfang", meint Scholl. Pro Test werden 15 Euro erhoben – und komplett an das Familienzentrum weitergegeben. "Dort sind so viele Ehrenamtliche im Einsatz, etwa bei der Impfberatung für Senioren. Die sollen, wenn Corona rum ist, ein schönes Fest feiern oder ein Geschenk erhalten", wünscht sich Scholl. Dafür stelle der Pflegedienst gerne die Tests, Ausrüstung und Arbeitszeit.
Es ist nach Heiligkreuzsteinach die zweite Teststation dieser Art im Heidelberger Umland. Auch dort ist neben der Gemeinde der örtliche Pflegedienst "Kur" involviert – früher Partner, heute zwei Betriebe, wie Scholl erklärt. In der Elsenztalgemeinde ist die Teststation dienstags von 10 bis 12 und freitags von 12 bis 14 Uhr geöffnet. Anders als im Steinachtal ist ein Spontanbesuch nicht möglich, Termine gibt es unter Telefon 0 62 23 / 86 56 30.
Wenn der Bedarf sehr groß sei, will Scholl das Angebot ausweiten. Ihr ist wichtig, den Leuten zu erklären, was der Test kann und was nicht, ein Infoblatt sowie das Ergebnis schriftlich mitzugeben. "Positive Ergebnisse werden ans Gesundheitsamt gemeldet und die Personen an den Hausarzt für einen PCR-Test verwiesen", so Scholl.
Beim Schnelltest-Angebot des Pflegedienstes gibt es die Auswahl: Die hier eingesetzten Tests sind auch für den "beliebteren" Rachenabstrich zugelassen. "Wir nutzen außerdem neue Tests, bei dem der Abstrich in der Nase gemacht wird, aber nur im vorderen Bereich, was es wesentlich angenehmer macht", berichtet Scholl. Zum Dritten gibt es einen "Spucktest", bei dem der Speichel zum Corona-Nachweis genutzt und in ein Schälchen gespuckt wird.
Diese Sicherheit sieht Scholl bei Selbsttests für jedermann, die nun teils bereits Sonderzulassungen erhalten haben, nicht. "Jüngere Leute kriegen das hin, aber gerade bei Älteren ist die Gefahr groß, dass diese nicht richtig durchgeführt werden", sieht sie mögliche Fehlerquellen. Alle ihre Mitarbeiter werden indes zwei- bis dreimal pro Woche getestet.
Auch bei Patienten werden Schnelltests auf Anfrage durchgeführt. "Wir wurden immer wieder angesprochen. Patienten-Angehörige wollten etwa die 85-jährige Schwiegermutter besuchen, haben sich aber nicht getraut", erzählt Scholl. Sicherheit, Zuversicht – das will sie mit der Teststation für alle verbreiten. "Jeder sehnt sich nach Normalität", weiß die Pflegedienstleiterin. Ihre Hoffnung: "Dass unser Angebot hilft, die Zahlen zu drücken und die eine oder andere Infektion verhindert, damit wir bald im Eiscafé sitzen können. Das wäre doch was!".