Mit Elan in die nächsten Kursangebote (v.l.): die Hospizdienst-Vereinsmitglieder Maria Johmann-Heidinger, Andrea Haasemann, Walter Berroth, Dorle Haarmann, Marianne Schröter, Käthe Stroh und Gaby Burger. Foto: Alex
Von Anna Haasemann-Dunka
Bammental. Mit viel Elan geht der Ambulante Hospizdienst Elsenztal nun im Frühjahr an die selbst gestellte Aufgabe mit einem entsprechenden Kursangebot ab 16. April. Denn im vergangenen Herbst hatte die geplante Ausbildung zu ehrenamtlichen Hospizhelfern wegen des neuerlichen Corona-Lockdowns ausfallen müssen. Dabei kann man sich auf den Appell des Hospiz- und Palliativverbandes berufen, der feststellt: "Wir brauchen dringend ehrenamtliche Hospizhelfer und -helferinnen." Zu einer Informationsveranstaltung – moderiert von der Hospizfachkraft Andrea Haasemann – lud der Verein unter Einhaltung der gebotenen Corona-Regeln ins Anna-Scherer-Haus ein.
Es ging darum, Interessierten das Thema Sterbebegleitung aus verschiedenen Perspektiven nahezubringen und somit eine Entscheidungshilfe für eine Teilnahme an der Ausbildung zu geben. Der Vorsitzende Walter Berroth stellte den 2008 gegründeten Verein vor. Im Mittelpunkt der ehrenamtlichen Hospizarbeit steht die Begleitung und Beratung von schwerstkranken, sterbenden Menschen und deren Angehörigen zu Hause, im Pflegeheim, in einer betreuten Wohnung oder auf einer Palliativstation im Krankenhaus. Rund 50 Mitglieder zählt der Hospizdienst, der sich als Ergänzung im psychisch-sozialen Bereich versteht und im ständigen Kontakt mit medizinisch-pflegerischen Einrichtungen, Palliativstationen, niedergelassenen Ärzten sowie Sozialstationen und Kirchengemeinden ist. Der Ambulante Hospizdienst arbeitet überkonfessionell; wenn es gewünscht ist, werden aber auch kirchliche Bezüge berücksichtigt.
Derzeit gibt es über 20 ausgebildete Hospizhelfer im Verein, die allerdings nicht immer alle für Sterbebegleitungen zur Verfügung stehen. In den vergangenen Jahren wurden zwischen 400 und 450 Begleitungen geleistet. Zwei vom Verein angestellte Hospizfachkräfte, Andrea Haasemann und Maria Johmann-Heidinger, koordinieren die Einsätze der Ehrenamtlichen.
Einen Überblick über die moderne Hospizbewegung und ihre Begründerin Cicely Saunders gab Marianne Schröter, früher Vorsitzende des Vereins. Im Jahr 1967 nahm das erste stationäre Hospiz, das "Christopher Hospiz" in London, seine Arbeit auf – als Reaktion auf das gesellschaftliche Phänomen, Sterben und Tod immer mehr auszuklammern. Die Ursache dafür sah sie auch in einer übertriebenen Medizingläubigkeit mit dem Fokus auf die Apparatemedizin.
"Du zählst, weil Du ,Du’ bist. Und Du wirst bis zum letzten Augenblick Deines Lebens eine Bedeutung haben", zitierte Schröter einen Leitspruch Saunders. Aber auch auf die Einsichten von Elisabeth Kübler-Ross, der Begründerin der modernen Sterbeforschung, von Sterbenden zu lernen, wie man mit ihnen umgehen sollte und welche Hilfe sie sich erhoffen, wird in der Hospizarbeit zurückgegriffen. Schröter schilderte zudem, wie der Einsatz und die Begleitung der ehrenamtlichen Helferschaft abläuft, wenn sich Angehörige oder Sterbenskranke selbst an den Verein wenden.
Diese praktische Sicht auf die Tätigkeit vertiefte die Hospizhelferin Dorle Haarmann anhand von eigenen, sehr anschaulichen Erfahrungsberichten. Die gelernte Altenpflegerin stand in ihren 40er Lebensjahren nach einer Basilaristhrombose selbst am Rande des Todes – auch eine spätere Krebserkrankung überwand sie. Für die heute 73-Jährige steht am Beginn einer Begleitung die Frage im Vordergrund: "Was braucht der Mensch?" Die Antwort falle dabei ganz individuell aus – immer mit dem Ziel vor Augen, dem Sterbenden so viel Lebensqualität wie möglich zu geben. Patienten wünschen sich oft eine neutrale Person, mit der sie sich austauschen oder eine Lebensbilanz ziehen können. Manchmal konnte sie in Familien vermitteln, wenn es Klüfte zu überwinden galt, manchmal halfen Gespräche über das Leben oder die Ängste – und manchmal reichte es einfach da zu sein oder zuzuhören, etwas vorzulesen oder gemeinsam ein Gebet zu sprechen. "Sterben ist schön, wenn es daheim ist, das ist meine Erfahrung", sagte Haarmann.
Über die Ausbildung zum Hospizhelfer informierte Maria Johmann-Heidinger, Krankenschwester mit palliativer Ausbildung. Sie wird den Kurs gemeinsam mit Gaby Burger leiten. Geplant sind nach einem Abend-Treff zum Kennenlernen – bis dahin muss die Anmeldung bereits erfolgt sein – sechs Ausbildungswochenenden in den Folgemonaten bis Mitte Juli. Im Anschluss an den Theorieteil folgt noch eine praktische Ausbildung mit rund 40 Stunden auf einer Palliativstation. Die erfolgreiche Teilnahme am Kurs wird mit einem Zertifikat bestätigt. Die Hälfte der Kosten von 120 Euro, auch für Getränke und kleine Imbisse, werden bei einer Mitgliedschaft im Verein zurückerstattet.
Info: Weitere Auskünfte zum Verein Ambulanter Hospizdienst Elsenztal gibt es im Internet unter der Adresse www.hospizdienst-elsenztal.de oder unter Telefon 0 15 25 / 2 84 58 75.