Gang über den frischen Asphalt: Nicolette Kressl (3.v.r.) wurde gestern von (v.l.) Uwe Seiz vom Stadtbauamt, den Stadträten Winfried Schimpf (SPD), Petra Groesser (Grüne) und Jürgen Rehberger sowie Frank Volk begleitet. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Die erste Herausforderung am gestrigen Mittwoch war für Nicolette Kressl, den Weg zum Rathaus zu finden. Dass die Verkehrsführung wegen der B 37-Baustelle derzeit nicht ganz einfach ist, bekam die Regierungspräsidentin so gleich zu sehen. Doch der Gast aus Karlsruhe kam pünktlich an. "Eigentlich hatten wir den Besuch auf die letzte Woche der Baustelle terminiert", sagte Bürgermeister Frank Volk bei seiner Begrüßung. Doch wie Kressl schon auf der Anfahrt erkennen konnte, wurde daraus nichts.
Gestern wurde bekannt, dass die Baustelle in den Winter geht und erst Mitte Dezember - also nicht wie ursprünglich geplant Mitte November - fertig werden soll. So lange wird wohl auch die jetzige Verkehrsregelung mit der Sperrung in Richtung Heidelberg bestehen bleiben. Die fertig sanierte Straße wird also sozusagen ein Weihnachtsgeschenk - wenn das Wetter mitspielt. Im schlimmsten Fall muss die Baustelle mit einer nur halb fertigen Straße "überwintern" und wird erst im Frühjahr fertig.
Bürgermeister Frank Volk betonte im Gespräch mit Nicolette Kressl, dass in sieben Monaten knapp vier Millionen Euro in Neckargemünd "verbaut" wurden. Das Regierungspräsidium war für die Straßenerneuerung zuständig, die Stadt erneuerte Abwasserkanäle und baute die Bushaltestelle gegenüber dem Bahnhof barrierefrei um, die Stadtwerke tauschten Gas- und Wasserleitungen aus. "Es ist nicht gewöhnlich, dass das Regierungspräsidium in so kurzer Zeit in einer Ortsdurchfahrt solche Beträge verbaut", meinte der Rathauschef. "Zu 99 Prozent der Baustellenzeit hatten wir einen guten Kontakt und die restlichen ein Prozent haben wir auch geregelt bekommen."
Inzwischen heiße es in der Region, so Volk, dass Baustellen überall so gut laufen müssten wie in Neckargemünd. Er nannte zum Vergleich die extremen Verzögerungen bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt im benachbarten Wiesenbach, die aber dort nicht selbst verschuldet gewesen seien.
"Die Neckargemünder Friedensbrücke ist inzwischen in Karlsruhe bekannt", sagte Nicolette Kressl mit einem Augenzwinkern. Die Regierungspräsidentin dankte der Stadt, die viel Verwaltungspersonal für die Baustelle eingesetzt habe. "Die Bürger rufen eben nicht beim Regierungspräsidium an, sondern in den Kommunen vor Ort", wusste sie.
Seit fast zwei Jahren stelle der Bund "großzügige Mittel" für Straßenprojekte zur Verfügung. "Wir sehen uns verpflichtet, diese Mittel auch zu verwenden", so Kressl. "Deshalb gibt es derzeit so viele Baustellen gleichzeitig." In Zukunft soll es hier bessere Absprachen mit allen Beteiligten geben. "Das wird aber keine leichte Aufgabe." Kressl sprach damit wohl die Landesstraße 536 zwischen Altneudorf und Wilhelmsfeld an, die ebenfalls saniert wird und gesperrt ist.
Die Regierungspräsidentin berichtete, dass im letzten Bauabschnitt in der Bahnhofstraße auf Neckargemünder Seite Mehrarbeiten notwendig werden, die zu Verzögerungen führen. Statt nur zwölf Zentimeter wurde die Fahrbahn wegen ihres schlechten Aufbaus 48 Zentimeter tief abgetragen. Gestern wurde auf der Fahrspur Richtung Heidelberg der Asphalt aufgebracht. Bald wechselt die Baustelle auf die andere Fahrspur. Hier könne es problematisch werden, deutete Bürgermeister Volk an. So könnten zum Beispiel noch Straßenbahnschienen der stillgelegten Trasse nach Heidelberg zum Vorschein kommen, die nicht entfernt wurden. Volk begründete die Verzögerung auch mit dem Gasleck im Juli.
Nun hoffen alle Beteiligten auf einen milden Winteranfang. Zwar seien die meisten Arbeiten auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt möglich, wie der Bürgermeister sagte - nicht aber das Asphaltieren. "Bei einer so langen Baumaßnahme sind vier Wochen Verzögerung aber kein Thema", meinte Volk. "Jetzt sind wir zwar ein bisschen hintendran, aber dafür haben wir am Ende eine neue Straße, die sehr lange hält."