Karl Rühl. Archivfoto: Alex
Nußloch/Wiesloch. (cm) Auch am dritten Verhandlungstag ist im Prozess wegen falscher Verdächtigung gegen Nußlochs Bürgermeister Karl Rühl vor dem Wieslocher Amtsgericht noch kein Urteil gefallen. Gestern Nachmittag hielten Staatsanwalt Dominikus Konheiser und Rühls Verteidiger Erich Häffner ihre Plädoyers. Wie es weitergeht, soll am Mittwoch, 29. November, um 14 Uhr verkündet werden. Auch dann fällt aber wohl noch kein Urteil, denn sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung haben sogenannte Hilfsbeweisanträge gestellt.
Der Staatsanwalt sah es in seinem halbstündigen Plädoyer als erwiesen an, dass Rühl den Architekten Ercan D. zu Unrecht einer Straftat bezichtigt hat. Im Juni 2016 war es an Rühls Wohnort Mühlhausen zu einer Auseinandersetzung zwischen beiden gekommen. Der Grund: Der Architekt soll für sein Haus zu viel Erde abgegraben haben, sodass der angrenzende Acker von Rühls Eltern instabil wurde. Dies wollte Rühl mit der Kamera dokumentieren. Er behauptet, von dem Architekten beleidigt und geschlagen worden zu sein, was dieser aber bestreitet.
Die Staatsanwaltschaft schenkte dem Architekten Glauben. Und blieb dabei: Dessen Aussage sei von einer "unabhängigen, neutralen und glaubwürdigen Zeugin" bestätigt worden. Die Frau hatte ausgesagt, dass sie von ihrem Balkon aus keinen Angriff gesehen habe. Konheiser forderte eine Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 200 Euro statt 35 Tagessätze zu je 150 Euro wie im Strafbefehl, gegen den Rühl vorging. Er habe dem Architekten mit der Anzeige schaden wollen.
Rühls Verteidiger erkannte in seinem über zweieinhalbstündigen Plädoyer zahlreiche Ungereimtheiten zwischen den einzelnen Aussagen der Zeugen, die sich teilweise sogar selbst widersprechen würden. Sie seien nicht glaubwürdig. "Wir haben zehn bis 15 Varianten gehört, wie es gewesen sein soll", sagte Erich Häffner. "Das waren Märchenstunden." Als sie mit den Widersprüchen konfrontiert wurden, hätten die Zeugen sich nicht mehr erinnern können. "Und warum sollte mein Mandant überhaupt das alles inszenieren?" Der Anwalt forderte Freispruch und kritisierte die Staatsanwaltschaft, die ihrer Neutralitätspflicht nicht nachgekommen sei. Häffner sah "fast schon einen kleinen Skandal".
Karl Rühl, der Nußloch als Bürgermeister erfolgreich aus den Schulden führte, sagte in seinem 40-minütigen Schlusswort, dass er sich wie ein Schwerverbrecher an den Pranger gestellt und vorverurteilt fühle. "Ich wurde vom Geschädigten zum Beschuldigten und kann bis heute nicht verstehen, warum ich hier sitze."