Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Wo ein ehemaliger Polizeibeamter an der Spitze der Gemeinde steht, ist die Kriminalität besonders niedrig. Das gilt nicht überall, aber in Mauer auf jeden Fall. Seit sieben Jahren ist John Ehret Bürgermeister der 4000-Seelen-Gemeinde im Elsenztal. Und die aktuelle Kriminalstatistik der Polizei zeigt: Mauer ist die sicherste Gemeinde im Heidelberger Umland. Hier kam es im vergangenen Jahr gerade einmal zu 54 Straftaten - was nur 14 Straftaten je 1000 Einwohner entspricht. Das ist der Top-Wert in der Region. Damit hat Spechbach den Titel der sichersten Gemeinde rund um Heidelberg verloren. Statt zwölf wurden nun 15 Straftaten auf 1000 Einwohner gezählt. Im 1700-Seelen-Dorf wurden im vergangenen Jahr 25 Straftaten erfasst - im Vorjahr waren es noch 20. Auffällig: Auch hier ist mit Guntram Zimmermann ein ehemaliger Polizeibeamter Bürgermeister.
Die Kriminalitätsstatistik für die Region zeigt: Je näher eine Gemeinde an Heidelberg liegt, desto höher ist die Kriminalitätsbelastung. Doch woran liegt das? "In einer Stadt ist natürlich mehr los als in einem kleinen Dorf", erklärt Polizeisprecher Markus Winter. "Auf dem Land funktioniert die soziale Kontrolle noch viel besser." In anonymen Städten würde schneller die Polizei gerufen als in einem Dorf, wo Streitigkeiten oftmals auch untereinander geklärt werden.
"Auch die Verkehrswege sind entscheidend", sagt Winter. "Für Verbrecher ist es entscheidend, dass sie schnell wieder vom Tatort wegkommen." Außerdem müsse es für bestimmte Straftaten überhaupt Gelegenheiten geben: "Wenn es kein Industriegebiet gibt, können aus diesem auch keine Baumaschinen gestohlen werden", so der Polizeisprecher.
Das Gegenteil von Mauer und Spechbach im Heidelberger Umland ist Eppelheim. In Heidelbergs westlicher Nachbarstadt ist die Kriminalitätsrate am höchsten in der Region. Hier kommen 53 Straftaten auf 1000 Einwohner. "Eppelheim liegt im Dunstkreis von Heidelberg", sagt Winter. "Dennoch ist das Niveau verglichen mit Heidelberg, Mannheim oder Großstädten wie Berlin, München und Hamburg relativ niedrig."
Doch wie kommt diese Zahl zustande? Absolut wurden in Eppelheim im vergangenen Jahr 815 Straftaten gezählt - 16 mehr als im Vorjahr, was einer Steigerung von rund zwei Prozent entspricht. 52,4 Prozent davon wurden aufgeklärt.
Ein Schwerpunkt: Jede dritte Straftat war ein Diebstahl. Registriert wurden hier 275 Fälle. Das waren allerdings 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Ebenfalls leicht rückläufig war die Zahl der Körperverletzungen von 97 auf 93 Fälle.
Zugenommen haben jedoch die Sachbeschädigungen von 190 auf 220 Fälle, die Vermögens- und Fälschungsdelikte von 80 auf 87 Fälle sowie die Rauschgiftdelikte von 59 auf 69 und die Sachbeschädigungen an Fahrzeugen von 48 auf 76 Fälle. "Das kann aber auch daran liegen, dass 25 oder 30 Autos auf einen Schlag zerkratzt werden", sagt Polizeisprecher Winter.
Die meisten Straftaten in der Region gab es in der Großen Kreisstadt Leimen mit 1040. Bezogen auf die Einwohnerzahl relativiert sich aber dieser Wert. Insgesamt liegt die Region unter dem Schnitt für den Rhein-Neckar-Kreis, wo 44 Straftaten auf 1000 Einwohner kommen. Im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten war der Rückgang in Mauer, wo statt 88 nur noch 54 Straftaten gezählt wurden - ein Minus von fast 40 Prozent.
Doch wie ist das zu erklären? Tatsächlich gingen die Straftaten in allen Bereichen zurück. So gab es zum Beispiel nur noch 20 statt 30 Diebstähle, nur noch zwölf statt 19 Vermögens- und Fälschungsdelikte, nur noch sechs statt neun Körperverletzungen und gar kein Rauschgiftdelikt mehr. Im Vorjahr waren es noch acht. Hier hängt die Zahl aber auch von der Ermittlungsintensität der Polizei ab. Nicht so positiv ist die Entwicklung der Aufklärungsquote: Statt 48,9 Prozent im Vorjahr wurden nur noch 33,3 Prozent der Straftaten aufgeklärt.
Am happigsten war die Steigerung der Kriminalität in Gaiberg mit sage und schreibe 64 Prozent. In absoluten Zahlen klingt das aber harmlos: Statt 35 kam es zu 57 Straftaten. Die Steigerung betraf alle Bereiche: Die Zahl der Diebstähle stieg um elf, jene der Vermögens- und Fälschungsdelikte um sechs und jene der Sachbeschädigungen an Fahrzeugen um sieben. In den anderen Orten der Region bewegten sich die Zu- und Abnahmen der Straftaten im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Prozent-Bereich.