Notunterkunft Leimen: "Es besteht die Gefahr des Lagerkollers"
Anstelle der geplanten 300 Asylbewerber befinden sich jetzt schon 480 Flüchtlinge in Leimens Notunterkunft - DRK warnt - Großteil der Bewohner muss nahezu ohne Privatsphäre auskommen
Von Nikolas Beck
Leimen. Rund sechs Wochen sind vergangen, seit der Rhein-Neckar-Kreis eine ehemalige Gewerbehalle in der Travemünder Straße zur Notunterkunft für Flüchtlinge gemacht hat. Schnell gehen musste es damals: Nur wenige Tage nachdem die Planungen öffentlich gemacht wurden, kamen auch schon die ersten Männer aus Syrien, Afghanistan, Irak, Kamerun, Togo oder Gambia in Leimen an. Für ein Jahr solle die ungenutzte Halle im Gewerbegebiet der Großen Kreisstadt für bis zu 300 Asylbewerber ein Dach über dem Kopf bieten, hieß es aus dem Landratsamt. Beim Blick in die Unterkunft war allerdings schon damals zu erahnen, dass es bei den 30 belegten Parzellen, jeweils von zehn Männern bewohnt, nicht bleiben wird. Inzwischen ist die Zahl der Flüchtlinge in der Travemünder Straße auf 480 angewachsen.
"Diese Unterkunft ist nun am Limit", sagt Matthias Frick, Vorsitzender des Leimener DRK-Ortsvereins, der immer wieder Hilfsaktionen für die dort untergebrachten Menschen organisiert. Er habe zwar großes Verständnis für den Rhein-Neckar-Kreis, es bestehe aber die Gefahr des "Lagerkollers". Gerade in der jetzigen Zeit sei Bewegung für die Bewohner der Unterkunft extrem wichtig, es sei aber weiterer Raum für sportliche Bewegung verloren gegangen, warnt Frick. Bei den 480 Personen handele es sich jetzt zumindest um die "Maximalbelegung", sagt Silke Hartmann, Pressesprecherin des Landratsamtes.
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Die Umbauarbeiten der sanitären Anlagen seien inzwischen fertiggestellt, aber längst noch nicht alle Parzellen konnten mit Planen umspannt werden. Ein Großteil der Bewohner muss also nach wie vor ohne Sichtschutz - und damit nahezu ohne Privatsphäre - auskommen. Aufgrund der anhaltenden Lieferschwierigkeiten werde man in künftigen weiteren Objekten feste Wandelemente installieren, so Silke Hartmann. Auch auf etwa 1000 vor knapp zwei Monaten bestellte abschließbare Spinde, in denen die Flüchtlinge ihre persönlichen Gegenstände verstauen können, warte man vergeblich.