Leimen möchte eine Gemeinschaftsschule
St. Ilgen soll der Standort sein - Realschule bleibt beim Halbtagesbetrieb

Von Thomas Frenzel
Leimen. Die Sache mit dem lieben Geld, das in die Hand genommen werden muss, ist noch längst nicht ausgestanden. Aber zumindest die Richtung, in die sich die Schullandschaft in der Großen Kreisstadt weiter entwickeln soll, hat der Gemeinderat bei seiner zurückliegenden Zusammenkunft mit überwältigender Mehrheit festgezurrt. Demnach soll die Geschwister-Scholl-Schule in St. Ilgen, die derzeit noch als Grund- und Werkrealschule firmiert, zu einer Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetrieb ausgebaut werden. Die Realschule in Leimen-Mitte bleibt dagegen bei ihrem Halbtagesbetrieb und soll aber bei der Nachmittagsbetreuung aufgerüstet werden.
Was für den St. Ilgener Grundschulbereich längst beschlossen wurde, soll nun auch im sogenannten Sekundarbereich eins - also für die Klassen fünf bis zehn - eingeführt werden: der Ganztagesbetrieb. Nach Worten von Oberbürgermeister Hans D. Reinwald war das Konsens am Runden Tisch, an dem sich neben der Stadtverwaltung und den Fraktionsvertretern auch die Schulleitungen und die Elternvertreter eingefunden hatten. Konsens sei ebenfalls die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule gewesen und dass sich Scholl- und Realschule nicht gegenseitig Konkurrenz machen sollen.
Christiane Mattheier (SPD) und Ralf Frühwirt (GALL) war die Freude über diesen Konsens anzumerken: Beide Fraktionen hatten schon 2013 die Umwandlung der Scholl- in eine Gemeinschaftsschule beantragt und waren seither - auch infolge einer eklatanten Abstimmungspanne - mit diesem Begehr immer wieder gescheitert. Für Mattheier ist die Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetrieb nicht zuletzt die Möglichkeit für Eltern, Schule und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Für Frühwirt tut sich für Leimener Kinder die Wahlmöglichkeit zwischen zwei Schulformen auf, zumal eine Gemeinschaftsschule dann auch den gymnasialen Zug bis zur zehnten Klasse anbietet. Frühwirt verwies zudem auf die Nachbargemeinden: In Nußloch gibt es kein weiterführendes Schulangebot mehr, in Sandhausen stehe die dortige Werkrealschule vor ihrem Ende - die so entstehende Nachfrage dürfe nicht allein der Realschule aufgebürdet werden, die eh schon aus allen Nähten platze.
Claudia Neininger-Rödt (CDU) freute sich, "dass sich alle freuen". Freimütig räumte sie ein, dass sie persönlich nicht am Konzept einer Gemeinschaftsschule gezweifelt habe und St. Ilgen der richtige Standort sei. Jedoch: Der für eine Gemeinschaftsschule nötige Investitionsaufwand habe bei allen Entscheidungen eine extrem gewichtige Rolle gespielt, weshalb sie hoffe, dass vom Land mehr Gelder kommen. Ähnlich äußerte sich Mathias Kurz (FW), der den Runden Tisch als sehr gute Sache bezeichnete, zumal es in Baden-Württemberg extrem schwierig sei, bei weiterführenden Schulen vernünftige Entscheidungen zu treffen.
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Bauchschmerzen, wie er sagte, hatte Klaus Feuchter (FDP) nicht beim Ganztagesbetrieb, sondern bei der Gemeinschaftsschule, die er - da nicht Erfolg versprechend - für nicht gut erachtete. Auf diesen Zug steige man jetzt nur auf, weil hier sehr hohe Zuschüsse winkten. Im Übrigen sei Leimen nicht mit dem ländlichen Raum zu vergleichen: Im Umkreis von 15 Kilometern existierten 30 weiterführende Schulen. Vehement pochte Feuchter auf einen Ausbau der Nachmittagsbetreuung an der Realschule, was der OB unterstützte, ohne sich auf die Art der Betreuung festlegen zu wollen: Jenseits eines Hortangebots gäbe es mit Zivildienstleistenden oder Schulbegleitern diverse Töpfe, die man hierfür nutzen könne.
Die Abstimmung entsprach den Wortmeldungen. Der Grundsatzbeschluss, die Schollschule in eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagesbetrieb auszubauen und die entsprechenden Vorplanungen in Angriff zu nehmen, stieß auf das Nein zweier Liberaler. Einstimmig ging dagegen über die Bühne, die Realschule im Halbtagesbetrieb mit auszubauender Nachmittagsbetreuung zu belassen.



