Leimen: Die inoffizielle Währung des Landgut Lingental sucht sich einen neuen Weg
Die Gutscheine "Lingentaler" des Landgutes sollen bei den bisherigen Pächtern an einem neuen Ort einlösbar sein

Leimen-Lingental. (cm) "Wir wollten doch dieses Jahr Martinsgans essen gehen", sagt Friedrich Edler. Dafür hat der Bammentaler seiner Tochter zu Weihnachten 26 "Lingentaler" im Wert von 130 Euro geschenkt. "Lingentaler", das war die inoffizielle Währung des inzwischen geschlossenen Landgutes Lingental. Die Münzen mit einem Wert von jeweils fünf Euro wurden von den Betrieben des Landgutes als Gutschein herausgegeben. Sie konnten in allen Betrieben eingelöst werden, also unter anderem in den Restaurants sowie dem Blumen- und dem Weinladen. Das Problem nur: All diese Betriebe sind inzwischen geschlossen. Und eine Martinsgans wird dort im November somit nicht mehr serviert.
So wie Friedrich Edler fragt sich nun auch Jürgen Scheurer aus Wiesenbach, der noch 14 "Lingentaler", also 70 Euro, zu Hause liegen hat: "Wo kann ich die Lingentaler nun einlösen?" Und: "Was bekomme ich dafür?" Nach den Berichten über die vor Kurzem endgültige Schließung des Landgutes nach den Überschwemmungen im Frühjahr meldeten sich noch viele weitere Leser mit denselben Fragen bei der RNZ.
Michael Hofbauer kennt diese Fragen. Der inzwischen ehemalige Eigentümer des an eine Gesellschaft verkauften Landgutes Lingentals betont: "Wir stehen dafür ein." "Wir" - das sind die Pächter der Betriebe auf dem bisherigen Landgut. Es werde möglich sein, die "Lingentaler" in "absehbarer Zeit" bei den Pächtern einzulösen. Deren Betriebe - darunter auch ein Restaurant - sollen in einer Immobilie Platz finden, die der Kunsthistoriker erwerben möchte. Im Restaurant sollen dann auch die bisherigen Angestellten arbeiten - darunter auch Sternekoch Robert Rädel. "Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern", sagt Hofbauer. Wo diese Immobilie sein wird und wann die Betriebe eröffnen könnten, ist noch unbekannt. Nur so viel: Es soll in Heidelberg sein, nicht aber der Alte Kohlhof.
Die Betriebe werden dann die "Lingentaler" annehmen - unabhängig davon, von welchem Betrieb des Landgutes diese einmal ausgegeben worden sind. Das ist den Münzen ohnehin nicht anzusehen. "Die Gutscheine verfallen nicht", betont Hofbauer. "Die Kunden haben diese gekauft und sollen dafür auch eine Leistung erhalten." Eine Barauszahlung sei jedoch ausgeschlossen. Das Landgut hatte übrigens mehrere Tausend "Lingentaler" herausgegeben.
Friedrich Edler hofft nun, dass seine Tochter ihre 26 "Lingentaler" bald doch noch einlösen kann. Wenn auch nicht in Lingental. Vielleicht schmeckt die Martinsgans ja auch in Heidelberg. Foto: Moll



