Neckargemünd. (mare) Zwei Jugendliche gerettet, Aufzug kaputt. Das ist die Bilanz eines Einsatzes der Feuerwehr am Bahnhof Ende Juli. Seitdem funktioniert der Aufzug zu den Gleisen zwei und drei nicht mehr. So quälen sich seit Wochen Reisende mit Gepäck oder Kinderwagen und Rollstuhlfahrer die Treppen hoch und runter. Und das werden sie noch bis Mitte September tun müssen - die Reparatur ist nämlich nicht einfach.
Ein rot-weißes Absperrband am Aufzug macht schon von Weitem deutlich: Hier geht derzeit nichts. Was war geschehen? Am Mittag des 22. Juli ging bei der Feuerwehr ein Notruf ein. Zwei Personen seien seit einer halben Stunde im Aufzug am Bahnhof eingeschlossen. Die Feuerwehr rückte also mit einem Rüstwagen zur technischen Hilfeleistung aus. "Wir haben zuerst mit dem Aufzugsschlüssel die äußere Tür geöffnet", erklärt Abteilungskommandant Dirk Weinmann. "Bei der inneren Tür ging aber nichts."
Der Aufzug steckte nämlich in einer ungünstigen Position fest. Da es an jenem Tag sehr heiß war, ging es den beiden eingeschlossenen Jugendlichen immer schlechter. Und der Notdienst der Bahn ließ auf sich warten. Also war Handeln angesagt. "Sie müssen jetzt da raus", erinnert sich Dirk Weinmann, dass die Zeit drängte. Also musste die Feuerwehr die Tür mit Hebelwerkzeug und Gewalt öffnen. Teilweise wurden Geräte am Aufzug abgeschraubt, dann die innere Tür aufgehebelt und die Jugendlichen so gerettet. "Wir mussten hebeln, da ging etwas kaputt", sagt der Abteilungskommandant.
Warum der Aufzug überhaupt stecken geblieben ist, ist unklar. "Das hat nichts mit der Wartung zu tun, das sind technische Dinge und kommt öfter mal vor", meint Dirk Weinmann. Dass der Aufzug bei der Rettung beschädigt wurde, sei zwar bedauerlich, aber alternativlos. Dass es ausgerechnet den Lift am mittleren Bahnsteig getroffen hat, sei Pech. "Das war aber das letzte Mittel", so Dirk Weinmann. "Die Menschenrettung geht vor allem anderen vor." Die Jugendlichen waren nach der langen Zeit im stickigen Fahrstuhl schließlich in Gefahr.
"Bei dem Einsatz wurden Bauteile beschädigt", erklärt nun Bahnsprecher Reinhold Willing gegenüber der RNZ. Die Reparatur sei aufwendig. Denn: "Das sind keine Einheitsfabrikate." Die Ersatzteile müsste die Bahn eigens anfertigen lassen. Daher komme die längere Stillstandszeit. "Bis Mitte September wollen wir den Schaden behoben haben", so Reinhold Willing.
Eine Umleitung der S-Bahn auf Gleis eins, dessen Aufzug intakt ist, sei nun aber schwierig. "Wenn wir Züge aufs Gegengleis umleiten, hat dies betriebliche Auswirkungen", sagt der Bahnsprecher. Er könne den Fahrgästen nur empfehlen, die Mobilitätshotline der Bahn zu kontaktieren und so nach alternativen Zugangsmöglichkeiten zu suchen, wenn der Zielort Neckargemünd Gleis 2 oder 3 heißt. "Gegebenenfalls können die Fahrgäste an den nächsten Haltestellen aussteigen und dann auf dem anderen Gleis zurückfahren."
Ersetzen kann er den Lift zwar nicht, doch der Bahn-Reisendenlenker Andreas Braun hilft derweil den Fahrgästen mit dem Gepäck. Außerdem gibt er Auskunft darüber, ob es beim Schienenersatzverkehr, der während der aktuellen Gleisbauarbeiten ab Neckargemünd verkehrt, Verspätungen gibt.
Übrigens: Den von der Feuerwehr geretteten Jugendlichen ging es nach der Behandlung durch den Rettungsdienst bald wieder gut. So hatte der Einsatz in jedem Fall etwas Gutes.