Dossenheim: BUND nimmt Stellung zu angezeigten Baumfällungen
Baumfällungen im Dossenheimer Vogelschutzgebiets sorgen weiterhin für Unmut - Naturschützer entgegnen: "Jeder einzelne Baum zählt" - Es habe Unkenntnis bezüglich der Existenz eines Vogelschutzgebietes bestanden
Von Nikolas Beck
Dossenheim. "Wenn wir dieser Sache nicht nachgehen würden, dann müssten wir uns auflösen", sagt Dermot O’Connor, der Vorsitzende des BUND Dossenheim. Die Baumfällungen im Dossenheimer Vogelschutzgebiet sind es, die weiterhin für Unmut sorgen. Schon vor drei Jahren hatte der BUND-Regionalverband Anzeige gegen Unbekannt gestellt, erst in diesem Jahr wurden von der Unteren Naturschutzbehörde insgesamt 15 Bußgeldbescheide an Dossenheimer verschickt.
Man habe weder Namen noch Adressen gehabt, sagt O’Connor. Die Unregelmäßigkeiten seien anhand von anonymisierten Flurstücknummern weitergegeben worden. Auch darum habe man sich zu konkreten Einzelfällen nicht äußern wollen, als Jochen Konradi, einer der betroffenen Winzer, seine Kollegen und sich selbst zu Unrecht an den Pranger gestellt sah und sich eine bessere Kommunikation gewünscht hätte.
Inzwischen haben der BUND-Regionalverband Rhein-Neckar-Odenwald und die Dossenheimer Ortsgruppe eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben: Schon einige Jahre vor der Anzeige im Juli 2012 habe es immer wieder vergebliche Versuche der Ortsgruppe gegeben, naturschutzrechtlich illegale Rodungen eines Großwinzers zu verhindern. Im Anschluss habe man sich entschieden, die gesamte Situation im Schutzgebiet zu untersuchen und überprüfen zu lassen. "Die flächendeckende Unkenntnis bezüglich der Existenz eines Vogelschutzgebietes in unserer Nachbarschaft war erschreckend", heißt es in der Stellungnahme.
Und weiter: "Jeder einzelne Baum zählt." Im Fall von Winzer Konradi geht es um zwei Apfelbäume und einen Walnussbaum. "Aber die Summe macht’s", sagt O’Connor. Während einer umfangreichen BUND-Recherche seien im Schutzgebiet zwischen dem Dossenheimer Norden und dem Schriesheimer Süden insgesamt 264 verschwundene Bäume ermittelt worden. Es gebe laut der Stellungnahme "im Übrigen auch einige Beispiele von Fällungen, die Gegenstand der Anzeige waren, bei denen aber die Überprüfung der Unteren Naturschutzbehörde ergab, dass sie genehmigt waren".
Dass sich Konradi den ökologischen Weinbau auf die Fahnen geschrieben hat, werde vom BUND nicht in Frage gestellt: "Es gilt aber: Gerade wer naturverträglich wirtschaftet, sollte eigentlich auch über Schutzgebiete Bescheid wissen." Ein Einsatz von Herbiziden, Insektiziden und Kunstdünger sei auch nicht Gegenstand der Anzeige gewesen.
Diese habe - bei aller Aufregung - eines bewirkt: Inzwischen wisse jeder Bescheid, dass es sich beim fraglichen Gebiet um ein Vogelschutzgebiet handelt. Da ist sich Dermot O’Connor sicher.