Die Alte Synagoge muss saniert werden und ist deshalb gerade "verpackt". Foto: Alex
Von Manuel Reinhardt
Sandhausen. Die Spuren einer bewegten Zeit, die die Alte Synagoge hinter sich hat, sind derzeit verhüllt. Denn das Gebäude muss dringend und grundlegend saniert werden. Sie erinnert derzeit auf den ersten Blick an den Reichstag in Berlin. Damals im Sommer 1995, als die amerikanischen Künstler Christo und Jean-Claude den heutigen deutschen Regierungssitz verhüllten und zum Kunstobjekt umfunktioniert hatten. "Nein, Christo haben wir nicht hier", lacht Bürgermeister Georg Kletti auf den Vergleich angesprochen.
Der Hintergrund der "Verhüllung" der alten Synagoge ist von profanerer Natur, auch wenn das Haus heute selbst eine kulturelle Stätte ist - so finden regelmäßig Ausstellungen oder Konzerte statt und die Musikschule nutzt die Räume.
In den letzten 30 Jahren wurden kaum bauliche Investitionen getätigt und machen eine nun umfassende Erneuerung nötig. Im Innenbereich werden die Böden, die Wandbeleuchtung und der Rauputz erneuert, eine Toilette und Küchenzeile eingebaut; die Fenster werden zudem ersetzt, die Fassade neu gestrichen, Regenfallrohre und eine Blitzschutzanlage installiert.
Zudem wird beim Gebäude Barrierefreiheit hergestellt. Ein Lifter wird eingebaut, womit Menschen mit Rollstühlen oder Gehhilfen künftig zumindest den großen Saal erreichen können, was bislang schwierig war.
Im gleichen Zug wird das Außengelände neu angelegt und auch das benachbarte Heimatmuseum bedarf der Sanierung. Hier werden die Erneuerung der Fassade, der Fenster und des Daches fällig, sodass sich die Gesamtkosten der drei Maßnahmen auf rund 600 000 Euro belaufen, wovon die Alte Synagoge mit 350 000 Euro den größten Posten einnimmt.
"Die Maßnahme ist eng mit dem Denkmalschutz abgesteckt", erklärt Kletti mit Verweis auf den großen historischen Wert des ehemaligen Gotteshauses. Schließlich sei der Bau eine der wenigen noch in Deutschland vorhandenen Synagogen im Zustand wie vor der Reichspogromnacht 1938.
Denn dem Glück und mutigen Einsatz des damaligen Bürgermeisters Franz Machmeier war es geschuldet, dass die Synagoge die Nacht des 10. November 1938 schadlos überstand. Nur Tage vor der Reichspogromnacht hatte das Gemeindeoberhaupt - entgegen dem Willen des Sandhäuser Gemeinderates - das Haus für 3000 Reichsmark erworben. Es war ihm vom ehemaligen jüdischen Gemeinderat Kaufman Freund angetragen worden. "Das war die Rettung", so Kletti. Denn von Heidelberg aus hatten sich SA-Leute bereits auf den Weg nach Sandhausen gemacht, doch Machmeier verhinderte den Anschlag, in dem er den Nationalsozialisten erklärte, dies sei kein Gotteshaus mehr, sondern im Besitz der Gemeinde.
Dennoch lag das Haus in den folgenden Jahren brach, erst 1962 wurde es von der Gemeinde als kulturelle Stätte genutzt und hat bis heute eine große Bedeutung, wie eine kleine Anekdote Klettis verdeutlicht.
So hätte sich 2005, kurz nach dem Amtsantritt des heutigen Bürgermeisters, eine jüdische Institution aus Heidelberg um den Erwerb der ehemaligen Synagoge bemüht. "Ich kann alles verkaufen, aber nicht das", erinnert sich Kletti an seine Antwort. "Die Alte Synagoge ist schließlich ein Wahrzeichen für Sandhausen."