Auch günstige Kleider machen Leute
Der Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes versorgt Bedürftige - 70 Quadratmeter mit Textilien unterschiedlicher Art
Von Frank Heuß
Mosbach. 34,36 Euro des derzeitigen Regelleistungssatzes von 409 Euro monatlich steht "Hartz-IV"-Empfängern für die Deckung ihres Bedarfes an Bekleidung und Schuhen gemäß amtlichem Berechnungsmodell zur Verfügung. Das entspricht 8,4% und hört sich zunächst nach mehr an, als es ist. Selbst kommerzielle Second-Hand-Läden können da schnell zum Luxustempel werden. Wie groß aber ist der Bedarf an sozialen Einkaufsmöglichkeiten in Zeiten von Hochkonjunktur und nahezu Vollbeschäftigung im ländlichen Raum tatsächlich? Für den fünften und letzten Teil unserer Artikelreihe über die Mosbacher Sozialläden besuchten wir den Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Sulzbacher Straße 17.
Wenige Schritte entfernt von der "Mosbacher Tafel" befindet sich das kleine Bekleidungsgeschäft für sozial Bedürftige. Wie die Tafel wird er vom DRK-Kreisverband Mosbach betrieben, seit der Eröffnung im Jahr 2005 werden dort Kleidungsstücke an Bedürftige verkauft.
Der Betrieb läuft ganz überwiegend auf ehrenamtlicher Basis - so haben im Jahr 2016 34 Helfer insgesamt 4284 Stunden unentgeltliche Arbeit geleistet, weiß Gerhard Weidner. Er verantwortet die sozialen Dienste beim DRK Mosbach, zu denen auch die gemeinhin als "Kleiderkammer" bekannte Einrichtung gehört, welche von Teresa Kastner geleitet wird.
In den Räumlichkeiten von etwa 70 Quadratmetern findet sich eine große Auswahl von Textilien unterschiedlicher Art. Das Angebot reicht von Anzügen über Jacken, Mäntel bis hin zu Schuhen und vielem anderen mehr. Neben dem Schwerpunkt auf Kleidung gibt es verschiedene Hausratgegenstände, Spielzeug und einige weitere Artikel des täglichen Bedarfs. Die Waren erhält der Kleiderladen durch Spenden aus der Bevölkerung sowie teilweise auch von Unternehmen. Und davon sind "etwa 90 Prozent gut erhalten" und damit für den Verkauf geeignet, erklärt Weidner.
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Die Nachfrage ist insgesamt nicht rückläufig, bekräftigt er. Weil man weiterhin nur an Bedürftige mit Einkaufsberechtigung verkauft, sei man bei vielen Artikeln noch etwas günstiger als andere Sozialläden. Die Preise liegen für die meisten Stücke zwischen 50 Cent und einem Euro, was eher symbolischer Natur ist. Etwas höherwertige Kleidungsstücke sind bereits für drei bis fünf Euro zu bekommen.
Zuletzt hatte der Laden auch eine nicht unerhebliche Rolle bei der Erstversorgung von Flüchtlingen gespielt: 70 Familien wurden vergangenes Jahr kostenlos mit Kleidung und Hausrat ausgestattet. Einige der Flüchtlinge halfen im Gegenzug bei der Kleidersortierung im Laden mit. Unterstützung bekommen die Ehrenamtlichen zeitlich befristet auch immer wieder von Sozialleistungsempfängern in sog. "Arbeitsgelegenheiten" (besser bekannt als "1-Euro-Jobs"), Praktikanten sowie Personen, die Sozialstunden ableisten.
"Im Schnitt kommen etwa 20 bis 30 Personen pro Öffnungstag", nennt Gerhard Weidner wie beim Tafelladen eine recht hohe Annahme des Angebots. "Immer häufiger kommen Rentner", stellt er fest - für ihn ein Zeichen, dass für immer mehr Menschen die erworbenen Rentenansprüche trotz mitunter langer Lebensarbeitszeit kaum zur Existenz ausreichen. Das Sprichwort "Kleider machen Leute" hat hier noch mehr als anderswo Gewicht - denn letztlich handelt es sich bei Kleidungstücken um Güter, die jeder zum Leben braucht. Für das Jahr 2016 weist die hauseigene Statistik über 29.200 verkaufte Artikel aus - Tendenz eher steigend, so Weidner.
Info: Der DRK-Kleiderladen ist montags von 10.30 bis 13.30 Uhr, dienstags von 13 bis 16 Uhr, mittwochs von 14.30 bis 17 Uhr und donnerstags von 13.30 bis 16 Uhr geöffnet.