Alles wird gut – das wünschen sich auch Bewohner und Mitarbeiter von Seniorenpflegeeinrichtungen. Fotos: Kern/dpa/zg
Mosbach. (schat) Dass die Corona-Pandemie noch längst nicht ausgestanden ist, hat man in den vergangenen Tagen und Wochen auch in der Region schmerzlich erkennen müssen. Immer wieder betroffen sind auch Altenpflegeeinrichtungen, wo eine Verbreitung des Virus natürlich besonders gefährlich ist. Die RNZ hat bei den Heimleitern des Pfalzgrafenstifts Mosbach und des Tannenhofs Neckarelz, Udo Fütterer und Hans-Jürgen Mössner, nachgefragt, wie sie die Lage einschätzen, welche Maßnahmen sie für nötig und sinnvoll erachten.
Ohne direkt auf konkrete Fallzahlen zu schauen: Mit welchem Gefühl führt man in diesen Zeiten eine Altenpflegeeinrichtung? Ist da nicht ständig ein bedrohliches Damoklesschwert, das über einem schwebt?
Udo Fütterer.Fütterer und Mössner: "Ja, es ist doch wie Wassertragen im Weidenkorb. Irgendwann kommt das Virus rein. Auch die diszipliniert eingehaltenen Hygieneregeln machen uns nicht gänzlich sicher."
Welche Regeln gelten denn aktuell für Sie/bei Ihnen? Inwieweit sind Besuche möglich? Wer darf unter welchen Voraussetzungen rein?
Fütterer:"Jede(r) Bewohner(in) hat eine ,Bezugsperson’. Diese besucht von Montag bis Freitag, so dass die Verwaltung die Besuche registrieren kann. Jeder Besucher muss bestätigen, keine Symptome zu haben, Temperatur wird gemessen. Selbstverständlich ist möglich, dass Angehörige sterbende Bewohner aufsuchen können. In Ausnahmefällen sind Besuche auch an Wochenenden möglich, dann müssen allerdings die Pflegekräfte die Registrierung gewährleisten. Die Bewohner(innen) können ebenso abgeholt werden. Die insgesamt sehr freizügigen Regelungen sind vom Gesetzgeber so gewünscht und von der Heimaufsicht für gut befunden. Dies gilt für beide Häuser."
Hans-Jürgen Mössner.Halten Sie persönlich diese Regelungen für richtig?
Mössner:"Die ,Freiheiten’ gehen zu Lasten der Sicherheit. Eine bedeutende Anzahl der Bewohner(innen) und Angehörigen fühlen sich durch das Kommen und Gehen auch bedroht. Warum das nicht thematisiert wird, bleibt unverständlich und geht stark zu Lasten der Mitarbeitenden und der Bewohner(innen). Eine Bewohneräußerung in Richtung Angehörige, ihn nicht zu besuchen, weil ein Hereintragen des Virus auch die Angehörigen nicht mehr froh werden lässt, unterstreicht eindrucksvoll eine sonst nicht diskutierte Meinung."
Fütterer: "Da sind wir absolut einer Meinung."
Wie bewerten Sie – auch aus der Erfahrung der letzten Wochen und Monate – den immer wieder angeführten Faktor der Vereinsamung von Heimbewohnern aufgrund mangelnder Kontakte von außerhalb?
Fütterer: "Vereinsamung findet in der Regel nicht statt. In der Hausgemeinschaft wird sich gegenseitig gestützt. Unsere Mitarbeiter(innen) und wir leben mit unseren Bewohner(innen)."
Wie gehen Ihre Mitarbeiter mit der andauernden Belastung und den Maßnahmen um? Lässt sich tatsächlich immer durchgängig so achtsam sein, wie es das Pandemie-Geschehen offenbar nach wie vor erfordert?
Fütterer: "Die Spannung und Konzentration hoch zu halten, ist wichtig. Aber das hat auch Grenzen. Wir sind sehr froh, dass wir starke Kolleginnen und Kollegen haben – und machen uns gegenseitig Mut."
Wie viele Fälle und schwere, möglicherweise tödliche Verläufe einer Corona-Infektion hatten Sie denn schon zu beklagen unter Bewohnern und Mitarbeitern?
Mössner und Fütterer: "Glücklicherweise waren wir – abgesehen von Verdachtsfällen – noch nicht betroffen."
Nun plagt uns Corona schon seit dem Frühjahr. Fühlt man sich inzwischen besser aufgestellt im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung bzw. im Umgang mit der Pandemie?
Mössner: "Tatsächlich sind wir im Bereich Schutzkleidung etc. besser dran, wir haben eine gewisse Routine, aber die kann ja positiv und negativ wirken. Wir haben uns aber im Umgang mit Covid weiterentwickelt."
Bald ist Weihnachten. Was würden Sie sich für Ihre Einrichtung, Bewohner und Mitarbeiter wünschen?
Fütterer und Mössner: "Wir antworten mit Andrew Cuomo und übertragen auf Weihnachten (Thanksgiving): ,Wenn du jemanden liebst dann sage ihm: Ich liebe dich so sehr, dass ich dich dieses Weihnachten nicht besuchen kommen werde.’ Klar ist: Je weniger Kontakte, umso geringer das Risiko. Der ausschließliche und dauernde Verweis auf das Einhalten der Hygieneregeln beim Personal ist unredlich."