Es gibt Einschränkungen, aber immer mehr Kindergärten bewegen sich wieder in die Richtung vor Corona: Fast überall gibt es wieder Ganztagesbetreuung und Mittagessen. Aber nicht alle Kindergärten haben das Personal, um das zu leisten. Archiv-Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. "Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da", schallt es aus den Gruppenräumen in den Kindergärten der Region. Der Herbst ist da – und in vielen Kinderbetreuungseinrichtungen ist nach den Sommerferien auch ein weiteres Stück Normalität zurückgekommen. Vielerorts läuft die Betreuung wieder normaler – zumindest was Umfang und Angebote angeht.
"Mit Einschränkungen" sei der Betrieb im kommunalen Kindergarten in der Waldsteige in Neckarelz wieder normal, berichtet Dieter Kautzmann, Leiter der Abteilung Bildung und Generationen der Stadt Mosbach. "Natürlich gab es eine grundsätzliche Umstellung im pädagogischen Konzept", so Kautzmann. Denn das offene Erziehen in nicht festgelegten Gruppen ist laut Corona-Verordnung nicht zulässig. "Der Kindergartenbetrieb ist gut angelaufen", bilanziert er. Die Bewegungsmöglichkeit von Raum zu Raum fehle, aber dafür sei der Außenspielbereich durch eine "Leihgabe" des Ökumenischen Zentrums erweitert worden. Bei den Betreuungszeiten werde wieder der normale Umfang angeboten, auch das warme Mittagessen für die Ganztagesgruppe gibt es wieder.
Nicola Christ ist stellvertretende Leiterin der katholischen Verrechnungsstelle in Obrigheim. 49 katholische Kindergärten (auch über die Region Mosbach hinaus) werden hier verwaltet. "Im Großen und Ganzen sind wir wieder beim Normalzustand", sagt sie. In den meisten der Kindergärten würden die Kinder wieder im gewohnten Umfang betreut; wo es Ganztagsangebote gibt, gibt es auch ein warmes Mittagessen. "Vereinzelt haben wir noch Erzieherinnen, die zur Risikogruppe gehören und nicht wieder am Kind arbeiten dürfen." Doch auch hier suche man nach Lösungen. "Natürlich unter Pandemiebedingungen", wie Nicola Christ einschränkend sagt. Das Mittagessen beziehen die katholischen Kindergärten in der Regel über einen Cateringservice. "Die Hygieneregeln werden auf jeden Fall eingehalten", so Christ.
Im evangelischen Kindergarten in Neckargerach gibt es seit dieser Woche wieder warmes Mittagessen, die Ganztagesbetreuung konnte schon seit dem Neustart Ende Juni wieder angeboten werden. Für das Verteilen der warmen Speisen wurde ein Schutzkonzept auf Grundlage der Landesvorgaben erarbeitet, wie Leiterin Corinna Fritz erläutert. Die Hauswirtschaftskraft trägt Mundschutz und Handschuhe, die Gruppen essen getrennt voneinander.
Auch in Schefflenz herrscht Corona-Normalität in den Kindergärten: Die Betreuungszeiten werden wieder erfüllt, beim Mittagessen gab es Änderungen. Diese sind natürlich den Hygienebestimmungen geschuldet, wie Kämmerin Katrin Weimer erklärt. So wird das Essen für den Kindergarten Unterschefflenz aus der Schulmensa abgeholt und dann im Kindergarten eingenommen. Die Oberschefflenzer Kinder erhalten ihr Essen weiterhin von einem Cateringservice. Mehraufwand gebe es vor allem beim Reinigungspersonal; hier würden zum Teil auch Überstunden anfallen.
Im evangelischen Kindergarten in Neckarelz startet man jetzt wieder mit den vollen Betreuungszeiten, wie Leiterin Ann-Kathrin Markowitsch berichtet. Und Ursula Streib vom evangelischen Kindergarten in Obrigheim bestätigt den Trend zur Rückkehr zum normalen Umfang: Sowohl Ganztagesbetreuung als auch warmes Mittagessen gibt es schon seit einigen Wochen wieder.
Im kommunalen Kindergarten in Aglasterhausen musste man sich allerdings "wegen Personalmangels" auf eine Konsenslösung einlassen. Es gibt aktuell kein warmes Mittagessen und verkürzte Öffnungszeiten. "Wir suchen weitere Erzieherinnen. Von den Eltern gab es so gut wie keine Rückmeldung, dass längerer Betreuungsbedarf besteht", sagt Bürgermeisterin Sabine Schweiger. Ansonsten laufe der Kindergartenalltag in Aglasterhausen sehr diszipliniert: "Alle machen super mit." Um die Vor-Corona-Öffnungszeiten anbieten zu können, brauche man aber weiteres Personal. "Und das ist schwer zu finden", so Sabine Schweiger. Dass es jetzt so gut laufe, habe – so meint zumindest die Rathauschefin – sicher auch damit zu tun, dass im kommunalen Kindergarten sehr viele Kinder in der Notbetreuung waren.
"Das System, das wir hier etabliert haben, hat sich bewährt", meint Schweiger. Eine Sache möchte sie aber bei all den organisatorischen Dingen rund um Öffnungszeiten und Mittagessen betont wissen: "Es gab natürlich im kommunalen Kindergarten pädagogische Änderungen. Aber die Liebe und der Respekt für die Kinder, die liebevolle und familiäre Atmosphäre im Kindergarten – das ist absolut gleich geblieben."
Der Herbst ist da, die Normalität aber nicht überall.