Neckar-Odenwald-Kreis. (ar/schat) Schunkeln, Tanzen und ganz viel Frohsinn: Alljährlich brennen Fastnachtsvereinigungen in der Region ein Feuerwerk der guten Laune ab und lesen der Obrigkeit die Leviten. Aber geht das in der kommenden Saison Corona-bedingt überhaupt? Eine Frage, die viele Narren umtreibt. Die Infektionszahlen steigen wieder, die Sorgenfalten bei vielen Politiker und Experten werden tiefer. So hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag skeptisch geäußert, ob im kommenden Winter wegen der Corona-Pandemie Fastnacht stattfinden könne. Wir haben uns exemplarisch bei einigen Fastnachtsgesellschaften in der Region umgehört, wie sie die Lage bewerten und welche Entscheidungen sie bisher getroffen haben.
Fastnachtsverein "Binemer Weffze": Die Binauer Narren wollen Ende August intern beraten, wie und gegebenenfalls in welcher Form man Fastnacht in der Gemeinde feiern könnte. Darüber hinaus wolle man sich mit anderen Fastnachtsvereinigungen in der näheren Umgebung austauschen und abstimmen, wie die Kampagne unter Corona-Bedingungen ablaufen könnte, erklärt Roland Edelmann als Vorsitzender der Binemer Weffze. Jedoch ist er davon überzeugt, dass im kommenden Jahr wegen der Coronakrise keine Umzüge stattfinden werden.
Haßmersheimer Carneval Club: Für die Narren in der Schiffergemeinde hat die Gesundheit höchste Priorität. Zum jetzigen Zeitpunkt und unter den aktuellen Bedingungen kann sich Präsident Marcus Carabetta nur sehr schwer vorstellen, eine Veranstaltung anzubieten. "Dennoch bereiten wir uns auf ein Spiel vor, wissen aber nicht, ob der Schiedsrichter das Spiel überhaupt anpfeifen wird", sagt Marcus Carabetta mit Blick auf mögliche Entscheidungen der großen Politik und die Aussagen von Bundesgesundheitsminister Spahn, eben weil die Fastnacht ein Brauchtum sei.
FG "Agricola" Billigheim: "Wir sind uns eigentlich im Klaren, dass eine Saalfastnacht nicht machbar ist", sagt Arno Nagl, Vorsitzender der FG "Agricola". "Das lohnt sich nicht und das geht auch nicht", macht man sich in Billigheim ob der organisatorischen Hürden nichts vor. Aufgrund der Umstände sei die Planung einfach eine zu unsichere Sache, so Nagl.
FV "Freibier" Sulzbach: Dort herrscht noch ein großes Fragezeichen, wie die Kampagne aussehen soll. "Wir sind hin und hergerissen", sagt Vorsitzender Michael Hany. Bisher habe man keine Entscheidung in Sulzbach getroffen. Aber die Gesundheit habe für ihn Vorrang. Gerne wolle man die Tradition fortführen, jedoch ist sich der Vorsitzende sicher, dass die kommende Fastnacht nicht wie sonst gewohnt stattfinden werde.
FG Sattelbacher "Ratze": Dort ist derzeit geplant, Veranstaltungen unter freiem Himmel und Einhaltung der Corona-Regeln anzubieten. Es werde dann aber keine Prunksitzung sein, sondern eher ein Fastnachtstreiben, sagt Präsident Rainer Schwaderer. Jedoch will man bei den "Ratzen" die weitere Entwicklung abwarten, welche Entscheidung die Politik nach den Aussagen von Jens Spahn treffen wird.
Mosbacher "Kiwwelschisser": Wie jedes Jahr laufen dort die konkreten Planungen erst im Oktober richtig an. Deshalb konnte Alexander Strauß im Gespräch mit der RNZ zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Entscheidung der "Kiwwelschisser" verkünden.
Karnevalsgesellschaft "Neckario" Neckarelz: Diese teilte jüngst in einem Mitgliederbrief mit, dass die kommende Session 2020/21 einen völlig neuen Rahmen bekommen wird. Unter dem Motto "Die Stimmung bleibt draußen!" sollen sämtliche Veranstaltungen unter freiem Himmel stattfinden (die RNZ berichtete). Die Kampagne, die für gewöhnlich unmittelbar nach dem "11.11." in der VfK-Halle Diedesheim eröffnet wird, verschiebt sich nun komplett in das Jahr 2021. Damit trägt die Karnevalsgesellschaft der nach wie vor mit ungewissem Fortgang verlaufenden Corona-Pandemie frühzeitig Rechnung.
FG "Hausemer Windbeutel": Bei den Windbeuteln hält man sich noch bedeckt, was die Planungen anbelangt. Man wolle zunächst die weiteren Entwicklungen abwarten, sich daran orientieren, was von politischer Seite für die kommende närrische Saison vorgegeben wird. Ende September, Anfang Oktober wollen die Windbeutel dann entscheiden, was geht oder eben nicht geht. Diese Entscheidungsfindung soll im engen Austausch mit anderen Fastnachtsgesellschaften laufen, erklärt Andrea Gehrig.
CC "Zigeunerio" Schwarzach: Die närrischen Zigeuner haben ihren für November geplanten Ordensball schon mal vorsorglich auf Januar verschoben. Parallel will man die Entwicklung beobachten und mögliche Alternativen zu den klassischen Veranstaltungen beleuchten. "Damit die Aktiven wenigstens ein bisschen was machen können", so Sabine Hackel, zweite Vorsitzende der "Zigeunerio".
FG "Wulle Wack" Limbach: Grundsätzlich hält Präsident Holger Pabst die Aussage von Jens Spahn für verfrüht. "Allerdings gehen wir davon aus, dass die Fastnacht ausfällt." Die FG hat aber noch keine klare Entscheidung getroffen, Mitte September soll darüber beraten werden.