Von Alexander Rechner
Mosbach. Neuer oder bisheriger Standort - das war hier die Frage. Mit dem abgewandelten Zitat aus William Shakespeares "Hamlet" kann man die Diskussion in der Informationsveranstaltung zum Pfalzgrafenstift am Dienstagnachmittag sicherlich gut zusammenfassen. Die Zukunft des Stifts ist aktuell das wohl am meisten diskutierte Thema in Mosbach. Das zeigte sich auch im Kultur- und Begegnungszentrum "fideljo" - knapp 170 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung der Diakonischen Altenhilfe Mosbach, der Stiftung Hospitalfonds sowie der Johannes-Diakonie.
An welchem Standort das Alten-Pflegezentrum künftig beheimatet sein soll, daran scheiden sich weiterhin die Geister. Denn: Weißer Rauch stieg nicht aus dem Kamin des Zentrums auf, Befürworter und Gegner des Ersatzneubaus auf dem Gelände der Johannes-Diakonie hielten an ihren jeweiligen Positionen fest. Während man vonseiten der Stadt informierte, welche Erwägungen und Hintergründe zum Grundsatzbeschluss des Gemeinderats (Neubau) führten, tauschte sich die Versammlung aus.
Jedoch verzichteten Vertreter der Bürgerinitiative "Menschen helfen Menschen, Mosbach" (bewusst), sich an der Debatte zu beteiligen. "Solange der von uns eingebrachte Einwohnerantrag geprüft wird, wollen wir uns nicht öffentlich äußern", sagten Michael Müller und Paul Bley gegenüber der RNZ nach der Veranstaltung und führten ihre Begründung auch gleich an: "Wir wollen den Verfahrensgang nicht beeinflussen."
Dagegen nutzten unter der Moderation von Martin Hess die anderen Teilnehmer rege die Möglichkeit, den Verantwortlichen auf den Zahn zu fühlen. Dabei kristallisierte sich die Gretchenfrage heraus: Gibt es einen alternativen Standort in der Innenstadt? Ein Bürger schlug einen Grundstückstausch vor: An der Baustelle zwischen B 27 und Hauptstraße, auf der ein Studentenwohnheim entstehen soll, sollte das Alten-Pflegezentrum angesiedelt werden. Diese Idee nannte Simone Bansbach-Edelmann, Leiterin des Immobilienmanagements der Stadt, jedoch nicht umsetzbar: "Dieses Grundstück gehört dem Land. Und dieses hat seinen Willen erklärt, dort ein Studentenwohnheim zu errichten." Ein anderer Mann sprach zwar an, wie die Stadt in der Vergangenheit mit dem Verkauf von Bauflächen umgegangen sei und nannte die Bleiche als Beispiel. Er wollte seinen Blick nun aber auf Alternativen richten.
Die Johannes-Diakonie ist immer noch bereit, "das Filetgrundstück", wie Vorstandsvorsitzender Dr. Hanns-Lothar Förschler sagte, zur Verfügung zu stellen. Nach eingehender Prüfung habe man sich entschieden, "bei der Sache zu bleiben". Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden benötigen die Heimbewohner eine gute Zukunft und die Mitarbeiter berufliche Sicherheit. Deutlich widersprach Förschler kursierenden Gerüchten: "Wir wollen mit diesem Projekt nichts verdienen!" Jedoch müsste wohl Geld am Kapitalmarkt für den rund zwölf Millionen Euro teuren Neubau beschafft werden. Zinsen und Tilgungen müssten refinanziert werden.
Bravo-Rufe und viel Applaus erntete eine der Grünen Damen, die appellierte: "Nicht auf den Standort kommt es an, sondern dass wir für die Senioren da sind!" Der derzeitige Zuschnitt der Räumlichkeiten sei nicht zweckdienlich. Die Mitarbeiter des Pfalzgrafenstifts müssten ihrer Ansicht nach viele weite Wege gehen. Dagegen wendeten Befürworter des bisherigen Standortes die Nähe zu den Cafés und Geschäften in der Innenstadt ein.
Simone Bansbach-Edelmann und Architektin Juliane Knapp von der Stadtverwaltung machten mit den Vorschriften der Landesheimbauverordnung und Hintergründen vertraut, und erläuterten, weshalb es schließlich zum Grundsatzbeschluss des Gemeinderats für den Ersatzneubau kam (wir berichteten). Mit dieser Entscheidung wird es laut Simone Bansbach-Edelmann keinen Verlust an Pflegeplätzen und zusätzlich weitere Wohnungen für ältere Menschen am bisherigen Standort geben. Ob die Stiftung Hospitalfonds das betreute Wohnen übernehmen könnte, regte ein Teilnehmer an. Jedoch sei es angesichts einer Investitionssumme von einigen Millionen Euro "extrem fraglich", ob dies realisierbar sei, so Bansbach-Edelmann.
Eine Angehörige einer Heimbewohnerin schlug schließlich einen runden Tisch vor. Diese Anregung gibt Bürgermeister Michael Keilbach an die Verfahrensbeteiligten weiter. "Das müssen sie entscheiden", sagte Keilbach gegenüber der RNZ.