OB Michael Jann lobt die Nachhaltigkeit des Roboters, den Christian Wolf und Wolfram Krattinger (v. l.) vorstellen. Foto: hawo
Von Caspar Oesterreich
Obrigheim. "Bitte verlassen Sie den Raum", fordert "UV-C Robot 1" mit einer freundlichen Stimme auf. Denn wenn er seine Lampen anschaltet, wird DNA zerstört. Mit kurzwelliger, aber sehr energiereicher Strahlung sagt der Desinfektionsroboter Viren und Bakterien den Kampf an – "und vernichtet sie mit seinem UV-C-Licht sehr zuverlässig", erklärt Christian Wolf, Geschäftsführer der hawo GmbH.
Das sollen auch die vielen kleinen Sticker beweisen, die Wolfram Krattinger, Produktmanager des Obrigheimer Unternehmens, im Konferenzzimmer verteilt hat. Nachdem die kühlschrankgroße Maschine den rund 50 Quadratmeter großen Raum abgefahren und 20 Minuten beleuchtet hat, haben die Aufkleber ihre Farbe geändert. Selbst jener unter dem Tisch ist nicht mehr gelb sondern rot. "Der Roboter erreicht auch schwer zugängliche Stellen mit seinem Licht. So werden zum Beispiel Tastaturen, Steckdosen und Türklinken sicher desinfiziert", betont Wolf. 99,99 Prozent aller Mikroorganismen auf den Oberflächen würden vernichtet.
Man kann sogar riechen, dass etwas in dem Konferenzzimmer passiert ist. "Der Geruch ist ähnlich wie der im Solarium, nur etwas stärker", beschreibt ihn Produktmanager Krattinger. Gesundheitsschädlich sei er jedoch keinesfalls und nach ein paar Minuten auch schon wieder verfolgen. Nur wenn das Licht des Roboters angeht, muss man sich fernhalten. Betritt man den Raum während der Desinfektion, schaltet sich "Robi" sofort automatisch ab, um Augen und Haut des Eindringlings nicht zu schädigen. "Auch Pflanzen sollten nicht im Raum stehen", sagt Wolf.
Eigentlich stellt die Firma hawo Folienschweißgeräte hauptsächlich für den medizinisch-klinischen Bereich her. Die Infektionskontrolle ist tägliches Geschäft, erklärt der Chef des Weltmarktführers. Da sei es naheliegend gewesen, den in Dänemark hergestellten UV-C-Roboter ins Angebotsportfolio aufzunehmen. Zudem habe die Coronakrise das Thema Desinfektion in die breite Öffentlichkeit gerückt, weshalb Wolf den potenziellen Kundenkreis nicht mehr nur auf Krankenhäuser begrenzt, sondern auch um Schulen, Behörden, Banken und Firmen erweitert sieht.
"Wir haben schon zahlreiche Interessenten", freut sich Unternehmensgründer Hans Wolf. Man müsse stets Visionen haben und offen für neue Ideen sein – nur so könne man langfristig erfolgreich sein. Einen mittleren fünfstelligen Betrag soll der Desinfektionsroboter kosten. Die Technik hat ihren Preis. Die Batterie des Roboters erlaube einen Dauerbetrieb von rund zweieinhalb Stunden, danach fährt er automatisch die Ladestation an. "Alle Reinigungsfahrten sind genauestens einprogrammiert, damit man immer ein valides und gleichbleibendes Desinfektionsergebnis erhält", erklärt Christian Wolf. Als kostengünstigere Alternative ließen sich die UV-C-Lampen aber auch an Wänden oder Decken montieren. Den größten Vorteil der UV-C-Technologie sieht der hawo-Chef in der Nachhaltigkeit. Gerade während der Corona-Pandemie würden Tonnen an Chemikalien wie Wasserstoffperoxid oder Jod zur Desinfektion genutzt: "Wenn diese Stoffe ins Abwasser geraten, töten sie auch nützliche Mikroorganismen in den Klärwerken ab." Dadurch würde das Wasser nicht mehr ordentlich gereinigt und Schadstoffe könnten im Trinkwasser verbleiben, warnt Wolf.
Auch Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann lobt bei seinem Besuch den Aspekt der Nachhaltigkeit. "Durch den Einsatz des Roboters fällt kein Müll durch Sprühflaschen, Kanister oder Putzlappen mehr an." Als Einsatzgebiet könne er sich gut die Alte Mälzerei vorstellen. "Der Roboter könnte dabei helfen, Großveranstaltungen unter entsprechendem Hygienekonzept wieder möglich zu machen."