Sedimentablagerungen lassen die „Fischkinderstube“ zwischen Neckarelz und Diedesheim langsam verlanden. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Neckarelz/Diedesheim. Vor knapp 20 Jahren startete das Land Baden-Württemberg die "Integrierte Konzeption Neckar und Einzugsgebiet". Unter dem Kürzel "Ikone" wurde das Neckarvorland zwischen Neckarelz und Diedesheim zu einem von drei landesweiten Modellprojekten gekürt. In der Folge entstanden Uferstege; man weitete die Elzmündung auf und schuf ein künstliches Seitengewässer, das als "Fischkinderstube" dienen sollte. Die Idee: Der Neckar sollte jenseits des Transportweges auch zu einem Biotop und Naherholungsraum werden. In den letzten Wochen meldeten sich gleiche mehrere Leser bei der RNZ und wiesen darauf hin, dass ein Teil der Fischkinderstube verlandet sei. "Wie geht es weiter?", fragten bei der Stadt Mosbach und dem Regierungspräsidium Karlsruhe nach.
Die gute Nachricht vorneweg: "Die Mängel sind schon lange bekannt, die Vorplanungen abgeschlossen. Die Detailplanungen obliegen der Stadt. Das Land wird die Sanierung fördern." Soweit Irene Feilhauer, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums. "Wir haben das Thema schon länger im Visier", bestätigt auch Stefan Baumhackel, bei der Stadt für "Planen und Technik" zuständig. Allerdings habe man die Idee, das Areal einfach auszubaggern, wieder fallenlassen müssen. Denn Beprobungen ergaben, dass die Sedimente belastet sind.
"Der Neckar ist kein Gebirgsbach", kommentiert Baumhackel. Da man den Aushub fachgemäß und umweltgerecht entsorgen muss, verteuern sich die Kosten nicht nur. Das gesamte Prozedere werde dadurch aufwendiger. Zumal man auch eine künftige Einlagerung von Sedimenten möglichst verhindern möchte.
Um entsprechende Fördergelder zu generieren, wandte sich die Stadt an das Regierungspräsidium. Nachdem dort nun die Vorplanungen abgeschlossen sind, wollte man sich bereits vor Wochen gemeinsam treffen, um das genaue Vorgehen zu planen – auch zusammen mit Vertretern des Landratsamtes. Doch wegen der Coronakrise habe man das Treffen bislang aufgeschoben.
Immerhin wurde bereits Geld in den städtischen Haushalt eingestellt. Allein für die Planungen sind für dieses Jahr 15 000 Euro vorgesehen. "Erst wenn die Planung vorliegt, können zuverlässige Aussagen zu den Investitionskosten gemacht werden", betont Stefan Baumhackel. Als nächster Schritt stehe dann der Förderantrag an. Nach einem positiven Bewilligungsbescheid könnte man die entsprechenden Mittel in den städtischen Haushalt 2021 einbringen. Dabei ist dem Planer durchaus bewusst, dass man einiges an Geld in die Hand werde nehmen müssen.
Dass der neu geschaffene Lebensraum zwischen Tempelhaus und Auguste-Pattberg-Gymnasium auf jeden Fall ein Plus für die Natur darstellt, unterstreicht Peter Baust, Vorsitzender der Mosbacher Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland: "Ikone hat sich vom Moment seiner Entstehung an sehr positiv entwickelt", findet er. Gerade das Konzept der offenen Wasserflächen habe sich bewährt. Sogar einen Eisvogel könne man in dem Bereich mittlerweile beobachten. Zudem brüteten oder rasteten hier weitere Wasservögel. Auch wenn die Verlandung der Seitengewässer eigentlich ein natürlicher Prozess sei, sprach sich Baust für den Erhalt der Wasserflächen aus. Naturschutz geht manchmal nur mit schwerem Gerät.
Eine weitere Sorge von Spaziergängern konnte Baust zerstreuen: Der Biber habe das Gebiet nicht verlassen. Aktuelle Bissspuren an (ungeschützten) Baumstämmen bestätigen dies. Mittlerweile seien Biber generell entlang des Neckars verbreitet. Also doch noch ein weiterer Bewohner der "Kinderstube".