Statt am 22. werden Schüler in Baden-Württemberg bereits am 18. Dezember in die Weihnachtsferien entlassen. Dadurch soll das Infektionsrisiko an den Feiertagen gesenkt werden. Symbolfoto: Caspar Oesterreich
Von Caspar Oeterreich
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Corona-Neuinfektionen bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Ministerpräsident Winfried Kretschmann will deshalb Schüler in Baden-Württemberg früher in die Weihnachtsferien entlassen. Wenn bereits der 18. Dezember der letzte Schultag in diesem krisengeplagten Jahr ist, habe man bis Heiligabend eine Strecke von sechs Tagen, die man nutzen könne, um Kontakte zu minimieren. "Dann wird man an den Feiertagen mit einem entspannteren Gefühl zu den Großeltern fahren und im Kreise der Familie das Weihnachtsfest begehen können", hieß es aus dem Staatsministerium. Was die Entscheidung für die Schulleiter aus dem Neckar-Odenwald-Kreis bedeutet, erklären sie im Gespräch mit der RNZ.
"Vieles ist noch unklar", sagt Marco Schirk, Rektor der Mosbacher Pestalozzi-Realschule und geschäftsführender Schulleiter der Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen im Bereich der Großen Kreisstadt. Es müsse klare Vorgaben geben, ob für die zwei Tage nun erneut eine Notbetreuung der Schüler eingerichtet werden muss. Außerdem müsse die Politik entschieden, ob die wegfallenden Unterrichtstage an anderer Stelle ausgeglichen werden, "etwa die Sommerferien später beginnen oder bewegliche Ferientage dafür zu verschieben sind".
Letzteres hatte die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann bereits vor zwei Wochen vorgeschlagen, um früher in die Weihnachtsferien starten zu können. Sie überließ die Entscheidung darüber aber den Schulleitern vor Ort. Daraufhin hatte Schirk eine Umfrage unter den Verantwortlichen gestartet: "Die ergab ein eindeutiges Bild. Die Weihnachtsferien sollten an den Mosbacher Schulen nicht nach vorne verlängert werden", berichtet er vom damaligen Ergebnis. Auch die Schulen in den umliegenden Kommunen orientierten sich an der Mosbacher Entscheidung, damit Eltern mehrerer Kinder, die unterschiedliche Bildungseinrichtungen besuchen, einheitlich ihre Ferien planen konnten. Alle Schüler sollten erst am 22. Dezember in die Weihnachtsferien entlassen werden.
Denn eine Verlegung der bereits terminierten beweglichen Ferientage hätte nicht nur die Eltern vor erneute Schwierigkeiten in Sachen Kinderbetreuung gestellt und eventuelle Urlaubspläne im Frühjahr oder Sommer über den Haufen geworfen, erklärt Schirk. Auch die Verlegung an sich sei nicht einfach und eine Umplanung bedürfe der Zustimmung aller Kollegien, der Schulleitungskonferenz sowie des Gesamtelternbeirates.
"Der einheitliche Beschluss der Landesregierung ist deshalb allemal besser, als die Entscheidung bei den Schulleitern zu belassen", sagt Jochen Herkert, Rektor des des Nicolaus-Kistner-Gymnasium (NKG) in Mosbach. Er rechnet fest damit, dass kein Ausgleich für die zwei zusätzlich angedachten Ferientage gefunden werden muss. Einerseits, um die Eltern nicht (weiter) zu verärgern. Andererseits, "weil durch die Corona-Pandemie alle außerschulischen Veranstaltungen ausgefallen sind – es aktuell keine Theaterbesuche, Chorauftritte, Schüleraustausch-Programme usw. mehr gibt –, liegen wir mit dem Stoff sowieso vier Wochen vor dem Plan", macht er deutlich. Für die Schüler würden verlängerte Weihnachtsferien in dieser Hinsicht also keine Nachteile bedeuten.
Auch die Schulleiter der Gemeinschaftsschule in Obrigheim, der Winterhauch-Grundschule in Waldbrunn sowie der Grundschulen in Aglasterhausen und Oberschefflenz befürworten die jetzt klare Vorgabe der Landesregierung, die für alle Schulen verpflichtend gilt. "Je früher Maßnahmen zur Notbetreuung und eventuelle Ausgleichstage entschieden werden, desto besser können wir und auch die Eltern das weitere Vorgehen planen", sagt Andrea Stojan, Leiterin der Gemeinschaftsschule in Obrigheim. Natascha Lettau überlegt schon, wie sie ihre Lehrkräfte für eine Notbetreuung einteilen kann. "Dafür muss aber noch klar definiert werden, welche Familien dazu berechtigt sind und mit wie vielen Kindern wir dementsprechend rechnen müssen", macht die Leiterin der Grundschule Aglasterhausen deutlich. Sofern alle Schüler an den zwei zusätzlichen Ferientagen in die Schule kommen dürften, deren Eltern keine Betreuung in dieser Zeit übernehmen können, "wird der frühere Start am Ende nichts bringen", ist Marco Hess, Schulleiter der Grundschule Oberschefflenz, überzeugt. Wolle die Politik eine fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunterricht und Weihnachten erreichen, schließe sich eine Notbetreuung eigentlich aus, sagt er.
Ob es eine Notbetreuung geben wird, und wer dafür berechtigt ist, sei derzeit in Überlegung, teilte ein Regierungssprecher am Dienstagabend auf RNZ-Anfrage mit. Bewegliche Ferientage sollten zwar nicht als Ersatz gestrichen, unter Umständen aber andere Ferien verkürzt werden.