Schon bis zum 6. Januar sollen alle Umbauarbeiten im Kreisimpfzentrum erledigt sein. Foto: Alexander Rechner
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Der Impfstoff gegen das Coronavirus wird herbeigesehnt. Bereits nach Weihnachten – so hat es nun Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt – kann und soll geimpft werden. Zum Impfen gehört aber mehr als der Impfstoff. Die ersten Impfzentren in Deutschland haben schon eröffnet, auch im Neckar-Odenwald-Kreis wird an der Umsetzung für ein Kreisimpfzentrum gearbeitet.
Für die Organisation und vor allem die Mammutaufgabe, das Impfzentrum innerhalb weniger Wochen startklar zu machen, ist das Landratsamt verantwortlich. Hier laufen die Fäden zusammen, auch wenn es im Bereich Personal Unterstützung von der Kassenärztlichen Vereinigung gibt. Über die erste Planungsphase sei man zum Glück schon weit hinaus. "Die Immobilie ist innen bereits durchgeplant, die Handwerker arbeiten an der Umsetzung. Am Freitag wurden bereits große Teile der Innenausstattung angeliefert", berichtet Jan Egenberger, Pressesprecher des Neckar-Odenwald-Kreises. Noch vor Dreikönig, also vor dem 6. Januar, soll das Mosbacher Obertorzentrum zum Impfzentrum für den ganzen Kreis umgebaut sein. Selbst die Schilder stehen schon bereit: "In der Woche nach Neujahr wird das Impfzentrum auch im Straßenbild sichtbar werden."
Viel Raum und Zeit nehme derzeit die Personalsuche ein. "Es gibt tatsächlich sehr viele Interessenten, wofür wir sehr dankbar sind", erläutert Jan Egenberger. Aktuell würden sogar schon Schichtpläne erstellt. Eine große Herausforderung ist, dass viele Helfer nur stunden- oder tageweise verfügbar sind. Das Zentrum hat einen großen Personalbedarf, weil es an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 21 Uhr mit sechs Impfstraßen betrieben werden soll. Etwa 60 bis 70 Vollzeitstellen sind zu besetzen – nicht nur medizinisches, sondern auch nicht-medizinisches Personal wird gebraucht. Empfang, Registrierung und Sicherheitsdienst sind ebenfalls wichtig für das Kreisimpfzentrum, das intern schon "Kiz" abgekürzt wird. "Da werden wir mit einem erfahrenen Dienstleister zusammenarbeiten. Das DRK hat zugesagt, für den Sanitätsdienst in der Einrichtung zu sorgen", sagt Egenberger. Ärztinnen und Ärzte erhalten nach den Vorgaben des Landes 130 Euro pro Stunde für ihren Dienst.
Mit den Neckar-Odenwald-Kliniken stehe man wegen der Unterstützung durch die dort beschäftigten Ärzte in Kontakt. "Klar ist aber auch, dass dort die Priorität auf der Behandlung liegt. Eine Unterstützung der Bundeswehr haben wir angefragt, verlassen uns aber nicht darauf, dass wir dort priorisiert werden", meint Egenberger.
Auch die Kühlung und Lagerung des Impfstoffs erfordern Planung und Logistik. Denn der Impfstoff, der wohl zuerst zugelassen wird (von Biontech/Pfizer), muss bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden. "Entsprechende Kühlgeräte werden vom Land bereitgestellt", erläutert der Pressesprecher. Es braucht aber auch Möbel und medizinische Ausstattung. Auch daran wird unter Hochdruck gearbeitet. "Die Pandemie zu beenden und unser Leben wieder zu normalisieren – das ist ein großer Ansporn", so Egenberger.
Der Zeitplan bis zum 15. Januar sei eng getaktet, aber machbar. "Wir haben nach dem Rückgang der Flüchtlingszahlen große Mengen an Material aller Art eingelagert, vor allem Mobiliar. Das können wir jetzt ohne Vorlaufzeit einsetzen. Das medizinische Material wird vom Land bereitgestellt, ebenso ein Teil der Informationstechnik." Gleichwohl muss noch genug organisiert und bedacht werden.
Denn ab dem 15. Januar soll und muss das Personal im Kreisimpfzentrum in der Lage sein, täglich bis zu 750 Impfungen zu verabreichen. "Wir müssen aber realistisch sein, was die Verfügbarkeit des Impfstoffs und unsere Rolle in der Linie hinter den zentralen Impfzentren angeht", dämpft Jan Egenberger die Erwartungen an ein schnelles Durchimpfen der Bevölkerung im Kreis. Man werde wahrscheinlich etwas kleiner starten, "unsere Prozesse einpendeln und dann gut gerüstet in den Volllastbetrieb gehen", so Egenberger.
Am Freitag stellte Gesundheitsminister Jens Spahn die Impfverordnung vor: "Wir fangen jetzt mit den über 80-Jährigen, den Höchstbetagten, den Pflegebedürftigen und denjenigen, die sie pflegen und betreuen, an."
Konkrete Termine können derzeit noch nicht vereinbart werden, auch später ist dies nicht direkt im Kreisimpfzentrum möglich. Denn die Terminvergabe wird in Baden-Württemberg zentral organisiert. Die Impfberechtigten sollen angeschrieben und informiert werden. Wenn man von 144.000 Kreisbewohnern ausgeht, dauert es rechnerisch ohnehin 384 Tage, bis alle geimpft sein können – denn jeder muss zweimal geimpft werden. "Die zwei Impfungen sollen voraussichtlich im Abstand von 21 bis 28 Tagen erfolgen. Entsprechend muss die Vergabe der Termine und die Bevorratung des Impfstoffs angelegt sein", verdeutlicht Egenberger.
Der Betrieb der Kreisimpfzentren ist aktuell bis Juni 2021 geplant. "Sofern notwendig, werden sie auch darüber hinaus der Bevölkerung zur Verfügung stehen", informiert das Land Baden-Württemberg auf seiner Webseite. Denn mittelfristig sei geplant, die Impfungen mit zunehmender Anzahl an verfügbarem Impfstoff über die Haus- und Facharztpraxen vorzunehmen. Auch andere Impfstoffe sollen im kommenden Jahr verfügbar sein, nicht jeder muss zweimal verimpft werden. Das Land plant, sich dann aus dem Impfgeschehen zurückzuziehen. Zunächst muss dieses Impfgeschehen aber erst einmal losgehen ...
Für alle, die helfen wollen: Ärztliches Personal wird gebeten, sich mit einigen Infos zu Qualifikation und beruflicher Erfahrung an die Kassenärztliche Vereinigung BW (KVBW) unter www.kvbawue.de/impfzentren zu wenden. Die Anmeldung über die KVBW ist nur mit Arztnummer möglich. Interessierte, die nicht im Arztregister der KVBW eingetragen sind, melden sich über das Rückmeldeformular der Landesärztekammer. Für nicht-ärztliches, medizinisches Fachpersonal wurde die E-Mail-Adresse KIZ-MFA@neckar-odenwald-kreis.de eingerichtet.