Das Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises hat den Bereich des Infektionsschutzes personell gestärkt, dafür sind beim Mosbacher Hauptgebäude weitere Büroräume in Form einer Containeranlage geschaffen worden. Foto: Alexander Rechner
Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Einen weiteren Zwischenbericht über die Auswirkungen der Corona-Pandemie legte die Landkreisverwaltung am Mittwoch dem Ausschuss für Verwaltung und Finanzen bei einer Sitzung im Hugo-Geisert-Saal in Buchen vor. "Aufgrund der vielfältigen Herausforderungen auf allen Ebenen war es uns von Anfang an wichtig, Sie regelmäßig über unser Vorgehen zu informieren. Eine Idee, die im Übrigen inzwischen Schule gemacht hat", sagte Landrat Dr. Achim Brötel.
Kreiskämmerer Michael Schork zeigte dann, anknüpfend an seinen Bericht in der jüngsten Kreistagssitzung, die Auswirkungen der Pandemie in der Verwaltung auf. "Nachdem wir am 17. März das Amt für den Publikumsverkehr leider schließen mussten, haben die Kollegen dennoch alles darangesetzt, die Dienstleistungen über digitale Wege weiterhin anzubieten", so Schork. Dennoch sei es gut, dass seit Mitte Mai auch die persönliche Vorstellung während der allgemeinen Sprechstunden wieder möglich ist.
Deutlich aufgestockt habe man in den vergangenen Monaten das Personal im Fachdienst Gesundheitswesen. Nachdem bis zu 20 Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen dem Gesundheitsamt zur Pandemiebekämpfung vorübergehend zugeordnet worden waren, seien inzwischen neue Mitarbeiter eingestellt wurden – umgerechnet 6,4 neue Vollzeitstellen.
"Wir haben unter anderem vier Mitarbeiter als ‚Containment-Scouts‘ eingestellt, die sich im Falle eines Wiederaufflammens des Infektionsgeschehens an sieben Tagen in der Woche um die wichtige Kontaktpersonennachverfolgung kümmern und natürlich auch weiterhin über das Bürgertelefon Fragen beantworten", sagte Schork. Zudem habe man den Bereich des Infektionsschutzes gestärkt. Insgesamt verfügt der Fachdienst nun über umgerechnet rund 31 Vollzeitstellen. Deshalb habe die Verwaltung beim Mosbacher Hauptgebäude weitere Büroräume in Form einer sowieso im Kreisbesitz befindlichen Containeranlage geschaffen, erläuterte Schork.
Zu den finanziellen Auswirkungen berichtete Schork von einer gemeinsamen Erhebung der kommunalen Landesverbände, nach der sich die Corona-bedingten Mehraufwendungen und Mindereinnahmen bis Mitte Mai auf 780 Millionen Euro summiert hätten. Zudem ergaben sich aus der Mai-Steuerschätzung landesweit Mindereinnahmen von 3,8 Milliarden Euro. Dagegen stünden zwei Soforthilfezahlungen des Landes in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro. Welche Auswirkungen dies für den Landkreis konkret hat, werde er am 27. Juli in der Kreistagssitzung aufzeigen, kündigte Schork an.
Ebenso informierte Schork, dass das im Juni eröffnete italienische Restaurant "Mare e Monte" in der Alten Turnhalle in Mosbach gut angelaufen sei. Es diene auch wieder als Kantine des Landratsamts: "Wir freuen uns, dass dort erneut Leben eingekehrt ist", betonte der Leiter des Fachbereichs Finanzen und Service.
Anschließend beantworteten er und Landrat Brötel die Nachfragen der Kreisräte. Dabei kündigten sie an, dass man derzeit gemeinsam mit dem Personalrat an einer Regelung arbeite, wie man den Mitarbeitern bei passenden Konstellationen weiterhin Homeoffice-Lösungen anbieten könne. Während der Hochphase der Pandemie hätten bis zu 100 Mitarbeiter im Homeoffice gearbeitet.
Zudem beschäftigte sich der Ausschuss mit einem Antrag der Kreistagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen, der darauf abzielte, Kreistagsvorlagen künftig auch in der so genannten Leichten Sprache zur Verfügung zu stellen. Nach einer eingehenden Prüfung, so Landrat Brötel, sei die Verwaltung aber zu dem Ergebnis gekommen, dass dies unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht leistbar sei. Dabei verwies er auf das Landes-Behindertengleichstellungsgesetz.
"Dieses geht nicht so weit, dass komplizierte Sachfragen ‚entkompliziert‘ werden müssen, zumal dann schnell abweichende Sitzungsvorlagen entstehen, die auch mit Blick auf die Rechtssicherheit erhebliche Fragen aufwerfen", erklärte Brötel. Trotzdem wolle man dem Anliegen in modifizierter Form Rechnung tragen. Deshalb schlug Brötel vor, künftig ausgewählte Lebenssachverhalte, die für Menschen mit Behinderungen relevant sind, vermehrt nach der Beschlussfassung in der so genannten Leichten Sprache aufzubereiten und auf der Webseite des Landkreises zu veröffentlichen. Dabei werde die kommunale Behindertenbeauftragte konsequent eingebunden. Dieser Vorschlag fand die Zustimmung des gesamten Gremiums.