Neustart im September: Mit Mundschutz, Abstand und Desinfektionsmittel starteten viele Jugendliche ihre Ausbildung. Trotz der besonderen Umstände ist die Einstellungsquote in den Unternehmen gleich geblieben. Foto: Marie Beichert
Von Marie Beichert
Neckar-Odenwald-Kreis. Endlich selbst Geld verdienen und auf eigenen Beinen stehen: Während es viele Jugendliche nach ihrem Schulabschluss (normalerweise) ins Ausland, an die Hochschule oder Uni zieht, starten andere direkt mit einer Ausbildung. Corona-bedingt kommt es bei Letzteren dieses Jahr allerdings zu einigen Einschränkungen und Veränderungen. Die RNZ hat sich bei Unternehmen in der Region umgehört.
"Es ist uns wichtig, unsere Kunden und auch unsere Mitarbeitenden durch hausinterne Abstands- und Hygieneregeln zu schützen", betont Ausbildungsverantwortliche Iris Wahlandt von der Volksbank Mosbach: "Dazu gehört etwa das Tragen eines Mundschutzes, wenn man seinen Arbeitsplatz verlässt." Sechs Jugendliche haben bei der Bank dieses Jahr ihre Ausbildung begonnen. Im Vergleich zu den Jahren zuvor sei diese Anzahl konstant geblieben. In den vergangenen Monaten seien interne Schulungen über den Online-Konferenz-Dienst "GoToMeeting" durchgeführt worden, auch der Berufsschulunterricht fand überwiegend online statt. Nun habe der Unterricht allerdings wieder vor Ort begonnen. Auch die Studenten an der Dualen Hochschule seien wieder zumindest zum Teil mit Präsenzvorlesungen gestartet.
Auch bei der Sparkasse Neckartal-Odenwald sind in diesem besonderen Jahr neun junge Menschen in den Beruf gestartet. "Wir haben in den letzten Monaten ein umfangreiches Hygienekonzept entwickelt, das es uns ermöglicht, vor Ort – also praxisnah – auszubilden", so Christoph Lunczer, Ausbildungsbeauftragter der Sparkasse. "Alle Azubis wurden im Rahmen einer Einführungswoche intensiv auf die Ausbildung und die besondere Situation in Zeiten von Corona vorbereitet, so dass sie gut vorbereitet starten konnten", sagt Lunczer weiter: "Auch die Berufsschule, die Duale Hochschule und die Sparkassenakademie Baden-Württemberg haben sich auf die Pandemie-Situation eingestellt und führen Unterricht und Vorlesungen ganz oder teilweise online durch. Rückblickend sei das Corona-Jahr aus Ausbildungssicht gut verlaufen. Die Plätze 2020 konnten trotz Pandemie besetzt werden. Auch für den Ausbildungsbeginn 2021 wurden bereits Zusagen erteilt. Ich freue mich auf zahlreiche weitere Bewerbungen", so Lunczer mit Blick nach vorn.
Ähnlich sieht es beim Landratsamt in Mosbach aus: "Zum 1. September haben dieses Jahr 15 Jugendliche mit ihrer Ausbildung begonnen", erklärt Ausbildungsleiterin und Ansprechpartnerin Lena Sienholz. Zu Beginn seien EDV-Schulungen in kleineren Gruppen durchgeführt worden. Auf den eigentlich obligatorischen Ausflug für die Azubis habe man dieses Jahr leider verzichten müssen. Sie erläutert außerdem: "Bei uns findet kein Online-Unterricht statt. Dadurch, dass wir in unseren Räumen die Abstände gut einhalten können und zusätzlich Trennscheiben aufgestellt sind, wird unseren Auszubildenden viel Präsenz angeboten." Um den Neulingen in dieser besonderen Zeit entgegenzukommen, ist das Willkommenspaket dementsprechend mit einem Mund-Nasen-Schutz ausgestattet gewesen.
Bei der Firma Mosca in Waldbrunn sind Auszubildende im gewerblichen, technischen und kaufmännischen Bereich gestartet. Der Pandemie geschuldet, habe es hier aber auch Veränderungen gegeben. "Im März, April und Mai lief die Berufsschule per Online-Unterricht", sagt Simone Steinhäuser, Leiterin für die kaufmännische Ausbildung. "Auch jetzt kommt es manchmal noch zu Engpässen bezüglich des Platzes in unseren Räumen. Dann haben die Auszubildenden Home-Office – allerdings nur tageweise", fügt sie hinzu. Dennoch sei die Anzahl der Azubis im Vergleich zu den letzten Jahren konstant geblieben, man habe so viele Jugendliche eingestellt wie geplant. "Auch im nächsten Jahr werden wir, trotz Corona, nicht von unserer Einstellungsquote abweichen", fasst Steinhäuser die Aussichten zusammen.
Wie im Vorjahr legten zum 1.9. beim Autohaus Gramling insgesamt 20 neue Azubis, 15 im technischen und fünf im kaufmännischen Bereich, los. "Wir sind sehr froh darüber, dass sich vor einigen Monaten wieder so viele tolle Jugendliche für eine Ausbildung bewarben", betont Sibylle Brauch, Verantwortliche der kaufmännischen Ausbildung. Die Auswahl für die Bewerbungen sei bereits vor Corona abgeschlossen gewesen, weshalb man "keine Minute daran dachte, Ausbildungsstellen zu reduzieren." Und auch Serviceleiter Alfred Hubert zeigt sich erleichtert, dass das Unternehmen mit den Standorten Mosbach, Walldürn und Mudau die Ausbildung dieses Jahr regulär starten konnte.
Auch das Autohaus Käsmann hat an seinen zwei Standorten in Mosbach, gerade in der Coronazeit, die Aus- und Weiterbildung von Azubis und Mitarbeitern vorangetrieben. Die intensive Digitalisierung des Autohauses habe hier eine wichtige Basis gebildet, denn mit Online-Trainings und digitalen Besprechungen seien viele gute Qualifizierungen (mit aufwendigen Hygienemaßnahmen) realisiert worden. "Mit unseren 31 Auszubildenden in 2020 sind wir gut für die Zukunft aufgestellt. Durch unsere jungen Menschen im Betrieb haben wir stets eine Quelle von innovativen Ideen", betont Geschäftsleiter Klemens Käsmann: "Letztlich ist es unser Ziel, die Qualität unserer Arbeit und die Kundenzufriedenheit auch in schwierigen Zeiten sicherzustellen".
Auch im sozialen Bereich gibt es im Corona-Jahr viele Auszubildende. Michael Walter, Leiter der Unternehmenskommunikation der Johannes-Diakonie Mosbach, berichtet: "Dieses Jahr hatten wir einen recht großen Zulauf an Bewerbern, die den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei der Johannes-Diakonie absolvieren. Das freut uns natürlich sehr." Während des Lockdowns habe es teilweise Online-Angebote gegeben und die Schüler konnten sich selbst Zugriff zu den benötigten Materialien im Internet verschaffen. Im September nun konnten die Neuen ohne größere Einschränkungen mit ihrer Ausbildung loslegen, so Michael Walter zum aktuellen Stand.