Die Bäckerinnung Neckar-Odenwald wurde am Montag im Gasthaus "Löwen" in Heidersbach aus der Taufe gehoben: Kreishandwerksmeister Jochen Baumgärtner, Bezirksobermeister Thomas Mayer und Obermeister Peter Schlär präsentierten den Vertretern der Innungsbetriebe und den Ehrengästen die eigens dafür gebackene "Fusionsbrezel". Foto: Rüdiger Busch
Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) "Es wächst zusammen, was zusammengehört!" Passend zum bevorstehenden Mauerfall-Jubiläum hatte Jochen Früauff von der Bäcker- und Konditorengenossenschaft Bäko Südwest ein 30 Jahre altes Zitat von Willy Brandt ausgewählt, um die Fusion der Bäckerinnungen Buchen und Mosbach zur Bäckerinnung Neckar-Odenwald zu kommentieren. Nachdem die beiden Innungen bereits seit Jahrzehnten gut und eng zusammenarbeiten, war der Zusammenschluss vor dem Hintergrund einer stetig sinkenden Zahl an Handwerksbäckereien ein logischer Schritt. Die Fusionsversammlung fand am Montagnachmittag im Gasthaus "Löwen" in Heidersbach statt. Zum Obermeister der neuen Innung wurde Peter Schlär (Mudau) gewählt. Sein Stellvertreter ist Bezirksobermeister Thomas Mayer (Neckarelz).
"Wir sind heute mit etwas Wehmut zusammengekommen", so fasste der bisherige Buchener Obermeister Peter Schlär die Gefühlslage seiner Mitstreiter zusammen. Schließlich können beide Bäckerinnungen auf eine jeweils über 100 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Dass sich die beiden gut aufgestellten Innungen nun zusammenschließen, habe einen Grund: "Es gibt leider immer weniger Betriebe!" Knapp 30 sind es noch im Neckar-Odenwald-Kreis.
Die eigens dafür gebackene "Fusionsbrezel". Foto: Rüdiger Busch"Dabei sind unsere handgemachten Backwaren nach wie vor gefragt", sagte Schlär und wies auf die steigende Bedeutung regionaler Zutaten hin: Schließlich legen heutzutage immer mehr Verbraucher großen Wert darauf, woher die Lebensmittel kommen. Die regionalen Bäcker verstünden sich nicht als Konkurrenten, stellte Schlär heraus, sondern sie säßen alle in einem Boot. Umso wichtiger sei es, in der Innung ein starkes Bündnis zu bilden.
Abschließend dankte Schlär allen, die sich in den zurückliegenden mehr als 100 Jahren für die beiden Innungen eingesetzt haben, allen Obermeistern und Vorstandsmitgliedern. Der langjährige Mosbacher Obermeister Friedbert Englert schloss sich den Dankesworten an. Er wird - wie Schlär später verriet - für sein Engagement demnächst noch eine gebührende Ehrung erfahren.
Anschließend wurde der Zusammenschluss vollzogen. Die beiden Innungen hatten sich vorab auf eine Fusion zum 1. Januar 2020 geeinigt. Unter der Leitung von Jürgen Gergely von der Handwerkskammer Mannheim wurde dann Peter Schlär einstimmig zum Obermeister gewählt. Auch die weiteren Wahlen erfolgten jeweils einstimmig: Bezirksobermeister Thomas Mayer (Neckarelz); Vorstand: Linus Schmitt (Limbach), Bernhard Banschbach (Aglasterhausen), Ottmar Lunkenheimer (Buchen), Tobias Leiblein (Walldürn), Hans-Martin Laible (Mosbach), Ralf Frick (Obrigheim) und Alfred Seitz (Gerichtstetten); Gastmitglieder im Vorstand: Ehrenobermeister Oskar Breunig (Hainstadt), Ehrenobermeister Friedbert Englert (Dallau) und Sepp Troißler (Großeicholzheim); Kassenprüfer: Burkhard Volk (Oberwittstadt) und Reinhold Lingner (Bad Friedrichshall).
Im Namen der Bäko Südwest gratulierte Vorstand Jochen Früauff zur Fusion: "Die Bäckerinnungen im Neckar-Odenwald-Kreis sind schon immer mit einer Stimme aufgetreten, deshalb ist der Zusammenschluss die logische Konsequenz." Kreishandwerksmeister Jochen Baumgärtner wünschte der neuen Innung alles Gute und wies darauf hin, dass es im Landkreis nun nur noch eine Handwerkssparte gebe, die über zwei Innungen im Kreis verfügt: die Friseure.
Geschäftsführerin Ute Sagebiel-Hannich vom Bäckerinnungsverband Baden stellte das neue Beitragsmodell vor. Es habe große Unterschiede in den Beiträgen der beiden Innungen gegeben, weshalb man auf ein ausgleichendes, ausgewogenes Modell setze. Den Haushalt der neuen Innung präsentierte Geschäftsführer Michael Windmeißer von der Kreishandwerkerschaft.
Kurz beleuchtete Ute Sagebiel-Hannich das Thema "Lebensmittelverschwendung". Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel lande auf dem Müll. Allein in Deutschland seien dies im Jahr 18 Millionen Tonnen. Sie stellte die App "Too good to go" vor, über die Bäcker Überraschungstüten mit übrig gebliebenen Waren zu einem reduzierten Preis vermarkten können. Alternativ gebe es auch Computerprogramme für intelligente Absatzprognosen, die dazu beitragen können, Überproduktionen zu verhindern. Zu einer besseren Planbarkeit der Nachfrage soll zudem "Emmas App", eine Initiative aus der Metropolregion Rhein-Neckar, beitragen.
Kostproben der von ihm erfundenen "Odenwaldtorte" verteilte Siegfried Brenneis: Die Neukreation kam bei den Experten sehr gut an (separater Bericht folgt).