Die Zwingenberger Wolfsschlucht ist wegen der Schäden durch den Sturm „Sabine“ unpassierbar, die Margaretenschlucht bei Neckargerach Corona-bedingt gesperrt. Es gibt jedoch noch viele andere schöne Ausflugsziele. Foto: Stefan Weindl
Von Noemi Girgla
Neckar-Odenwald-Kreis. Der Frühling kennt kein Corona. Die Bäume blühen, und auch für das kommende Wochenende sind wieder Sonne und Temperaturen um die 20 Grad gemeldet. Der Neckar-Odenwald-Kreis bietet gerade im Frühling zahlreiche lohnende Ausflugsziele. Doch nicht alle können derzeit uneingeschränkt genutzt werden.
"Natürlich stellen die Margaretenschlucht und die Wolfsschlucht Höhepunkte auf den Wanderwegen im Neckartal dar", räumt der Bürgermeister von Neckargerach und Zwingenberg, Norman Link, ein. "Jedoch ist es hier nicht möglich, den gebotenen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten." Die Zwingenberger Wolfsschlucht ist auf natürliche Weise unpassierbar. In ihr versperren noch Überreste der Bäume, die im Februar dem Sturm "Sabine" zum Opfer fielen, den Weg. "Die Gemeinde musste schon damals die Schlucht schließen", erläutert Link. "Wäre das nicht schon geschehen, hätte sie jetzt geschlossen werden müssen. Sie ist einfach zu schmal. Die Behebung der Sturmschäden wird auch ohne die derzeitigen Umstände mit hohem Aufwand verbunden sein und noch einige Zeit in Anspruch nehmen."
Zu schmal ist auch die Margaretenschlucht in Neckargerach. "Schon am Parkplatz wird darauf hingewiesen, dass die Schlucht momentan nicht betreten werden darf", berichtet Link. "Aber wer von weiter her angereist ist, um dort zu wandern, hält sich oft nicht daran." Der Zugang zur Schlucht sei zwar mit Holzbrettern versperrt, doch die Leute fänden einen Weg, sie zu umgehen.
Um dem entgegenzuwirken, setzt die Gemeinde Neckargerach auf persönliche Ansprache der Wanderer. "Wir laufen selbst so oft wie möglich privat an der Margaretenschlucht vorbei und versuchen aufzuklären. Mit der Polizei haben wir uns abgestimmt, die dort unregelmäßig kontrolliert, und auch die Feuerwehr ist häufig vor Ort", erzählt der Bürgermeister weiter. Dabei gebe es noch so viele andere schöne Wanderwege, auf denen der Mindestabstand auch eingehalten werden könne.
"Wer beispielsweise den Weg zur Schlucht laufen und auch einen Blick hineinwerfen möchte, kann den Margaretenschluchtpfad entlanggehen und die Schlucht in Richtung Binau bzw. an der Schleuse Guttenbach queren", zeigt Link eine Alternative auf. "Hier können die Wanderer durch Warten die vorgeschrieben Abstandsregeln gut einhalten." Des Weiteren empfiehlt er die Waldlehrpfade im Naturpark Neckartal-Odenwald und einen Spaziergang entlang des Waldsees durch das Seebachtal.
Auch andere Ausflugsziele in der Region sind derzeit nur eingeschränkt nutzbar – jedoch nicht Corona-bedingt. Die Minneburg und Burg Stolzeneck (Gemarkung Neunkirchen) sind nur teilweise zugänglich. "Man kann zwar an die Burgen ran, aber nicht bis in den letzten Winkel rein", berichtet Dietmar Hellmann, Leiter des Forstbezirks Odenwald und Vorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute Baden-Württemberg. Schon vor einem Jahr war eine Mauer an der Minneburg eingestürzt. Seitdem ist die Hauptburg wegen Sicherungsmaßnahmen gesperrt. "Es ist aber möglich, über die Brücke durch das Haupttor in die Vorburg zu gehen. Dort stehen Bänke, auf denen man rasten kann. Aber auch hier muss der vorgegebene Abstand eingehalten werden", erläutert Hellmann. Ähnlich sei es bei der Burg Stolzeneck. "Auch hier sind Sicherungsmaßnahmen im Gange, die bald in die nächste Runde gehen", so Hellmann. Während die Hauptburg gesperrt sei, könne dennoch die Vorburg besichtigt werden.
"Ich freue mich immer, wenn die Leute in den Wald gehen", erzählt der Forstbezirksleiter. "Der Wald tut den Menschen gut. Aber auch hier gelten die gleichen Abstandsregeln wie überall. Zudem herrscht momentan Waldbrandgefahr. Feuer darf ohnehin nur an dafür vorgesehenen Feuerstellen gemacht werden, und auch das Rauchen ist untersagt. Bei fortgesetzter Trockenheit werden wir aber auch die Feuerstellen demnächst schließen müssen." Des Weiteren rät Hellmann dazu, auch immer mal wieder einen Blick in die Baumkronen zu werfen. "Durch die Trockenheit sind gerade Buchen besonders geschwächt, und es kann passieren, dass Äste herunterfallen."
Er selbst empfiehlt eine anspruchsvolle aber reizvolle Wanderroute: Über den Wilden Waibelsberg, vorbei an der Burgruine Stolzeneck zurück zum Reihersee. "Wer hier die Augen offen hält, entdeckt vielleicht sogar den versteckten kleinen Brunnen, von dem es heißt: ,Beim wilden Waibelsberge, da sprudelt ein Brünnlein klar, und wer davon tut trinken, wird leben noch viele Jahr.’" Ein schöner Gedanke! Gerade in Corona-Zeiten.