Neckar-Odenwald-Kreis

Auch einige Kinderärzte impfen in ihren Praxen gegen das Coronavirus

Denn auch sie wollen ihren Teil beitragen - Eine Selbstverständlichkeit, die allen hilft

13.05.2021 UPDATE: 14.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Diese Impfung ist viel wert. Neben den Hausärzten beteiligen sich auch vielerorts Kinderärzte an der Impfkampagne gegen das Coronavirus. Wolfgang Beck und Daniel Vater (der hier auf dem Foto zu sehen ist) berichten von ihren Erfahrungen. Foto: Stephanie Kern

Von Stephanie Kern

Neckar-Odenwald-Kreis. Nach Ostern sind die Hausärzte in die Impfkampagne einbezogen worden: Mehr Impfstoff und das Engagement der Ärzte haben zu einem deutlichen Anstieg bei den verabreichten Impfungen gegen das Coronavirus geführt. In Baden-Württemberg haben die niedergelassenen Ärzte bereits rund 950.000 Impfungen vorgenommen (Quelle: Robert-Koch-Institut, Stand: 9. Mai 2021). Vielerorts sind neben den Hausärzten auch Kinderärzte an der Impfkampagne beteiligt.

In Mosbach ist das zum Beispiel Dr. Wolfgang Beck. "Ich habe für mich persönlich die Entscheidung getroffen, dass ich von Anfang an helfen will", sagt der Kinder- und Jugendmediziner. "Ich stehe voll hinter den Impfstoffen." Eigentlich behandelt Beck in seiner Praxis Kinder und Jugendliche; seit fünf Wochen impft er aber Erwachsene, die dazu berechtigt sind. "Ich habe schon vor Wochen damit gerechnet, dass auch Kinder und Jugendliche bald geimpft werden können. Dafür wollte ich gerüstet sein."

Die Impfungen von Erwachsenen sind für Beck und seine Praxismitarbeiterinnen also eine Art Vorbereitung auf das, was die Kinderärzte noch zu leisten haben, wenn der Impfstoff von Biontech auch für Jüngere zugelassen wird. "Es könnte ruckzuck gehen." Seit fünf Wochen verimpft Beck das Vakzin von Biontech. Angefangen hat er mit zwölf Dosen, vergangene Woche waren es 36.

Kriterien für eine Impfung in der Kinderarztpraxis sind ein Bezug zur Praxis (etwa durch Verwandtschaft zu einem dort behandelten Patienten) und natürlich die Priorisierung durch das Land Baden-Württemberg. Auch den Impfstoff von Astra-Zeneca könnte Beck bestellen. "Aber die Informationsgespräche dazu kann ich in der Praxis leider nicht leisten." Denn schon so sei es "organisatorisch heftig". Beck: "Das habe ich mir so nicht vorgestellt." Deshalb sei er auch froh, dass er nur relativ wenige Dosen erhalte. Die Arzthelferinnen führen eine Liste mit Interessierten, die auch laut Priorisierung freigegeben sind, und bestellen die Impflinge dann ein.

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Auch der Kinder- und Jugendarzt und die Arzthelferinnen wurden schon geimpft – allerdings schon vor längerer Zeit in einem Impfzentrum. "Das fühlt sich für hier prima an", sagt Beck. Es gebe Sicherheit. Die Hygienemaßnahmen würden natürlich trotzdem weiter eingehalten.

Auch Dr. Daniel Vater in Schwarzach hat in seiner Kinderarztpraxis nun einmal in der Woche erwachsene Patienten zu Gast. Auch Vater wollte schon lange bei der Impfkampagne helfen, hat sich auch als Impfarzt für das Impfzentrum registrieren lassen. "Bis heute habe ich allerdings noch keinen Anruf bekommen." Für ihn war deshalb klar, in seiner Praxis zu impfen und so einen Teil beizutragen. "Es ist ein großer Aufwand, aber das sollte letzten Endes nicht im Vordergrund stehen."

Mittwochnachmittags wird in Schwarzach geimpft. "Ich erlebe ganz viel Dankbarkeit", sagt Vater, der die Impfstoffe von Biontech und auch Astra-Zeneca zur Verfügung hat. Die Rahmenbedingungen machen es den Praxen etwas schwierig, zu planen. Denn wie viel Impfstoff in der kommenden Woche kommt, erfahren sie erst donnerstags. Auch hier führen die Helferinnen eine lange Liste von Interessierten, die nach und nach abgearbeitet wird.

Er verimpfte bisher in der Regel unter 40 Dosen – an einem Nachmittag waren es aber auch mal 80. "Jeder, der geimpft ist, zählt", ist Vater überzeugt. Trotzdem: Erst- und Zweitimpfungen in einer Woche sind gleichzeitig nicht zu stemmen. Denn auch sonst ist in der Praxis genug Arbeit. "Wir wollten einfach helfen, damit die Impfkampagne Fahrt aufnimmt", so Vater. Spätestens wenn auch Kinder und Jugendliche gegen das Coronavirus geimpft werden dürfen, werde er sich aus den Impfungen für Erwachsene zurückziehen. Für die Arzthelferinnen sei es gar keine Frage gewesen, den Mittwochnachmittag für die Impfkampagne zu opfern. "Das ist schnell zu einer Selbstverständlichkeit geworden."

Dabei hat sich das Team schon gut eingespielt: Alle 15 Minuten treffen vier Impflinge ein. Eine Helferin weist die Zimmer zu, Dr. Vater und eine weitere Helferin gehen in die Zimmer, sehen mit den Impfwilligen die Unterlagen durch und impfen. Im Wartezimmer werden sie dann noch 15 Minuten beobachtet. Große Bedenken muss Vater "in 99 Prozent der Fälle" nicht ausräumen. "Die Menschen kommen in die Praxis, weil sie geimpft werden wollen, viele haben sich schon vorher sehr gut informiert."

Neben der Abwechslung, ausnahmsweise mit erwachsenen Patientinnen und Patienten in Kontakt zu sein, sieht Daniel Vater die Impfung in der Kinderarztpraxis vor allem auch als einen "Dienst an der Allgemeinheit." Dass der sich bewährt, lässt sich an den Zahlen, die das Robert-Koch-Institut veröffentlicht, ablesen: Seitdem auch Haus- und Kinderärzte mithelfen, ist die Zahl der Impfungen deutlich gestiegen.

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