Alois Gerig, der als direkt gewählter Bundestagsabgeordneter seit 2009 den Wahlkreis Odenwald/Tauber in Berlin vertritt, wird zur kommenden Bundestagswahl nicht mehr antreten. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Wähler sprachen ihm regelmäßig ihr Vertrauen aus und schickten Alois Gerig dreimal in Folge als ihren direkt gewählten Abgeordneten in den Bundestag. Und das mit Spitzenergebnissen, einmal sogar war er Stimmenkönig der CDU in Baden-Württemberg. In Berlin hat er sich längst als bundesweit anerkannter Agrarexperte profiliert und ist seit über sechs Jahren Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft des Bundestags. Der CDU-Politiker, der seit 2009 die beiden Landkreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald in Berlin vertritt, will jedoch zur Bundestagswahl im kommenden Jahr nicht mehr antreten. "Ich möchte aufhören, solange es mir Spaß macht und ich das Gefühl habe, dass mich die Menschen noch mögen", erklärte Alois Gerig am Freitag der RNZ.
Gerigs politische Laufbahn begann erst 1997 mit dem Eintritt in die CDU. Zwei Jahre später haben ihn die Bürgerinnen und Bürger erstmals in den Kreistag des Neckar-Odenwald-Kreises gewählt. Insbesondere die kommunalpolitischen Wurzeln seien für seine parlamentarische Arbeit in Berlin von großer Bedeutung. Als Abgeordneter müsse man schließlich wissen, was sich die Bürger(innen) wünschen und welche Vorstellungen sie haben. Ein Abgeordneter des Volkes durch das Volk für das Volk, erklärt Alois Gerig frei nach Abraham Lincoln als seine politische Maxime.
"Das Wählervotum ist für mich Auftrag und Motivation, für den Wahlkreis in Berlin etwas zu bewegen", betont der 64-Jährige. Deshalb ist ihm in all den Jahren immer eines wichtig gewesen: nah an den Bürgerinnen und Bürgern zu sein. Ob Mosbacher Frühlingsfest, Buchener Schützenmarkt oder "Höpfemer Quetschefest" – Alois Gerig ist regelmäßig unter und bei den Menschen. "Mein Terminkalender ist immer gut voll", schmunzelt er. 40.000 Kilometer pro Jahr ist er im Wahlkreis unterwegs. Und dieser reicht von Aglasterhausen bis nach Creglingen (nur wenige Kilometer von Rothenburg ob der Tauber entfernt). "Das sind rund 150 Kilometer Entfernung", sagt Alois Gerig flugs.
Dabei war Berufspolitiker zu sein nie sein Lebensziel. 1988 übernahm Gerig den elterlichen Bauernhof auf dem Schlempertshof. Gemeinsam mit seiner Familie entwickelte er diesen zu einem Ferienbauernhof weiter. Von 1985 bis 2009 war er dann Geschäftsführer des Maschinenrings Odenwald-Bauland und den gewerblichen Töchtern. "Diese berufliche Expertise war für meine erfolgreiche parlamentarische Arbeit zum Wohle der Bevölkerung entscheidend", führt Gerig aus.
Die Tätigkeit als Berufspolitiker übt er ebenfalls mit großer Leidenschaft aus. So hat er in den kommenden Monaten bis zur Wahl auch noch einiges vor. "Ich möchte in meiner Heimat weiterhin ein Vertreter sein, der sich für die Belange von Bürgermeistern und Bürgern gleichermaßen einsetzt", sagt er klar.
Insbesondere die Themen des ländlichen Raums sind seine Steckenpferde. "Gleichwertige Lebensbedingungen zwischen Stadt und Land sind mir eine Herzensangelegenheit", erläutert Alois Gerig. Darauf achtete er auch beim Mitverfassen des Koalitionsvertrages der derzeitigen Großen Koalition im Bereich des ländlichen Raums. Im Berliner Politikbetrieb habe er gelernt, immer und immer wieder für die Belange der eigenen Heimat zu werben. "Manches Mal muss man auch beharrlich nerven, um etwas zu erreichen", schmunzelt er und ergänzt: "Hin und wieder auch die eigene Fraktion." Denn verbiegen lassen will er sich nicht.
Jedoch gibt es in der Politik auch Schattenseiten. Schwarze Tage. Ein solcher ist für ihn der 26. Oktober 2011 gewesen. An diesem Tag wurde im Rahmen der damaligen Bundeswehrreform die Schließung der Kaserne in Hardheim und des Munitionsdepots Altheim verkündet. "Nach so einem Tag darf man nicht aufgeben, sondern muss konsequent weiter werben", meint Gerig. Es ist ihm gelungen, mehrere Staatssekretäre und seine "Pferdefreundin", die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, nach Hardheim zu locken und für eine Reaktivierung der dortigen Kaserne zu werben. "Als am 6. Dezember 2018 dann die Stationierung eines Panzerbataillons beschlossen wurde, war ich glücklich – das war der schönste Tag meines bisherigen politischen Lebens. Endlich konnten wir die Früchte unserer Beharrlichkeit ernten", sagt Gerig heute immer noch erfreut über die Entscheidung.
Eines steht für ihn fest: Er will sich bis zum Ende der Legislaturperiode für seine Bürgerinnen und Bürger "voll einsetzen". Auf die Zeit danach, auf die Zeit mit seiner Familie aber freut sich der frisch gebackene Großvater auch schon. "Hier im Höpfingen ist meine Heimat, meine Familie, mein Anker und mein Rückhalt", betont der Familienmensch.