Großer Gesprächsbedarf: Zahlreiche Fragen kamen bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung zur geplanten Schließung der Gynäkologie- und Geburtshilfe-Station am Standort Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken auf. Nicht immer konnten die Antworten dabei zufriedenstellen. Foto: Schattauer
Neckar-Odenwald-Kreis. (schat) Die Herren waren nicht zu beneiden: Im Rahmen eines Info- und Diskussionsabends wollten der Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, Frank Hehn, und der Chefarzt der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Winfried Munz, am Donnerstagabend Rede und Antwort stehen. Rund 150 Bürger wollten in der Mensa des Krankenhauses in Mosbach mehr über die Hintergründe zur geplanten Schließung der Gynäkologie- und Geburtshilfe-Station am Klinik-Standort Mosbach erfahren. Und die Fragen, die sie mitgebracht hatten, waren fast ausnahmslos kritischer Natur.
"Sie tun mir leid", bekannte nach einer guten Stunde des offenen Schlagabtauschs zum Struktur- und Maßnahmenplan und dessen Auswirkungen ein Diskussionsteilnehmer – und meinte damit Winfried Munz. Der Chefarzt des Fachbereichs Gynäkologie und Geburtshilfe war da bereits ebenso lange im Verteidigungsmodus, musste er doch das klinikintern erarbeitete Konzept, das eben auch eine Konzentration von Gynäkologie und Geburtshilfe in Buchen vorsieht, rechtfertigen. Seine Empathie für Munz’ Rolle hielt den Genannten im Übrigen nicht davon ab, selbst kritisch nachzufragen.
>>>Der Mosbacher Gemeinderat fordert per Resolution den Erhalt der Geburtshilfe<<<
Die Gelegenheit dazu nutzten aber auch zahlreiche weitere Diskussionsteilnehmer, von denen ein Gutteil "vom Fach" und meist auch recht gut vorinformiert war. Wenngleich es nicht auf jede der Fragen am Ende auch eine befriedigende Antwort gab.
Ein weiterer "Verteidiger" stand mit Frank Hehn auf dem Feld. Die Entscheidungsträger verdeutlichten die Notwendigkeit tief greifender Maßnahmen. Das wachsende Defizit der Neckar-Odenwald-Kliniken mit ihren beiden Standorten in Mosbach und Buchen zwinge schlicht und ergreifend zu Veränderungen und Einschnitten. Allein in der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe war zuletzt ein Minus von mehr als zwei Millionen Euro zu verzeichnen.
Den Struktur- und Maßnahmenplan habe man Blick auf die Gesamtsituation der Kliniken erarbeitet, im Vordergrund Hehn und Munz zufolge der (dauerhafte) Erhalt der kommunalen Trägerschaft und beider Standorte. "Der Maßnahmenplan ist ein Konsens aller, die für die Kliniken stehen", betonte Munz. Die Entscheidung, sich mit der Gynäkologie und Geburtshilfe auf einen Standort zu konzentrieren, sei ihm "extrem schwergefallen".
Wenn man wie bisher an zwei Standorten weiter verfahre, so Munz, "kann es sein, dass wir am Ende gar keine Gynäkologie und Geburtshilfe-Station mehr im Kreis haben." Die Grund- und Regelversorgung für den Kreis sieht der Chefarzt unterdessen auch der Fachabteilung an einem Standort gesichert.
Verunsichert sind viele werdende Mütter aus der Region, wie gleich mehrere Diskussionsteilnehmer deutlich machten. Niemand wisse, wie lange Schwangere noch nach Mosbach kommen könnten, um hier ihre Kinder zur Welt zu bringen, auch wie die Versorgung bereits Neugeborener (U-Untersuchungen) aussehen soll, sei unklar.
"Auch deshalb muss nun eine Entscheidung her", befand Munz und verwies auf die Kreistagssitzung (29. Januar), bei der über den Struktur- und Maßnahmenplan entschieden werden soll. Wenn dieser eine Mehrheit findet, werde der Kreißsaal in Mosbach "noch mindestens zwei bis drei Monate" wie gewohnt betrieben, skizzierte Frank Hehn eine (zumindest grobe) Zeitschiene für weitere Planungen.
Von Interesse waren auch folgende Themen: Welche Kosten sind mit einer Konzentration in Buchen verbunden? – Laut Frank Hehn: "Ein ganz niedriger sechsstelliger Betrag". Was spricht für den Standort Buchen? – Laut Winfried Munz unter anderem die Nähe zur Viszeralchirurgie. Wie will man in Buchen auf die angestrebten 800 Geburten kommen? – Munz zeigte sich hier überzeugt, dass man Patientenströme zumindest teilweise leiten kann. Wie kommt das Defizit und dessen immense Steigerung zustande? – Hehn verwies hier auf Minusergebnisse aus weiteren Abteilungen, höhere Personalaufwendungen, zu geringe Erträge (Fallpauschalen etc.).
Wie sieht die Zukunft der Mosbacher Hebammen aus? – Laut Hehn gibt es nach wie vor Gesprächs- und Beschäftigungsangebote. Hat man Alternativen/Modifikationen des Strukturplans betrachtet? – Munz verwies hier abermals auf die "bestmögliche" Kompromisslösung für das Gesamtklinikum. Eine Diskussionsteilnehmerin wünschte sich derweil einen Blick aus Kreis- und nicht mehr länger aus Mosbach-Buchen-Sicht.
Noch vor der Diskussion hatte indes Moderator Detlef Hans Franke (mit der Kommunikation der Kliniken betraut) die Gäste auf den neuesten Stand der Dinge gebracht: Und auf die Empfehlung des Gesundheitsausschusses zur Verfolgung des Maßnahmenplans (und die Rückstellung der Suche nach einem strategischen Partner bis Sommer) verwiesen.
"Wenn der Kreistag für das Maßnahmenpaket stimmt, haben wir ein halbes Jahr Zeit, um gemeinsam zu beweisen, dass wir es alleine schaffen können", verdeutlichten Munz und Hehn. Dass diese Entscheidung sehr schwer fallen wird, verdeutlichten die Kreisräte, die beiwohnten.