Symbolfoto: Daniel Bockwoldt/dpa
Von Alexander Rechner
Mosbach/Buchen. Die Lage ist ernst. Immer mehr Kliniken in Deutschland melden personelle Engpässe. Die Corona-Lage macht den Krankenhäusern landauf, landab zu schaffen. Auch in den Neckar-Odenwald-Kliniken mit ihren beiden Häusern in Mosbach und Buchen liegt die Auslastung unter dem Vorjahresniveau. Die hiesigen Kliniken stellen hier keine Ausnahme dar, in allen Krankenhäusern deutschlandweit präsentiere sich das gleiche Bild, wie Klinken-Geschäftsführer Frank Hehn gegenüber der RNZ erklärt. Die Pandemie wirke sich auf den Betrieb der beiden Einrichtungen aus. Der Grund: Patienten seien hinsichtlich planbarer Eingriffe derzeit eher zurückhaltend.
Operationen werden an den Neckar-Odenwald-Kliniken zurzeit allerdings nicht verschoben, sagt der Geschäftsführer. "Aktuell finden geplante Eingriffe ohne Einschränkungen statt." Im Frühjahr hatten die Krankenhäuser noch Freihaltepauschalen erhalten, damit Intensivbetten und Klinikpersonal für Covid-19-Patienten freigehalten werden können. Die kreiseigenen Kliniken haben darüber rund 9,95 Millionen Euro bekommen. Diese Summe sei verwendet worden, um die laufenden Kosten zu decken. Schließlich hätten die freigehaltenen Betten keine Erlöse erbracht, ergänzt der Geschäftsführer. Jedoch flossen diese Finanzmittel nur bis Ende September. "Seit Anfang Oktober bekommen die Kliniken keine entsprechenden Gelder mehr", erklärt Hehn.
Angesichts des jüngsten rapiden Anstiegs neuer Corona-Infektionen in Deutschland werden die Warnungen vor einem Kollaps im öffentlichen Gesundheitswesen eindringlicher und lauter. So hat das Klinikum Fürth in einem Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor einem Zusammenbruch der deutschen Krankenhäuser unter der Last der Corona-Pandemie gewarnt.
Doch es soll sich abzeichnen, dass die Krankenhäuser eine weitere Finanzspritze vom Bund erhalten. "Möglicherweise werden für das vierte Quartal noch Ausgleichszahlungen im Rahmen des Krankenhaus-Zukunftsgesetzes erfolgen, doch sind zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Kriterien definiert", erläutert Frank Hehn. Ungeachtet dessen fordert er eine Wiedereinführung der Freihaltepauschalen: "Diese werden weiterhin dringend benötigt. Denn aufgrund der Corona-Pandemie ist immer noch nicht von einem Normalbetrieb zu sprechen, daher können auch die Erlöse nicht wie in einem Normalbetrieb erwirtschaftet werden."
Eine der größten Sorgen während der Corona-Pandemie ist, dass die Zahl der Intensivbetten für Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen nicht ausreicht. Ärzte warnen vor einer Überlastung der Intensivstationen.
In den beiden Krankenhäusern sind nach Klinik-Angaben vom Freitag noch insgesamt fünf der 14 Intensivpflegebetten unbelegt. Auf der Intensivstation am Standort Mosbach sind drei von acht Betten frei – dabei handelt es sich um zwei Beatmungsplätze und einen Überwachungsplatz, erklärt der Ärztliche Direktor der Neckar-Odenwald-Kliniken, Priv.-Doz. Dr. med. Harald Genzwürker. Derzeit werde ein Patient mit positivem Sars-CoV-2-Befund beatmet und bei zwei Patienten laufe die Abklärung der Infektion, so Genzwürker. Im Mosbacher Krankenhaus mussten außerdem eine Patientin mit positivem Sars-CoV-2-Befund und sechs Patienten zur Abklärung der Infektion isoliert werden.
Im etwa 27 Kilometer entfernten Buchen sind auf der Intensivstation noch zwei von sechs Plätzen frei, schildert Dr. Harald Genzwürker. Dort werde zurzeit ein Patient mit positivem Sars-CoV-2-Befund behandelt, jedoch sei bei diesem keine Beatmung notwendig, so der Ärztliche Direktor weiter. Außerdem befinden sich auf der dortigen Isolationsstation vier Patienten mit positivem Sars-CoV-2-Befund und zwei Menschen zur Abklärung der Infektion.
In der Corona-Krise leiden die Neckar-Odenwald-Kliniken unter keinen größeren Personalausfällen. "Unverändert können wir auf das große Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählen – sowohl bei der Bewältigung der Pandemie als auch unserer wirtschaftlichen Herausforderungen", sagt Geschäftsführer Hehn.
Die beiden Krankenhäuser treffen derweil weitere Vorkehrungen, um ihr Personal und die Patienten zu schützen. Ein Baustein sind dabei auch die sogenannten Schnelltests. Diese seien umgehend bestellt worden, jedoch in den Kliniken bislang noch nicht eingetroffen. "Der Lieferant musste aufgrund von Engpässen den zugesagten Liefertermin bereits zweimal verschieben", sagt Frank Hehn. Sobald diese Schnelltests jedoch dann zur Verfügung stehen, seien regelmäßige Abstriche beim Personal wie auch bei Patienten und Besuchern vorgesehen.