Die Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach. Archiv-Foto: Alexander Rechner
Mosbach. (stm/rnz) Die Neckar-Odenwald-Kliniken verzeichnen erhebliche Defizite. Tiefpunkt ist das Jahr 2019, in dem ein defizitäres Ergebnis von (mindestens) zwölf Millionen erreicht wurde. Der Kreis als Träger kann einen Verlustausgleich dauerhaft nicht stemmen.
Klinikleitung und Chefärzte haben ein Strukturpaket erarbeitet, das vom Aufsichtsrat genehmigt wurde. Der Gemeinderat Mosbach begrüßt diese Initiative, "da dort gute Ansätze zur Verbesserung künftiger Jahresergebnisse enthalten sind". Allerdings: Eine der geplanten Maßnahme ist die Schließung der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe in Mosbach. Begründet wird dieser Schritt mit möglichen Einsparungen durch Konzentration am Standort Buchen und dem Hebammenmangel in Mosbach.
>>>Viele werdende Mütter sind durch die Schließung verunsichert<<<
Diesen Schritt kann man im Gemeinderat nicht nachvollziehen – und wendet sich "mit Nachdruck" gegen die Schließung. Der Mittelbereich Mosbach mit 80.000 Einwohnern stelle 56 Prozent der Kreisbevölkerung dar, so die Räte: "Seit Jahren werden am Standort Mosbach mehr als 600 Kinder geboren, 2017 waren es 700 Geburten. Am Standort Buchen liegen die Geburtenzahlen niedriger. Das Potenzial, die Abteilung auch zukünftig bei steigenden Anforderungen an die Zahl der Geburten zu halten, ist daher in Mosbach höher."
Bezweifelt wird, ob alle Schwangeren aus dem Mosbacher Mittelbereich in Buchen entbinden werden. "Wahrscheinlicher ist es, dass eine erhebliche Anzahl in benachbarte Kreise abwandern wird", folgern die Gemeinderäte. Auch sei zu bedenken, dass durch die Schließung Einnahmen wegfielen und in Buchen nicht unerhebliche Investitionen getätigt werden müssten.
"Wir befürchten, dass diese Investitionen nicht zum gewünschten Ziel führen. Denn es spricht vieles dafür, dass aufgrund von Abwanderungen die künftig notwendigen Geburtenzahlen in der zusammengeführten Abteilung nicht erreicht werden. Letztendlich besteht die Gefahr, dass dann langfristig im Landkreis überhaupt keine Geburtshilfeabteilung mehr vorhanden sein wird."
Das Personalproblem bei den Hebammen kann nach Ansicht der Gemeinderäte "nicht unlösbar" sein. Der Mangel an Pflegekräften und Ärzten sei Realität. Dennoch habe man es geschafft, selbst Chefarztpositionen zu besetzen. Hier sei die Klinikleitung gefordert, vermehrte Anstrengungen zur Personalgewinnung zu unternehmen, oder alternative Konzepte – wie das in Buchen bewährte System der Beleghebammen – umzusetzen.
"Somit appelliert der Mosbacher Gemeinderat an den Kreistag, die Argumente für den Erhalt der Gynäkologie und Geburtshilfe zu berücksichtigen und einer Schließung nicht zuzustimmen", schließt die einstimmige Resolution.