Max Ehrmann (Mitte) erhielt in Obrigheim seine Siegerurkunde.
Von Peter Lahr
Mosbach/Obrigheim. Aller guten Dinge sind drei. Diese Erfahrung mussten auch die regionalen Gewinner des Landespreises für Heimatkunde machen. Nachdem die ursprüngliche Preisverleihung bei den Sinsheimer Heimattagen wegen der Corona-Pandemie abgesagt wurde und auch die verkleinerte Preisübergabe im Alten Schloss Stuttgart ausfiel, erhielten sie nun ihre Urkunden – gerade noch pünktlich vor dem neuerlichen Lockdown. Karl Heinz Neser, langjähriges Landesausschussmitglied und stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe, überreichte dem Asbacher Max Ehrmann im Obrigheimer Rathaus die Urkunde für den Jugendförderpreis.
Tags darauf konnten sich die Nachwuchs-Historiker von Christine Eggers Geschichts-AG am Nicolaus-Kistner-Gymnasium über den Schülerpreis freuen. Beide regionalen Preisträger teilen ihre Auszeichnung sowie das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro mit einem weiteren Gewinner. Als kleiner Ersatz für die Preisübergabe im kleinsten Rahmen mögen die vor Ort gedrehten Filme gelten, die im Internet über die einzelnen Projekte und ihre Protagonisten berichten.
Bereits zum 39. Mal ehrt das Land Baden-Württemberg ehrenamtlich tätige Heimatforscher. Aus 109 eingereichten Beiträgen musste die Jury diesmal wählen. Die Region Mosbach vertritt dabei der Heimatkundler Gerhard Layer, ehemaliger Leiter der Mosbacher RNZ-Redaktion und Mitherausgeber des RNZ-Heimatkalenders "Unser Land".
"Die weltweite Vernetzung schärft unseren Blick für kulturelle Vielfalt. Dadurch entsteht eine erweiterte Perspektive auf unsere eigene regionale Identität", betonte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski in einer Pressemitteilung. "Heimat ist Teil der kulturellen Identität. Die Kenntnis über und das Verständnis für Heimat sind wichtige Bausteine zur kulturellen Identitätsfindung", ergänzte Karl Heinz Neser während der beiden Feierstunden. Die Auszeichnung für Max Ehrmann freue ihn dabei besonders, da er ihn als Vorsitzender des Heimatvereins Obrigheim vorgeschlagen habe. Der Heimatverein habe das Forschungsprojekt nicht nur im Rahmen der Publikation, sondern auch mit einer von Wehrmann gestalteten Sonderausstellung unterstützt.
Bereits als Schüler am Auguste-Pattberg-Gymnasium beschäftigte sich Max Ehrmann mit dem Nationalsozialismus. 2014 wurde er zum Lotsen an der KZ-Gedenkstätte Neckarelz ausgebildet und war dort als ehrenamtlicher Museumsführer tätig. "Euthanasieopfer in Mosbach" lautete das Thema, an dem Ehrmann 2014/16 zusammen mit der Geschichts-AG forschte – bis hin zu einer Publikation. Eigenständig begab er sich danach auf Spurensuche in seiner Heimatgemeinde. Auch noch als Student führte er das Projekt weiter und konnte schließlich sechs Opfer ausfindig machen, dem Vergessen entreißen und ihnen ein würdiges Andenken schaffen. Als Sondernummer des Obrigheimer Jahrbuchs publizierte Ehrmann das Gedenkbuch unter dem Titel "Ich kann es gar nicht begreifen, warum man gerade mich so behandelt".
Bürgermeister Achim Walter überbrachte die Glückwünsche des Gemeinderats und der Verwaltung. Es sei erfreulich, dass sich junge Menschen mit der Geschichte vor Ort befassten und sich unbefangen auch einem schwierigen Kapitel deutscher Geschichte annähmen.
"Ihr habt Mosbach gutgetan, viel entdeckt und weitergegeben", bedankte sich Jochen Herkert, Schulleiter des NKG bei Christine Eggers und der Geschichts-AG, die bereits zum achten Mal in Folge erfolgreich beim Landespreis teilnahmen. "Ich habe Eure Arbeit mit Interesse gelesen. Mein Respekt für Eure Leistung", gratulierte Karl Heinz Neser. "Nicht nur reden, sondern (mit)machen! Frauen in der Mosbacher Kommunalpolitik" lautet der Titel des Beitrags, an dem die Siebt- bis Elftklässler Eva Spitzer, Felix Bönig, Nele Wiersing, Verena Crnjak, Jona Schnirch, Felix Freudenberger, Kai Bönig, Laura Scheck, Sophia Biz und Patricia Samol mitwirkten. "Toll, dass ihr ‚Abonnementssieger‘ seid", unterstrich der Mosbacher Bürgermeister Michael Keilbach. Geschichtslehrerin Christine Eggers engagiere sich stark und ihr gelinge es immer wieder vortrefflich, die Schüler für eigene Forschungen zu begeistern.