Mosbach/Buchen

"Weihnachten ist ein Leuchten im Dunkeln" (plus Videobotschaft)

Um etwas mehr Weihnachtsgefühl ins Wohnzimmer zu bringen, hat sich die RNZ von Online-Gottesdiensten inspirieren lassen.

23.12.2020 UPDATE: 23.12.2020 19:00 Uhr 4 Minuten, 14 Sekunden
Auch wenn die Weihnachtsfeiertage dieses Jahr etwas anders sein werden als man es gewohnt ist, erstrahlt der Marktplatz in Mosbach in festlichem Glanz. Die RNZ wünscht ihren Lesern trotz der momentan schwierigen Umstände ein frohes und gesegnetes Fest. Foto: Alexander Rechner

Von Noemi Girgla und Andreas Hanel

Neckar-Odenwald-Kreis. Auch wenn man bis zum Schluss gehofft hatte, ist es angesichts der hohen Inzidenzzahlen im Neckar-Odenwald-Kreis eigentlich keine große Überraschung, dass nun auch die Weihnachtsgottesdienste dem Coronavirus zum Opfer fallen. Hatte die evangelische Kirche im Kreis bereits letzte Woche bekannt gegeben, auf die Gottesdienste verzichten zu wollen, informierte am Montag auch das Katholische Dekanat Mosbach-Buchen über diesen Schritt.

Hintergrund

Noemi Girgla zum Ausfall der Gottesdienste an Weihnachten

Die Kirchenbänke im Neckar-Odenwald-Kreis werden an den Feiertagen leer bleiben. Denn sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche im Kreis haben sich dazu entschlossen, ihre

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Noemi Girgla zum Ausfall der Gottesdienste an Weihnachten

Die Kirchenbänke im Neckar-Odenwald-Kreis werden an den Feiertagen leer bleiben. Denn sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche im Kreis haben sich dazu entschlossen, ihre Präsenzgottesdienste abzusagen. Das ist nur konsequent und richtig in Anbetracht der hohen Infektionszahlen und des an seine Grenzen stoßenden Gesundheitssystems. Dennoch ist es ein Schritt von großer Bedeutung – es handelt sich schließlich um die Gottesdienste zu den höchsten christlichen Feiertagen.

Den Kirchen ist die Entscheidung nicht leicht gefallen, und gewiss wird es auch Stimmen geben, die sie für ihre Absage kritisieren. Sie beweisen damit aber etwas, das in diesen Zeiten gefragter ist denn je: Verantwortungsbewusstsein. Mit gutem Beispiel zeigen sie auf, dass es nicht immer eines Verbots bedarf, um den richtigen Weg einzuschlagen, um Menschenleben zu schützen. Das Gebot der Stunde ist, das Zusammentreffen vieler Menschen zu vermeiden – und das haben die Entscheidungsträger verstanden. Daran sollten wir uns alle, ob religiös oder nicht, in diesen Zeiten orientieren. Denn nur, weil etwas nicht verboten ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch ratsam ist.

Dieses demonstrierte Verantwortungsbewusstsein sollten wir uns alle zum Vorbild nehmen. Auch wenn das bedeutet, mal eine unpopuläre Entscheidung zu treffen – zum Wohle aller. Selbst wenn Meinungen auseinandergehen und Entscheidungen kontrovers diskutiert werden, müssen wir (besonders in diesen Zeiten) endlich füreinander Verantwortung übernehmen. Uns gegenseitig schützen und manchmal auch vor uns selbst geschützt werden.

Und noch etwas sollten wir uns zu Herzen nehmen: Uns neuen Wegen zu öffnen. Zahlreiche Online-Gottesdienste setzen ein wegweisendes, zukunftsträchtiges Signal. Schaffen Nähe trotz körperlicher Distanz. Das brauchen wir jetzt.

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Dekan Johannes Balbach. Foto: zg

Doch nur, weil Weihnachten dieses Jahr anders gestaltet werden muss als üblich, heißt das noch lange nicht, dass es ausfällt. Vielleicht ist jetzt eben auch die Zeit, sich auf die eigentliche Bedeutung des Festes zu konzentrieren. Es im kleinsten Kreis der Familie zu begehen, innezuhalten – und nach einem für alle anstrengenden Jahr zu sich selbst zu finden.

Um den Lesern dieses Jahr aber doch ein wenig Weihnachtsgottesdienst-Gefühl nach Hause zu liefern, hat sich die RNZ von den zahlreich angebotenen Online-Gottesdiensten im Kreis inspirieren lassen. Neben den folgenden "Gedanken zu Heiligabend" steht ein knapp fünfminütiges Video bereit, in dem Dekan Johannes Balbach (Katholisches Dekanat Mosbach-Buchen), Dekan Folkhard Krall (Evangelischer Kirchenbezirk Mosbach), Pfarrer Stefan Rencsik (Katholische Pfarrgemeinde Mosbach-Elz-Neckar) und Dekan Rüdiger Krauth (Evangelischer Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg) jeweils eine kurze Weihnachtsbotschaft vorbereitet haben. In diesem Sinne wünscht die RNZ allen trotz der widrigen Umstände ein frohes, gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest.

Dekan Folkhard Krall. Foto: zg

Dekan Johannes Balbach (Katholisches Dekanat Mosbach-Buchen): Ein herausforderndes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. "Coronavirus" ist das Wort des Jahres. Das Virus bringt tiefe Einschnitte, Krankheit und Tod, bedroht und zerstört Existenzen. Dennoch: Trotz Corona – wir feiern Weihnachten!

Vielleicht berührt uns in diesem Jahr die weihnachtliche Botschaft tiefer. Das bevorstehende Fest soll uns auch den Blick öffnen für all das Gelingende und Schöne in unserem Leben, wofür wir dankbar sein können. "Wir" feiern Weihnachten. Wir, die der göttlichen Zusage trauen: "Ich bin da für euch, bin da für dich, ich lasse euch, ich lasse dich nicht allein." Der, dessen Geburt wir feiern, hat ein Herz und eine Zuneigung zu uns Menschen. In ihm kommt uns Gott nahe, wird einer von uns. Er hat ein Herz für dich und mich. Vertrauen wir uns ihm an. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest sowie alles Gute, Gesundheit, viel Kraft und Vertrauen im neuen Jahr 2021.

Dekan Rüdiger Krauth. Foto: zg

Dekan Folkhard Krall (Evangelischer Kirchenbezirk Mosbach): Weihnachten – mit diesem Fest verbindet sich ein großes Wir. "Unser" Weihnachten: Jede Familie kann von eigenen Weihnachtstraditionen erzählen. Erinnerungen an Lebensgeschichten, die sich mit diesem Fest verbinden: Weihnachten auf der Flucht; das erste Weihnachten zu zweit; Weihnachten im Jahr, als wir Eltern wurden. Und dann vor geschmücktem Baum allein. Glück und Tränen, Staunen und Ungewissheit.

Das Jahr 2020 wird in unseren Geschichten von Weihnachten ein neues Kapitel aufschlagen. Und ich bin mir sehr sicher: Es wird ein ganz wunderbar weihnachtliches Kapitel sein. Warum? Weil Weihnachten sich ja schon immer unserem Planen und Machen entzieht. Es ist ein Geschenk, wenn dich die Melodie eines Weihnachtsliedes berührt. Ob das Licht einer Kerze meine Seele erwärmt, ich kann es nicht organisieren. Genauso war das von Anfang an. Das Kind in der Krippe, geboren im Stall von Bethlehem, unter dem Sternenhimmel zwischen Ochs, Engeln, Hirten und dem Blöken der Lämmer – wie sehr widerspricht die Heilige Nacht allem, was wir Menschen so gerne im Griff behalten möchten. Nein, wir haben unser Leben nicht im Griff, aber einer nimmt uns an die Hand. Überraschend, liebevoll. Das kleine Baby in der Krippe nimmt uns an der Hand und schenkt uns sein großes "Wir". Ab jetzt gehören Versöhnung, der gnädige Gott und Friede auf Erden zu unserer Geschichte. Weihnachten ist mehr als die Erinnerung an Vergangenes. Vor allem anderen werden uns in dieser Nacht die Hoffnung und das Vertrauen geschenkt, dass Gott kommt und bei uns bleibt. Mein Leben und Gott – für immer ein Wir.

Diakon Manfred Leitheim. Foto: zg

Dekan Rüdiger Krauth (Evangelischer Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg): Licht in trüben Tagen! Ja, die Stimmung im Land ist getrübt. Zu viele Menschen sind erkrankt, zu viele sind bereits gestorben. Die täglichen Corona-Meldungen sind erschreckend und zwingen uns als Gesellschaft den Weg des Lockdowns auf. Viele Menschen leiden. Sie leiden am Virus, an Einsamkeit, am Verlust des vertrauten Lebens, am Einbruch der geschäftlichen Einnahmen, an Überforderung. Viele leiden an dem dunklen Schleier, der sich über unser Land zieht und verunsicherte und niedergedrückte Menschen hinterlässt. Wen wundert es, dass Erkrankungen der Seele zunehmen?

Im ersten Kapitel des Johannesevangeliums heißt es: "Das Licht scheint in der Finsternis." Es geht um das Licht, das durch die Geburt Jesu in unsere Welt gekommen ist. Zu allen Zeiten haben wir Menschen uns in dunklen Situationen nach Licht gesehnt. Die Finsternis kann viele Erscheinungsformen haben. Seit zehn Monaten ist es das Coronavirus, das nicht nur als Erreger viele Menschen krank werden lässt, sondern das auch wie ein Gift in unser soziales Miteinander und in die Seele der Menschen eindringt und sie mit Angst und Sorgen besetzt.

Gewiss ist die Impfung ein wichtiges Mittel gegen dieses Virus. Aber genauso wichtig ist es, dass wir für unser Innerstes, für unsere Seele, Hoffnung haben. Bereits jetzt scheint das weihnachtliche Licht hinein in unsere Pandemiesituation. Gott will unsere Herzen mit Hoffnung füllen und mit dem Glauben, dass diese Finsternis gewiss überwunden wird! Ich wünsche Ihnen ein hoffnungsvolles und friedliches Weihnachtsfest.

Diakon Manfred Leitheim (Katholische Kirchengemeinde Mosbach-Elz-Neckar): Der Heilige Abend ist etwas ganz Besonderes. Er rührt selbst Menschen an, die sich sonst nicht berühren lassen. Wir feiern miteinander das Geheimnis, dass Gott uns anrührt, weil er uns in jeder Geburt eines Menschen nahekommen will; erst recht in der Geburt Jesu. Nur in den dunklen Stunden der Nacht bekommen Visionen Hand und Fuß, haben Träume ein Gewicht, werden Märchen Wirklichkeit. Diese Nacht ist erfüllt vom Jubel der Engel und dem Lobpreis der Hirten, die gefunden haben, was alle Menschen ersehnen. Wir stimmen ein in das Loblied dieser Nacht. Wie die Hirten kommen wir in dieser Nacht, um den Mensch gewordenen Gott zu feiern und ihn anzubeten in unserer Mitte.

An Weihnachten geht es um kleine Leute aus der hintersten Provinz: wildfremde, namenlose Hirten in der Dunkelheit, es geht um eine Geburt unter chaotischen Umständen. Diese Menschen sehen im Dunkeln Licht: Sie erleben Freude, Glück und Befreiung. Wie kann das geschehen? Wir wollen, dass es leuchtet.

Wir versuchen, die hässlichen Seiten unseres Lebens zu verdrängen. Es nützt nichts. Wenn wir die hässlichen Seiten nicht wahrhaben wollen, verschwinden sie nicht. Und wenn es keine Macken und Brüche in unserem Leben gäbe, dann gäbe es auch keine Erleuchtung für uns.

Der Sänger Leonard Cohen drückt es so aus: "In allem ist ein Sprung – ein Riss, eine Macke –, aber gerade durch diesen Sprung kommt das Licht herein!" Weihnachten ist ein Leuchten im Dunkeln.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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