Von Heiko Schattauer
Mosbach. Gesprächsstoff gibt es in einer Großen Kreisstadt immer. Da macht Mosbach keine Ausnahme. Zuletzt waren die Themen, die Aufmerksamkeit auf und Diskussionen nach sich zogen, überaus vielfältig. Regionalexpressverbindungen inklusive nicht ganz erfüllter Versprechungen, die Weiterentwicklung der Dualen Hochschule mit einem Baukompetenzzentrum oder die ruckelige Digitalisierung der Schulen – der Bogen ließ und lässt sich in viele Richtungen spannen. Grund genug, im ausführlichen Gespräch mit Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann ein paar der wichtigsten Themenfelder zu "beackern".
Nicht zum Zug gekommen: Der Streit um durchgängige Bahn-Verbindungen
Zu diesem Thema wurde in den vergangen Wochen der Ball schon mehrfach hin- und hergespielt. Nach heftigem und lautstarkem Wehklagen aus der Region über offenbar nicht eingehaltene Zusagen zur Wiedereinführung von durchgängigen (also umstiegsfreien) Bahn-Verbindungen vom Elzmündungsraum in die Metropole Stuttgart stehen die Weichen mittlerweile zumindest wieder ein wenig auf Annäherung. Aus dem Verkehrsministerium kam die Botschaft, umstiegsfreie Regionalexpresszüge zeitnah immerhin testweise einsetzen zu wollen.
Für Mosbachs OB Michael Jann waren die Entwicklungen befremdlich. "Was mich am meisten geärgert hat, ist, dass wir erst etwas von den geänderten Plänen erfahren haben, als der neue Fahrplan schon fertig war. Nachdem man sich zuvor immer wieder über das Thema ausgetauscht hatte, ist das einfach ein schlechter Stil." Die vom Verkehrsministerium für einen Verzicht auf durchgängige Verbindungen angeführten Argumente (u.a. wurden absehbare Verspätungen angeführt) sind für ihn nicht schlüssig: "Es ist schon erstaunlich, dass man schon vorher weiß, dass diese Züge Verspätungen einfahren werden – obwohl man es noch nicht einmal ausprobiert hat." Probleme sieht Jann vielmehr in den nun vorgegebenen kurzen Umstiegszeiten in Heilbronn. "Da kann dann schon die kleinste Verspätung Folgen haben", prophezeit er. Auch Jann hofft derweil, dass der Zug noch nicht ganz abgefahren ist, er hat sich daher auch noch einmal schriftlich ans Verkehrsministerium gewendet – mit der Bitte, die durchgängige Verbindung doch noch aufs Gleis zu setzen.
Vom Problem- zum Exzellenzobjekt? Der Stand der Dinge am Obertorzentrum
Dass man das Obertorzentrum für die Duale Hochschule nutzen könnte und sollte, das sei schon beim Spatenstich des Studierendenwohnheims ein Thema gewesen, erinnert sich Michael Jann. Das ist schon eine Weile her, Nägel mit Köpfen, wie sie zuletzt MdL Nelius gefordert hat, gibt es aber gleichwohl noch keine. "Die Gebäudesubstanz ist nicht sonderlich gut", erklärt Jann zum weitestgehend leer stehenden Komplex, den seit geraumer Zeit ein Blech- und Bretterverschlag "ziert".
Einen Abriss habe man aufgrund hoher Kostenschätzungen aber lange Zeit nicht in Betracht gezogen. Inzwischen habe man vonseiten der Stadt einen Abbruch der Bestandsgebäude noch einmal genau berechnen lassen. Und danach erscheint diese Option in Kombination mit einem Neubau nicht mehr so unrealistisch. Sowohl das für die Liegenschaften der DHBW verantwortliche Landesamt für Vermögen und Bau als auch die Eigentümergesellschaft "Hamborner Reit" seien derlei Planungen "nicht abgeneigt", wie Michael Jann erklärt. Der Rathauschef spricht davon, dass die Hamborner Reit das Areal "günstig" abgeben würde. Konkrete Zahlen will er nicht nennen, der reine Buchwert sei hier aber nicht der Maßstab, so Jann.
Allerdings seien auch weiter Alternativen zum Obertorzentrum als Erweiterung des DHBW-Campus in Überprüfung, etwa auf dem Gelände der Johannes-Diakonie. Immerhin sei der Raumbedarf der Hochschule inzwischen anerkannt. Ein Baukompetenzzentrum am Obertor wäre aber der "Idealzustand", so Jann: "Die Studenten am Tor der Stadt, Campus und Wohnheim nebenan, eine vernünftige Nachnutzung des Areals, ein Nachhaltigkeitsprojekt, das uns eine Alleinstellung bescheren würde – aus unserer Sicht gäbe es nichts Besseres." Aber das Land schaue natürlich auch auf die Kosten – der OB spricht von einem "freien Spiel der Kräfte".
Schöner Wohnen: Wo in der Stadt eine Entwicklung möglich und realistisch ist
In Verknüpfung mit einem möglichen Baukompetenzzentrum erfährt das Dauerthema Wohnen in der Stadt zusätzliche Bedeutung. Die wohl letzte große Entwicklungsfläche im Stadtgebiet, der Hungerberg zwischen Friedhof und Johannes-Diakonie, ist "am Horizont", wie Michael Jann bestätigt: "Das wird nicht die übliche Wohngebietserweiterung werden. Da brauchen wir innovative, vernünftige Konzepte." Kreative, nachhaltige und vielleicht auch außergewöhnliche Konzepte für eine Quartier-Entwicklung von klugen Köpfen aus einem Mosbacher Baukompetenzzentrum wären da natürlich besonders stimmig. Dazu müsste die Hochschulentwicklung aber natürlich entsprechend Tempo aufnehmen.
Neben dem Hungerberg im Entwicklungsfokus: Das zentral gelegene Areal in Neckarelz, auf dem die Gärtnerei Kottal Ende des Jahres ihren Betrieb einstellt. "Das geht wohl demnächst in die Vermarktung", so OB Jann im Gespräch mit der RNZ. Dass das Planungsrecht für eine weitere Entwicklung (als Wohnraum) bei der Stadt liege, könne man hier auch "ein bisschen steuern".
Auch innerstädtische Baulücken seien immer wieder im Blick, zumal die Innen- immer vor der Außenentwicklung stehe. "Das ist aber nicht selten eine Art Häuserkampf", skizziert Jann. Im Bestand wolle keiner Baulärm, Dreck oder Behinderungen. Dabei sollte man aber immer auch das Gemeinwohl nicht aus den Augen verlieren, denn: "Der Bedarf an weiterem Wohnraum ist definitiv da."
Ähnlich verhalte es sich beim Gewerbe: Da habe man laut Jann zwar noch "ein paar gute Plätze" für Ansiedlungen. Die Erweiterung des Gewerbegebiets "Weißes Feld" sei aber dennoch längst auf dem Weg. Derzeit gehe es um letzte Grundstücksankäufe, eine Erschließung des dritten Abschnitts soll etwa in einem Jahr anlaufen.
Schulen auf dem Weg in die Neuzeit: Der Digitalpakt und seine Fußnoten
Mit ein wenig Verspätung kommt die Soforthilfe des Landes für Schulen auch in Mosbach an, die Bestellungen für mobile Endgeräte sind raus, Auslieferungen stehen bevor. Mit Geräten ist es aber natürlich nicht getan. "Vielleicht muss man die Schulträgerrolle neu definieren", sagt Michael Jann vor dem Hintergrund kaum noch zu leistender Betreuung/Administration. Zwar soll es von Bund und Land eine Förderung für die Schuladministration geben. Ist-Zustand sei aber der, dass man sich in der Verwaltung personell längst an bzw. über der Grenze des Machbaren bewege.
Erster Schritt ist die Schaffung einer neuen Stelle (Leiter IT-Abteilung). "Wenn man das mit der Digitalisierung ernst nimmt, dann kann man das nicht alles auf die Schulträger abwälzen", findet Michael Jann. Die Mittel aus dem eigentlichen Digitalpakt könne man für die IT-Betreuung der Schulen ebenfalls nicht verwenden: "Was da kommt, das verbauen wir." Perspektivisch gesehen – also wenn alle Schulen im Stadtgebiet baulich sowie mit Hard- und Software auf- und ausgerüstet sind, werde der administrative Aufwand sicher nicht geringer. Mehr Personal oder eine andere Form der Betreuung also wahrscheinlich, so Jann.
In den Schulen nimmt derweil die Umsetzung des Digitalpaktes Fahrt auf. Foto: dpa
Mosbach braucht mehr Wohnraum, zum Beispiel hier, „Hungerberg“. Fotos: Schattauer
Findet die Duale Hochschule bald Platz am weitgehend verwaisten Obertorzentrum? Foto: Schattauer