Von Alexander Rechner
Mosbach. In Zeiten von Minizinsen, zunehmenden regulatorischen Vorgaben und damit verbundenen Kostenbelastungen ist auch die Volksbank Mosbach vor neue Herausforderungen gestellt. Ihre Bankvorstände Holger Engelhardt und Marco Garcia, die als Duo seit Anfang des Jahres das Ruder übernommen haben, wollen zum einen das Haus fit für die Zukunft halten. Zum anderen möchten sie ihre Angebote den Bedürfnissen der Kunden noch besser anpassen. Welche Rolle nimmt die Digitalisierung dabei ein? Wie bewerten die Finanzexperten den Bankenplatz Mosbach? Auch darüber unterhielten wir uns mit den Bankvorständen beim "Gespräch im Rathausturm".
Herr Engelhardt, Herr Garcia, wir treffen uns heute im 34 Meter hohen Rathausturm. Lassen wir den Blick in die Zukunft schweifen: Wie soll sich die Volksbank weiter entwickeln?
Engelhardt: Banken stehen angesichts vieler Herausforderungen wie der demografischen Entwicklung, dem Niedrigzinsniveau und der Digitalisierung vor großen Veränderungen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Digitalisierung wurde und wird unser Dienstleistungsangebot um digitale Komponenten erweitert. Diesen Prozess erfolgreich zu koordinieren, ist eine Herausforderung, vor der wir stehen. Als regionale Bank orientieren wir uns bei dieser weiteren Entwicklung ausschließlich an den Bedürfnissen unserer Kunden.
Garcia: Das Thema Digitalisierung hat für uns eine weitere Dimension, die interne Perspektive. Sie ermöglicht uns, unsere internen Geschäftsprozesse weiter zu optimieren und vor allem zu vereinfachen. Dabei sind wir stets bestrebt, die sogenannte "Kundenbrille" aufzusetzen und die Abläufe kundenfreundlich zu gestalten. Die Digitalisierung hilft uns zudem, Kosten zu sparen und somit zumindest einen Teil der negativen Folgen der Niedrigzinspolitik auf die Erträge der Bank zu kompensieren.
Sie kündigten an, der Kundenhalle in der Hauptstelle in Mosbach ein neues Gesicht geben zu wollen.
Garcia: Das ist richtig. Wir verfolgen dabei das Ziel, rechtzeitig im Jahr 2019, wenn die Volksbank Mosbach 150 Jahre jung wird, die Modernisierung der 1985 erbauten Kundenhalle abgeschlossen zu haben. Einrichtung, Technik und Abläufe passen nicht mehr in die Zeit. Dieses Vorhaben werden wir in den nächsten Wochen intensiv mit unserem Aufsichtsrat abstimmen.
Engelhardt: Erstes Ziel des Umbaus ist natürlich: Unsere Kunden sollen sich dort vor allem wohler fühlen als bisher. Außerdem sind derzeit rund 30 Prozent der Flächen in der Kundenhalle ungenutzt. Dies wollen wir ändern. Unser Ziel ist dabei, die Produktivität der Fläche zu erhöhen.
Seit Ende letzten Jahres ist Klaus Saffenreuther, der über drei Jahrzehnte die Geschicke der Volksbank leitete, nicht mehr in der Verantwortung. Welche Themen haben Sie als gleichgestelltes Vorstandsteam angepackt?
Engelhardt: Für unsere Kunden mit großen Vermögenswerten haben wir ein Kompetenzzentrum eingerichtet, das diese mit einem ganz speziellen Betreuungskonzept berät und erfolgreich begleitet. Dass dies eine gute Entscheidung war, hat uns ein unabhängiger Test bereits attestiert. Wir sind mit der Bestnote von 1,7 bewertet worden und liegen damit bundesweit mit an der Spitze. Gleichzeitig wollen wir uns die Geschäftswelt des Agrarbankings weiter erschließen. Landwirte sind heute Unternehmer und benötigen besondere Dienstleistungsangebote. Und genau diese wollen wir ab Anfang November über ein neues Leistungszentrum anbieten.
Garcia: Parallel dazu haben wir ein Kundendialogzentrum aufgebaut. Mittels der heutigen Kommunikationsmittel können unsere Kunden auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten mit unseren qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kontakt treten und ihre Bankgeschäfte abwickeln. Darüber hinaus haben wir die Präsenz in unserem Marktgebiet neu strukturiert und vier Kompetenzzentren entwickelt, deren Verantwortung wir in die Hände von vier jungen Führungskräften gelegt haben.
Wie viele Filialen wird die Volksbank Mosbach künftig unterhalten?
Garcia: Derzeit sind wir in der Fläche mit elf Niederlassungen präsent. Das ist für eine Bank unserer Größenordnung und dem zu versorgenden Geschäftsgebiet schon eine recht schlanke Struktur.
Engelhardt: Wir sehen aktuell keine Veranlassung, daran etwas zu ändern. Sollten die Kunden einzelne Filialen künftig nicht mehr nutzen und sich für andere Betreuungswege entscheiden, werden wir dies genau analysieren und ggf. handeln. Als regionale Bank wollen wir in der Fläche aber vertreten sein!
In der Vertreterversammlung im Juni haben Sie beide gesagt, dass die gescheiterte Fusion zwischen den Häusern Mosbach und Franken ihr Unternehmen ganz schön in Wallung gebracht hätte. Inwiefern denn?
Engelhardt: Die Mitarbeiter in unserem Haus waren ein Jahr lang mit der Fusion beschäftigt. Prozesse wurden bereits auf das neue Institut abgestimmt. Auch die Personalentwicklung konnte in diesem Zeitraum nicht so stark vorangetrieben werden.
Garcia: Wir waren auf den Zusammenschluss fokussiert. Quasi standen wir kurz vor dem Traualtar. In einem solchen Moment trifft das Nein dann doch alle Beteiligten. Aber unsere Mitarbeiter haben danach einen tollen Job gemacht und das Scheitern der Fusion erstklassig aufgefangen.
Bedauern Sie, dass der Zusammenschluss nicht zustande kam?
Garcia: Wir bedauern es sehr. Es wäre aus strategischer, wirtschaftlicher, aber auch aus menschlicher Sicht sinnvoll gewesen. Der richtige Schritt, womöglich noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Engelhardt: Jedoch sind wir uns darin einig, dass die Zeit für eine Aufnahme von neuen Gesprächen jetzt noch nicht schon wieder reif ist. Obwohl wir ein gutes Verhältnis mit den Buchener Kollegen haben und unsere geschäftspolitischen Strategien hohe Übereinstimmung aufweisen.
Die Volksbank fördert Institutionen und Ehrenamtliche und ist mit der Bürgerstiftung verwoben. Jedoch gab es dort einen großen personellen Wechsel. Warum?
Engelhardt: Ja, dort gab es unlängst einen Generationswechsel. Und diesen haben wir als Volksbank Mosbach nach 16 Jahren genutzt, uns im Vorstand personell von der Bürgerstiftung zu entflechten. Wir waren Geburtshelfer der Bürgerstiftung, und diese Aufgabe sahen wir als erfüllt an. Weshalb wir nicht mehr im Vorstand der Bürgerstiftung vertreten sind. Aber Marco Garcia ist nunmehr als Vorsitzender des Stiftungskuratoriums weiterhin in die Arbeit der Stiftung involviert.
Garcia: Der neue Vorstand ist aus unserer Sicht bestens aufgestellt. Klar ist: Wir bleiben mit der Bürgerstiftung weiterhin eng verbunden. Denn wir wollen das ehrenamtliche Engagement in der Region unterstützen. Ich freue mich auf die Arbeit mit dem neuen Vorstandsteam.
Wie bewerten Sie den Bankenplatz Mosbach?
Garcia: In Mosbach ist der Wettbewerb verhältnismäßig stark. Immerhin sind hier sieben Banken vertreten. Damit hat Mosbach eine Sonderstellung - verglichen mit anderen Städten dieser Größe. Eine große Herausforderung, die wir an dieser Stelle meistern müssen, ist die Akquise von qualifizierten Personal, insbesondere dann, wenn wir dabei über den Landkreis hinausgehen müssen.
Engelhardt: Mosbach hat ein heterogenes Umfeld. Hier gibt es eine ordentliche Kaufkraft, moderate Baupreise, allerdings kann die Region nicht mit der wirtschaftlichen Prosperität von beispielsweise Heilbronn mithalten. Im gewerblichen Bereich stehen wir hier vor großen Herausforderungen. Aber die Volksbank Mosbach hat sich seit knapp 150 Jahren am hiesigen Markt erfolgreich positioniert, und wird dies auch in Zukunft fortführen.
Wie stark belastet denn die Niedrigzinsphase das Geschäft?
Engelhardt: Unsere Gewinnmargen werden kleiner. Auf der Ertragsseite stehen die Zinserträge unter größerem Druck. Aber damit können wir umgehen.
Garcia: Ja, weil wir zum Beispiel neue Geschäftsfelder entwickeln und wie bereits erwähnt im Zuge der Digitalisierung und der stetigen Geschäftsprozessoptimierung Kosten einsparen.
Welchen Wunsch hätten Sie an die Politik?
Engelhardt: Den Abbau von bürokratischen und regulatorischen Vorgaben!
Garcia: Dem habe ich nichts hinzuzufügen.