Harte Schale und ganz weicher Kern: Bereits zum dritten Mal organisierte der Motorradclub Fire Hawks Elztal eine Spendenaktion für das Tierheim Dallau. Mit dem, was im vergangenen Jahr zusammenkam, hatte jedoch keiner gerechnet. Foto: Fire Hawks MC
Von Noemi Girgla
Elztal/Dallau. Motorradclubs genießen oft nicht den besten Ruf in der breiten Bevölkerung. Die schweren Bikes, die "Kutte", wie sie ihre Lederwesten bezeichnen, die die Zugehörigkeit zum Club zum Ausdruck bringen, und die oftmals hart wirkenden "Jungs" können schon etwas einschüchternd wirken. Unter der harten Schale verbirgt sich aber so manch weicher Kern, wie das Beispiel des "MC Fire Hawks Elztal" belegt.
"Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommen von hier und da ,unsre’ Rocker her ...", schrieb Stefanie Lörsch Vorsitzende des Tierschutzvereins Mosbach und Umgebung, am 6. November auf Facebook. Anlass war die dritte Spende der Fire Hawks ans Tierheim Dallau. "Die Spendenbereitschaft war dieses Jahr absolut brutal", bringt es Thorsten Windisch, der Schriftführer des Motorradclubs auf den Punkt. 6000 Euro in bar zuzüglich Sachspenden im Wert von etwa 1400 Euro kamen zusammen und wurden Ende Oktober dem Tierheim, noch vor dem harten Lockdown, übergeben.
Doch wie kommt ein Motorradclub auf die Idee, für kleine Tierchen zu spenden? "Ich und zwei Freunde aus dem Club haben im Januar innerhalb einer Woche Geburtstag", blickt Windisch zurück. "Normalerweise schenken wir uns immer etwas Kleines – meist eine Flasche Jack Daniels", erklärt er grinsend. "Aber innerhalb einer Woche drei Flaschen hin- und herzuschenken, erschien uns blödsinnig. Daher haben wir überlegt, was wir stattdessen machen könnten und kamen relativ schnell darauf, das Geld dem Tierheim zu spenden."
Doch den Fire Hawks erschienen die so zusammenkommenden rund 60 Euro als "etwas mickrig". "Also habe ich unseren Clubpräsidenten gefragt, ob ich einen offiziellen Spendenaufruf über unsere Facebookseite laufen lassen könnte – und er fand die Idee super", meint Windisch. Schon am nächsten Tag klingelte es an seiner Haustür, und die ersten Sachspenden wurden vorbeigebracht. "Dann hat sich das Ganze verselbstständigt", berichtet der Biker. "Wahnsinn, was fünf Zeilen im sozialen Netzwerk, ein paarmal teilen und Mund-zu-Mund-Propaganda bewirken können."
Sachspenden im Wert von ca. 800 Euro kamen so bei dieser ersten Aktion zusammen. Doch sie hatte sich rumgesprochen. Als die Fire Hawks erneut dazu aufriefen, für das Tierheim zu spenden, staunten sie nicht schlecht: "Es kamen Futter, Leinen, Decken und was die Tiere noch so brauchen im Wert von etwa 3000 Euro zusammen – und zusätzlich noch 1300 Euro in bar", erinnert sich Thorsten Windisch (die RNZ berichtete).
Dabei sind die Sammlungen immer zeitlich auf fünf bis sechs Wochen begrenzt. "Länger geht es nicht", meint Windisch, bei dem die Spenden zusammenlaufen und gelagert werden. "Dann sieht es bei uns aus wie bei den Ludolfs, und man kann sich nur noch über Trampelpfade durch die Wohnung bewegen." Über die Geldspenden führt er akribisch Liste. "Jedes Jahr beteiligen sich mehr Einzelpersonen, Firmen und befreundete Clubs. Und die Spenden werden auch immer höher. Da möchte ich, dass alles absolut transparent ist und jede Geldspende nachvollzogen werden kann."
Für die letzte Spende wurde explizit darum gebeten, "eine Dose weniger und dafür fünf Euro mehr" zu spenden. "Frau Lörsch hatte mir erzählt, dass das Tierheim dringend ein neues Nagerhaus braucht", erklärt Windisch. Mit dem, was zusammenkam, hatte allerdings niemand gerechnet. "Schon nach vier Tagen waren wir bei 1000 Euro." Am Tag der Spende hatten die Fire Hawks dann 5580 Euro zusammen. "Dann rief ein Freund einer hier ansässigen Firma an und meinte, er würde auf den nächsten Tausender aufrunden. Egal, wo wir gerade stünden. Es war toll, als wir die 6000 Euro auf den symbolischen Scheck schreiben konnten. Es ist unglaublich, dass die Leute in so einer schweren Zeit so viel spenden. Das ist nicht selbstverständlich", hält er fest.
Für Windisch ist aber auch klar, dass diese Aktionen nur möglich sind, da die Fire Hawks einen guten Ruf genießen. "Wir sind hier bekannt, wir sind ganz normale Leute, die auch in anderen Vereinen tätig sind und auch repräsentative Jobs ausüben. Viele denken positiv über uns, und das spiegelt sich in der Resonanz auf unsere Spendenaktionen wider."
Der Wiedererkennungswert ist auf jeden Fall da. "Ich wurde auch schon beim Kaffeetrinken oder Einkaufen von Wildfremden darauf angesprochen, dass wir doch ,die Rocker aus dem Internet’ seien, die das Tierheim unterstützen. An Ort und Stelle wurde mir dann auch schon Geld in die Hand gedrückt – für die nächste Spendenaktion." Und mit der ist zu rechnen. Für die Fire Hawks ist klar: "Man hilft, wo man kann." Ob mit Geld, Sachspenden oder purer "Manpower" – denn die stellen die "harten Kerle", wenn es erforderlich ist, auch gerne in den Dienst des guten Zwecks.