Johannes-Diakonie will Inklusion im Ganzen
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Inklusion, Teilhabe, Landesheimbauverordnung – für die Verantwortlichen der Johannes-Diakonie Mosbach haben diese Schlagwörter eine immense Bedeutung. Sie bringen nicht nur eine Menge Verantwortung, sondern vor allem auch eine Menge Arbeit und ganz neue Herausforderungen mit sich. Der größte Arbeitgeber in Mosbach und Umgebung ist schon mittendrin in seinem Konversionsprozess. Bis 2035 – so weit reicht das umfangreiche Veränderungskonzept – wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben, Einrichtung und Angebote werden sich zum Teil massiv verändern, ja: verändern müssen.
Im Gespräch mit der RNZ verdeutlichten Martin Adel (Vorstandsvorsitzender) und Jörg Huber (Pädagogischer Vorstand), welche Wege man künftig gehen will. Und welche Steine noch auf selbigen liegen. Ein längst eingeschlagener Weg ist der, "Angebote zu den Menschen zu bringen", wie es Martin Adel beschreibt: "Und nicht die Menschen zu den Angeboten, wie es früher war." Das Stichwort ist hier nach wie vor Dezentralisierung, Komplexeinrichtungen sollen soweit als möglich aufgelöst, durch kleinere, regionale Einheiten ersetzt werden.
"Wir gehen dort hin, wo die Nachfrage ist", konkretisiert Jörg Huber und verweist auf die sich verändernde "Unternehmenslandkarte": Bis 2035 sollen auf dieser Karte statt drei rund ein Dutzend farbige Segmente auftauchen, die wiederum verdeutlichen: In dieser Region hält die Johannes-Diakonie Angebote vor. Vom Ortenaukreis bis Mannheim und nach Main-Tauber will man dann mit Einrichtungen präsent sein bzw. ist dies bereits. "Das ist ein radikaler Veränderungsprozess", unterstreicht Martin Adel die massive Regionalisierung, an der man in Abstimmung mit dem Sozialministerium schon seit einigen Jahren arbeitet. "Wir werden also keinesfalls kleiner werden", prognostiziert Adel, der in Bezug auf Arbeitsräume und -plätze ergänzt: "Es wird Verlagerungen geben."
Auch der Sprachgebrauch ändert sich mit veränderter Ausrichtung: In der "Wort-Bild-Marke" (Adel) soll aus der Johannes-Diakonie Mosbach schlicht die Johannes-Diakonie werden, aus dem Komplexstandort Mosbach wird ein Zentralstandort. Der – so das mittel- bis langfristige Ziel – irgendwann weniger ein Johannes-Diakonie-Zentrum als vielmehr ein "ganz normaler" Teil von Mosbach sein soll.
In die "Quartierentwicklung" am Stammstandort Mosbach beziehen Adel und Huber daher nicht mehr nur Johannes-Diakonie-eigenen Maßnahmen und Entwicklungen mit ein. Etabliert ist auf dem weitläufigen Areal am östlichen Stadteingang längst die Duale Hochschule Mosbach (600 Studierende finden aktuell hier Ausbildungsraum), ebenso das Begegnungszentrum "fideljo". Die Gespräche über eine Erweiterung der DHBW-Einrichtungen auf dem Areal laufen nach wie vor.
In Kürze sollen im ehemaligen Haus im Tal die Umbauarbeiten für eine Augenklinik anlaufen, mit Beginn des neuen Jahres startet auch der Bau des neuen Seniorenzentrums, in das der Betrieb des Pfalzgrafenstifts Ende 2021 übersiedeln soll. Und dann ist da ja noch die stattliche Fläche am Hungerberg oberhalb von Klinik und Berufsbildungswerk, auf der ein Neubaugebiet wachsen soll.
Von einem "inklusiven Viertel" spricht Vorstandsvorsitzender Martin Adel immer wieder, wenn er erläutert, was man aus Bestand und Erschließungsflächen entwickeln will. Den Mosbacher Gemeinderäten hat man unlängst beim Rundgang erläutern, was man vorhat. Dazu zählt auch eine Statusveränderung: Angestrebt wird nämlich die Auflösung des "Sondergebiets", das die Verantwortlichen künftig lieber als "Quartier für alle" sehen würden. Wenn man so will eine Art Inklusion der Gesamteinrichtung Johannes-Diakonie in die Große Kreisstadt Mosbach. Kleiner Haken für die Stadt: Die Unterhaltung der Infrastruktur fiele mit Auflösung des Sonderstatus in städtische Verantwortung.
"Die Chance, die dieses Quartier bietet, ist nicht zu übersehen", findet derweil Martin Adel. Arbeiten, Wohnen, Erholung, Bildung, Kultur – all das sei in einem (neuen) inklusiven Viertel möglich. Um dessen Entwicklung stimmig zu planen, will man frühzeitig Experten mit ins Boot holen, eventuell einen Wettbewerb ausschreiben, die Bürger in einem offenen Prozess beteiligen. Spätestens im Frühjahr, so Martin Adel und Jörg Huber, will man das Vorhaben "Quartier" intensiv angehen.