Fotovoltaik soll auf Neubauten künftig Pflicht sein – zumindest, wenn es nach den Grünen im Land geht. Foto: dpa
Mosbach. (schat) Früher, digitaler, mit Abstand – so läuft der Wahlkampf in Zeiten der (anhaltenden) Coronapandemie. Das sagt zumindest Sandra Detzer, die Landesvorsitzende der Grünen, stimmigerweise im digitalen Online-Austausch mit der RNZ. Und getreu ihrer eigenen Ansagen ist die Wirtschaftsexpertin der Grünen vor der Mitte März anstehenden Landtagswahl in Baden-Württemberg schon voll drin im Wahlkampfmodus. So müsse man etwa die klassischen Wechselwähler, die sich vor Coronazeiten noch in der Woche der Wahl umentschieden, diesmal bedeutend früher abholen. Und eben auch über neue Kanäle und mit dem gebotenen Abstand informieren.
Trotz Pandemie und Besonderheiten sei eine zentrale Frage vor den Wahlen aber eher eine klassische, so Detzer: "Die Leute wollen von uns wissen: Was habt ihr vor mit Baden-Württemberg in den kommenden fünf Jahren?" Die Antworten liefert die Landesvorsitzende gemeinsam mit der grünen Landtagskandidatin für den Wahlkreis, Amelie Pfeiffer, natürlich gleich mit: "Wir wollen Innovationen vorantreiben, den Zusammenhalt der Gesellschaft schützen und stärken, den Klimaschutz weiter energisch fordern und fördern", so die beiden Grünen-Politikerinnen. Als Trumpf im Kampf um die Wählerstimmen sieht man bei den Grünen zudem den eigenen Spitzenkandidaten, Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Auch wenn die Umstände diesmal besondere sind, Detzer und Pfeiffer blicken zuversichtlich in Richtung Landtagswahl am 14. März. In den vergangenen fünf Jahren habe man nicht nur im Land einiges bewegt, sonder sei auch selbst stärker geworden. Um 60 Prozent, so die Landesvorsitzende, sei die Mitgliederzahl im Landesverband (auf nun 14.800) angestiegen. Und aus der starken Gemeinschaft heraus habe man auch ein starkes Programm erarbeitet, dem eine einjährige Beteiligungsphase zugrunde liegt. "Ambitioniert, aber umsetzbar", beschreibt Sandra Detzer die Vorhaben der Grünen – und nennt folgende Beispiele: Klimaschutzsofortprogramm, Fotovoltaikpflicht für Neubauten, Ausbau der erneuerbaren Energien (inkl. klarer Ausbauziele), Klimaneutralität.
Und was könnte der Neckar-Odenwald-Kreis davon haben, dass Grün auch weiter eine dominante Farbe im Landtag ist? "Wir werden in allen Dimensionen darauf achten, dass der Neckar-Odenwald-Kreis nicht abgehängt wird", antwortet Sandra Detzer, nennt Schule, Handwerk oder Verkehr als Bereiche dieser Dimensionen. Dass man in Sachen ÖPNV in der Region noch ein gutes Stück vom Ziel "Stundentakt von 5 bis 24 Uhr" entfernt ist, weiß auch die Landesvorsitzende. Um dem näher zu kommen, "werden wir uns in Stuttgart stark machen", erklärt sie. Versprechungen zu einzelnen Strecken – zuletzt ging es ja unter anderem um die durchgehenden Verbindungen von Mosbach nach Stuttgart – könne sie dabei allerdings keine machen. "Die Anbindung muss besser werden", stellt derweil Amelie Pfeiffer, auch mit Blick auf Bauland/Madonnenlandbahn klar. Es müsse mehr Geld in die Mobilitätswende statt in Straßenneubauten fließen.
Die Landtagskandidatin aus der Region fordert aber auch mehr Unterstützung für die Neckar-Odenwald-Kliniken, bei der nach einer Phase der "verfehlten Führungspolitik" inzwischen vieles auf einem besseren Wege sei. In der Pflicht sieht Amelie Pfeiffer vor allem den Bund: "Das DRG-System muss überarbeitet, eine auskömmliche Finanzierung möglich sein." Das Sozialministerium des Landes stehe jedenfalls hinter den NO-Kliniken, ist sich Pfeiffer sicher: "Beide Standorte sind im Krankenhausplan des Landes enthalten." Sandra Detzer sieht allerdings auch eine gewisse Notwendigkeit für strukturelle Veränderungen: "Wir brauchen auch neue Ansätze, etwa für sektionsübergreifende Gesundheitszentren." Im Struktur- und Maßnahmenpaket der NO-Kliniken werden derartige Konzentrationen ja teilweise realisiert.
"Der persönliche Kontakt fehlt mir sehr", spannt Amelie Pfeiffer am Ende des Online-Austauschs wieder den Bogen zum besonderen Wahlkampf in besonderen Zeiten. Wenn man die Coronakrise hinter sich gelassen habe, müsse die Klimakrise wieder in den Fokus gerückt werden: "Das wird eine riesige Herausforderung", ist sich Pfeiffer sicher. Entgegenwirken will die Landtagskandidatin überdies einer zunehmenden "sozialen Spaltung" in der Gesellschaft, stärken dafür die Vielfalt der Demokratie im Land.