Positive Tendenz zum Ausbildungsstart: Dieses Jahr können die Mitgliedsbetriebe der IHK Rhein-Neckar nach Angaben der Industrie- und Handelskammer mehr Ausbildungsverhältnisse als im vorherigen Jahr abschließen. Schon 2017 seien es mehr Auszubildende als im Jahr davor gewesen. Unsere Aufnahme zeigt einen Jugendlichen, der eine Ausbildung bei der Firma Weisshaar begonnen hat. Foto: Dominik Rechner
Von Dominik Rechner
Mosbach. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss im Sommer heißt es für viele Jugendliche nun: Die Berufsausbildung, der Ernst des Lebens, ein neues Lebenskapitel beginnt. Nun geht es darum, sich für die Zukunft zu rüsten und einen Beruf zu erlernen, um für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können.
Doch den Weg der Ausbildung wollten immer weniger Jugendliche in den vergangenen Jahren einschlagen. Stattdessen gingen immer mehr junge Menschen studieren. So war immer wieder zu lesen. Doch wie sieht es eigentlich in der Region aus? Ist dem wirklich so? Wir haben uns bei Institutionen und Firmen im Raum Mosbach umgehört.
Insgesamt haben nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar zum Start des Ausbildungsjahrs am gestrigen Montag 483 Jugendliche im Neckar-Odenwald-Kreis eine Ausbildung begonnen. 2017 waren es mit 489 zwar etwas mehr Ausbildungsanfänger, doch die IHK erwartet dieses Jahr einen deutlichen Zuwachs bei den gewerblich-technischen Ausbildungsberufen im Landkreis. "Viele Verträge werden in diesem Monat noch abgeschlossen", erklärte Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer der IHK Rhein-Neckar, auf RNZ-Nachfrage.
Ausbildungsberufe würden von jungen Menschen wieder stärker nachgefragt. Bereits im letzten Jahr konnten die Mitgliedsbetriebe der IHK Rhein-Neckar wieder mehr Ausbildungsverhältnisse abschließen. "Auch in diesem Jahr ist der Trend positiv", erläuterte der Hauptgeschäftsführer.
Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei weiterhin hoch. Betriebe, die bisher nicht ausgebildet hätten, fingen wieder an, auszubilden - vor allem kleinere Betriebe. Allerdings falle es den Unternehmen weiterhin schwer, ausreichend geeignete Bewerber zu finden, um ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Derzeit könne nicht jeder Betrieb seine Ausbildungsplätze besetzen. "Die Zahl der Schulabgänger nimmt von Jahr zu Jahr ab. Das spüren natürlich auch die Unternehmen", so Nitschke. Die Firmen reagierten darauf weiterhin mit verstärktem Marketing für die "Karriere mit Lehre".
So auch die Firma Mosca, die sich auf die Produktion von Umreifungsmaschinen und Umreifungsbänder sowie Palettenpackpressen spezialisiert hat. Die Firma aus Waldbrunn hat dieses Jahr eine Lernfabrik eröffnet, in der die Auszubildenden nun auch die theoretischen Grundlagen vermittelt bekommen und so nicht mehr eine überbetriebliche Ausbildungsinstitution besuchen müssen. Die Suche nach Azubis gestalte sich in den letzten Jahren immer schwieriger: "Wir müssen uns stärker anstrengen, haben viel Werbung betrieben und Schulen besucht", so Simone Steinhäuser, Leiterin kaufmännischen Ausbildung der Firma Mosca. Und es hat sich gelohnt: Alle ausgeschriebenen Stellen seien besetzt worden. 18 junge Menschen beginnen bei Mosca dieses Jahr eine Ausbildung oder ein duales Studium. "Das sind einige mehr als im letzten Jahr. Dementsprechend sind wir auch sehr zufrieden", erklärte Simone Steinhäuser.
"Eigentlich zufrieden" ist man auch bei der Firma Weisshaar aus Mosbach, die sich auf Blechbearbeitung spezialisiert hat, "wobei noch ein Ausbildungsplatz im gewerblichen Bereich zu vergeben gewesen wäre", teilte Geschäftsführer Jörg Weisshaar mit. 14 Auszubildende sind es dieses Jahr, 16 waren es 2017. "Die Zahl der Bewerbungen sinkt in den letzten Jahren, nicht umsonst hatte auch die IHK Rhein-Neckar den ,Fachkräftemangel’ bereits als Jahresthema. Auch die Auswahl bei den Bewerbern wird aufgrund nicht so guter Abschlusszeugnisse schwieriger", so Jörg Weißhaar.
Fünf neue Auszubildende zählt die Firma Zuse Hüller-Hille Werkzeugmaschinen aus Mosbach (sechs 2017). "Wir haben viele Bewerbungen erhalten. Wir haben frühzeitig mit der aktiven Suche und der Werbung begonnen. Die Teilnahme an der Lehrstellenbörse im letzten Jahr hat unser Unternehmen wieder in den Fokus der Wahrnehmung gebracht. Somit bin ich froh, dass wir eine große Anzahl an Bewerbungen erhalten haben", so HR-Director Sascha Dittmer.
Von den Entwicklungen im Gewerbe unberührt blieben über all die Jahre die Arbeitgeber auf kommunaler Ebene, so auch in Mosbach. "Wir haben eine konstant gute Situation - qualitativ und quantitativ. Auf fünf Ausbildungsstellen kam eine Bewerberzahl im dreistelligen Bereich", teilte Melanie Winter von der Pressestelle der Stadt Mosbach mit.