Mosbach

Drittklässler setzen sich über Gedichte mit Coronakrise auseinander

"Schreiben hilft" - "Blöd, schlimm, doof" ist es trotzdem

05.05.2021 UPDATE: 09.05.2021 14:55 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Nur die Hälfte der Klasse 3b der Lohrtalschule konnte ihre Elfchen der RNZ präsentieren; befasst haben sich alle mit dieser Gedichtform. Klassenlehrerin Bettina Jordan (r.) und Lehramtspraktikantin Ann-Kathrin Metzger gaben die Anregung zur poetischen Auseinandersetzung mit der Coronapandemie. Foto: Ursula Brinkmann

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Um Corona wurden schon viele Worte gemacht. In zwei Artikeln soll es in dieser RNZ-Ausgabe um spezielle Worte im Zusammenhang mit der Pandemie gehen. Die einen schrieb Darko Lacic in einem Leserbrief nieder, die anderen haben Kinder verfasst. In der Klasse 3b der Mosbacher Lohrtalschule schrieben Mädchen und Jungen sogenannte Elfchen zum alles überragenden Thema.

Elfchen sind Gedichte, die aus genau elf, meist ungereimten Worten bestehen und einem vorgegebenen Aufbauschema folgen: erste Zeile ein Wort, zweite zwei, dritte drei, vierte vier, fünfte wieder nur ein Wort. Ann-Kathrin Metzger hatte diese Gedichtform mit den Kindern durchgenommen, sie Elfchen schreiben lassen zu Themen wie Ostern oder Frühling. Warum also nicht ein Gedicht über Corona und seine Auswirkungen auf das Leben der Neunjährigen anregen?

"Die Kinder haben sich so viele Gedanken gemacht, sich viel Mühe gegeben und sind dabei richtig kreativ geworden", hatte die Lehramtsstudentin im Praktikum der RNZ geschrieben. In der Schule stellten sie ihre Wortwerke vor, genau einen Tag, bevor die Schulen im Kreis wieder schließen mussten.

"Corona – super schrecklich – verschwinde jetzt endlich – wir mögen dich nicht – scheußlich", fasst eines der kurzen Wortgebilde die Empfindungen und Gedanken zusammen. "Corona – Maske anziehen – online Schule haben – keiner mag dich, Corona – Verschwinde!" hat ein anderer Drittklässler aufs vorbereitete Blatt geschrieben und – wie die anderen – dazu seine Version des Virus gemalt. "Quarantäne" beginnt ein weiteres, dann, was es bedeutet: "Allein zu Hause – keine Freunde treffen – wir fühlen uns einsam – eingeschränkt". Immer wieder tauchen die Wörter "doof, blöd, schlimm, traurig oder einsam" auf. Zum Arbeitsblatt-Titel "Mein Elfchen" stehen sie in sonderbarem Kontrast.

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Nicht nur Lehramtspraktikantin Metzger war von den Gedichten beeindruckt. Auch Klassenlehrerin Bettina Jordan ist dabei, als die Schülerinnen und Schüler von ihren kleinen Sprachabenteuern erzählen. "Die Kinder haben sich herangetastet – an diese Gedichtform und über sie auch an die Pandemie und dabei ein Stück Bewältigung geleistet." Was Aussagen der Schüler belegen. So stellt etwa Johannes kurz und bündig fest: "Schreiben hilft." Seine Klassenkameradin Alexandra hat diese Erfahrung auch schon mit ihrem Tagebuch gemacht: "Immer, wenn ich was Blödes im Kopf habe, schreibe ich es ins Tagebuch."

Bettina Jordan, zugleich Konrektorin der Grund- und Werkrealschule, und Schulleiter Carsten Uhrig finden, dass man an der Lohrtalschule bisher ganz gut durch die Krise komme. Sie kennen den Leserbrief des Kollegen Lacic. "Auch wir kennen solche Kinder, auch wir ‚verlieren‘ Kinder." Doch wollen sie bewusst ein anderes Bild zeichnen, sich nicht von den vielen Negativmeldungen vereinnahmen lassen. "Die Kommunikation ist eher mehr, der Kontakt eher enger geworden – auch online", stellt Jordan fest.

Rektor Uhrig sieht die Klassen als ganz wesentliches Bindungselement an, in denen Beziehungen gepflegt wurden und werden. "Die Klassenlehrerinnen und -lehrer wissen, wie es den Kindern geht." Die der Klasse 3b konnten – indem sie sich (mit gewissen Vorgaben) von der Seele wegschrieben, was ihnen zu Corona einfällt – außerdem einen anderen Zugang zur und zum Umgang mit der Krise erschreiben.

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