An die 1000 Freunde brasilianischer Sambakultur erlebten 2017 das vierte - und bislang letzte - Sambafestival "MobaCabana" auf dem Mosbacher Marktplatz. Archiv-Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. An den Ursprung der "Sambanditos" erinnert sich Tobias Barginde ganz genau. Der "gelernte" Schlagzeuger besuchte 1998/99 einen Workshop von Frank Holtmeier an der Mosbacher Volkshochschule. Nach drei Tagen voller "Samba Percussion" - so der Titel des Kurses - war für Tobias, seine Schwester Julia und Mitstreiter Ralf Deschner klar: "So etwas würden wir gerne weiter machen." Weiteren "Auftrieb" gab der Besuch des Coburger Sambafestivals. "Das ist das größte Sambafestival außerhalb von Brasilien, da kommen rund 80 Gruppen", unterstreicht Tobias Barginde, der seit 2001 jährlich zu der Großveranstaltung anreist und mit der Gruppe "Kurumbandê" sogar schon dort auftrat.
Doch zunächst sah es schlecht aus um den Samba in der Region. Vergeblich versuchte das Trio, Anschluss an eine bestehende Formation zu finden. Aber die waren alle weit weg: Mannheim, Pforzheim… Fazit nach vergeblicher Suche: "Dann müssen wir halt selber etwas auf die Beine stellen." Gesagt, getan. Eine erste "Werbeaktion" im Freundeskreis war - überraschenderweise - so erfolgreich, dass innerhalb kürzester Zeit 20 Interessierte zusammenkamen.
Nachdem man in diversen Kellern und Wohnzimmern geklatscht und getrommelt hatte, fand sich in Aglasterhausen ein erster Proberaum. Frank Holtmeier studierte auf einem weiteren Workshop die ersten vier Stücke ein. Als dann noch die Fragen nach Instrumenten - jeder besorgt sich sein eigenes -, Kostümen und Gruppenname geklärt waren, kam die "Feuerprobe": Im Vorfeld des Gundelsheimer Faschingsumzugs 2003 fand der erste öffentliche Auftritt der "Sambanditos" statt.
Seitdem absolviert der "lose Haufen" bis zu zehn Auftritte im Jahr. Ob Marathon, Stadtlauf oder Festival, Vernissage oder Geburtstagsfeier - es gibt viele gute Gründe zum gemeinsamen Trommeln und Feiern. Wenn die ersten Zuhörer zu tanzen beginnen, dann haben die "Sambanditos" ihre "Mission" erfolgreich erfüllt.
In Mosbachs französischer Partnerstadt Château-Thierry sorgte die Bateria ebenfalls schon für gute Laune: beim sommerlichen Jean-de-La-Fontaine-Fest. Und auch das Mosbacher Sambafestival "Moba Cabana" geht auf das Engagement von Tobias Barginde und seinen Mitstreitern zurück. Dass es dieses Jahr nicht zur eigentlich anstehenden fünften Neuauflage im Rahmen des Mosbacher Sommers kommt, das bedauern nicht nur die Sambanditos. An die 1000 Zuhörer und Gruppen aus ganz Deutschland - inklusive "Dudu Tucci" aus Berlin - verwandelten vor zwei Jahren den Marktplatz in ein gut gelauntes "Sambódromo". Da kommt einem die Binsenwahrheit vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, in den Sinn.
Apropos eigenes Land: Die Heimat des Sambas, also Rio de Janeiro, hat Tobias Barginde vor zwei Jahren mit sechs weiteren Trommlern besucht. Zum zweiwöchigen "Bildungsurlaub" gehörten zwei Workshops und der Besuch von drei Sambaschulen. Da der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, freut sich Tobias Barginde darüber, dass Sohn Hannes ebenfalls der Sambaleidenschaft frönt. Eine eigene Jugendgruppe, die "SambaKids", hat er in Kooperation mit der Musikschule Mosbach auf die Beine gestellt - bis er studienhalber die Region verließ.
"Die meisten hatten vorher nicht viel mit Trommeln zu tun", erläutert Tobias Barginde, wer zu den Sambanditos findet. Die knapp 25 Mitglieder im Alter zwischen 14 und 67 Jahren freuen sich stets über interessierte Neuzugänge. Weshalb Tobias Barginde mittlerweile vor den Hauptproben (donnerstags von 20 bis 22 Uhr im ehemaligen Hudson-Areal hinter dem "Muskelkater") eine Anfängerprobe (von 19 bis 20 Uhr) vorgeschaltet hat. "Rhythmus-Kenntnisse sind nicht schlecht, aber kein Muss", betont er.
Info: www.sambanditos.de