Von Nadine Slaby
Mosbach. "Mama, Blaulicht", rief ein kleiner Junge begeistert, als er am Sonntag die ersten Feuerwehrautos erblickte. Und nicht nur ihn faszinierten die zahlreichen beim Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Mosbach ausgestellten Einsatzfahrzeuge. Auch viele Papas ließen sich von den Floriansjüngern die verschiedenen Modelle erklärten - darunter auch die erst tags zuvor offiziell übergebene neue Drehleiter sowie das Mittlere Löschfahrzeug.
Ausrüstungsgegenstände, technische Daten oder auch Anekdoten von Einsätzen und Übungen machten die Runde. Wer selbst einmal ausprobieren wollte, ob er zum Feuerwehrmann oder zur Feuerwehrfrau taugt, der konnte den hydraulischen Spreizer zum Öffnen von zum Beispiel verkeilten Autotüren ausprobieren.
Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr Mosbach - Die FotogalerieWas im Einsatz noch so alles gefordert wird, zeigten bei zwei Übungen die Jugendfeuerwehr sowie die Aktiven. Bei der Jugend wurde ein Verkehrsunfall mit einer Person angenommen, die unter dem Fahrzeug eingeklemmt war. Abteilungskommandant Dennis Obieglo vom Boden aus und sein Stellvertreter Sebastian Klos aus dem Korb der Drehleiter hoch über dem Geschehen kommentierten die Übung, die zusammen mit dem Rettungsdienst gezeigt wurde. Während sich zwei Sanitäter um den eingeklemmten Dummy bemühen, sicherte die Jugendfeuerwehr mit Keilen erst das Auto und schob dann Hebekissen unter. Nachdem diese mit Druckluft aufgeblasen worden waren, konnte der Dummy befreit werden.
Auch die Aktiven zeigten die Vorgehensweise und die Kommandoabläufe bei einem Verkehrsunfall. Bei ihnen lag das Auto allerdings auf der Seite, und die Person war im Auto eingeklemmt. Mit schwerem Gerät zerlegten die Floriansjünger das verunfallte Fahrzeug, um den Rettungskräften des DRK den Zugang zum Patienten und dessen Befreiung aus dem Autowrack zu ermöglichen.
Im Rettungswagen des Roten Kreuzes erwartete Kinder und ihre Eltern ein kranker Teddybär. An diesem wurde erläutert, was in einem Rettungswagen passiert. "In diesem Jahr sind unheimlich viele Kinder da", freute sich Bereitschaftsleiter Maik Heins. "Viele sind sehr interessiert und wollen alles ganz genau wissen." Und während die Jüngsten den Rettungswagen erklärt bekamen, konnten sich die Eltern im Gebrauch eines Defibrillators schulen lassen. "Unsere Stichworte hierbei sind Prüfen - Rufen - Drücken", erläuterte Heins.
Den Traum vieler Mädchen und Jungen, selbst einmal das Blaulicht einschalten zu dürfen, machte die Polizei wahr. Im Streifenwagen herrschte reger Betrieb. "Wir sind inzwischen zum dritten Mal mit dabei", erklärte Hauptkommissar Jens Heiler, für den es selbstverständlich ist, dass man sich bei den Blaulichtorganisationen auch an einem solchen Tag gegenseitig unterstützt. Bei ihm konnten die Kinder einmal in die Ausrüstung eines Polizisten schlüpfen. "Halt, mit der Mütze musst aber da bleiben", hielt Heiler einen Jungen auf, der die Dienstmütze wohl nur zu gern gegen sein Sonnenkäppi getauscht hätte.
Bei der Rettungshundestaffel wollte sich ein Mädchen gar nicht von den Hunden trennen. "Ich will aber noch bleiben", erklärte sie ihrer Mutter ein ums andere Mal, als diese zum Aufbruch drängte. Die in der Flächensuche ausgebildeten Hunde ließen sich die vielen Streicheleinheiten der Kinderhänden gern gefallen. Bei kleineren, spontanen Vorführungen zeigten sie, wie gehorsam sie sind und was sie können. So suchte etwa Boardercollie Shari in der Halle versteckte Besucher.
Für die Kinder, die entweder schon alles bestaunt hatten oder aber sich mal austoben wollten, hatte die Jugendfeuerwehr eine Spielstraße aufgebaut. Hier galt es, Luftballons mit Pfeilen zu treffen, mit dem Wasserstrahl ein Rad zu treffen, um dieses in Bewegung zu setzten, einen Parcours mit dem Bobbycar zu fahren, Enten zu angeln und vieles mehr. Wer alle Stationen absolviert hatte, konnte sich über eine kleine Süßigkeit freuen.
Künftig sind die neue Drehleiter und das Mittlere Löschfahrzeug in Mosbach im Einsatz. Beide Fahrzeuge wurden am Samstag auf Marktplatz der Feuerwehr übergeben. Foto: Nadine Slaby
Neue Drehleiter übergeben
Mehrere Jahrzehnte Feuerwehrgeschichte waren am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz versammelt. Jeweils drei Generationen Löschfahrzeuge sowie Drehleitern hatte die Mosbacher Freiwillige Feuerwehr aufgefahren, um bei der Übergabe der beiden neusten Fahrzeuge die technische Weiterentwicklung zu verdeutlichen.
Dennis Obieglo, Kommandant der Abteilung Mosbach-Stadt, freute sich, im Kreise zahlreiche Feuerwehrkameraden und Gäste, darunter Bürgermeister Michael Keilbach, stellvertretender Kreisbrandmeister Bernd Häring , Vertreter der Hilfsorganisationen DRK, DLRG und Polizei sowie Vertreter des Autohauses Gramling, die Schlüssel für die neue Drehleiter sowie für das Mittlere Löschfahrzeug (MLF) von Oberbürgermeister Michael Jann entgegenzunehmen.
Bevor Obieglo kurz die neuen Fahrzeuge näher erläuterte, dankte er Gesamtkommandant Detlev Ackermann für dessen Engagement. Das MLF sei ein "gutes Erstangriff-Fahrzeug", sagte Obieglo. Die neue Drehleiter war noch keine 48 Stunden in Mosbach. "Bis 1987 tat die erste Drehleiter in Mosbach ihren Dienst", erklärte der Abteilungskommandant mit Blick auf den Oldtimer, der inzwischen seine Heimat in der Autosammlung Steim in Schramberg gefunden hat. "Wir sind Hans-Jochem Steim sehr dankbar, dass er uns unsere alte Drehleiter heute zur Verfügung gestellt hat", sagte auch Detlev Ackermann. Damals war die Leiter noch nicht mit einem Korb ausgestattet. Der Korb der zweiten Mosbacher Drehleiter, die bisher im Einsatz war, war für 180 Kilogramm ausgelegt. Die neuste Drehleiter kann 500 kg in ihrem Korb, der bis auf 32 Meter ausgefahren werden kann, transportieren.
Die technische Weiterentwicklung machte die Neuanschaffungen erforderlich. "Natürlich würde kein Lkw mit 30.000 km auf dem Tacho abgegeben", erläuterte Obieglo. Doch die beiden Fahrzeuge der Mosbacher Feuerwehr haben rund 30 Jahre auf dem Buckel. Dies verdeutlichte auch OB Jann. "Die Feuerwehr bekommt keine neuen Spielzeuge, sondern zwei neue Einsatzfahrzeuge, die mit Blick auf die Technik nötig waren." Jann dankte dem Gemeinderat für die Mittel sowie dem Land und dem Landkreis für die Zuschüsse. Sein weiterer Dank galt den Feuerwehrkameraden, die sich um die Ausschreibung gekümmert hatten, sowie dem Autohaus Gramling.
Der Erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih überbrachte dann die besten Wünsche: "Heute ist ein großer Tag für die Feuerwehr der Großen Kreisstadt, und heute ist ein guter Tag für viele Kreiseinwohner". Mit diesen Fahrzeugen lege man einen weiteren Baustein für mehr Sicherheit im Neckar-Odenwald-Kreis. Aus diesem Grund hätten sich das Land (249.000 Euro) und der Kreis (74.700 Euro) an der Anschaffung der rund 665.000 Euro teuren Drehleiter sowie des rund 254.000 Euro teuren MLF (Land: 48.650 Euro, Kreis: 14.595 Euro) beteiligt.
Pfarrer Dr. Stefan Rencsik und Pfarrerin Stefanie vom Hoff erbaten dann gemeinsam Gottes Segen für die beiden Fahrzeuge sowie die Feuerwehrkameraden. Danach lud Dennis Obieglo noch zum Empfang in den Rathaussaal ein, und viele nutzten die Gelegenheit, aus dem Korb der neuen Drehleiter einen Blick von oben auf Mosbach zu werfen.