Erstmals wird in Mosbach eine Auswahl städtischer Kunstankäufe aus den letzten 30 Jahren präsentiert. Bereits bei der Vernissage am Dienstagabend im Alten Schlachthaus zeigten sich viele Bürger angetan von den Werken, die sich zwischen Abstraktion und Figuration bewegen. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. "Bilder einer Ausstellung" überschrieb Modest Mussorgski seinen epochalen Klavierzyklus von 1874. "Bilder einer Sammlung" lautet ganz ähnlich der Titel der aktuellen Ausstellung im Alten Schlachthaus. Kunstvereinsvorsitzender Harald Kielmann und Bürgermeister Michael Keilbach eröffneten sie am Dienstagabend zusammen mit gut 50 Gästen. In Kooperation mit dem Kunstverein Neckar-Odenwald ist erstmals eine Auswahl der Kunstankäufe der Stadt Mosbach "en bloc" ausgestellt.
"Die Kunstankäufe gehen länger zurück und umfassen mehr Arbeiten, als hier gezeigt werden", erklärte Harald Kielmann, weshalb man sich für die Schau erfolgreich auf das Prinzip der Auswahl verständigt hatte. Seit 1988 hat die Stadt immerhin rund 70 Werke von 27 Kunstschaffenden erworben. Vertreten bei der Premiere sind nun 19 Kreative mit je einem Werk. Viele von ihnen waren im Publikum.
"Sie können auch ins Rathaus kommen und die Bilder in den Büros anschauen", kam Michael Keilbach auf den üblichen Hängungsort der Kunstankäufe zu sprechen. "Jetzt wollen wir einmal die Kunstwerke einer breiteren Bevölkerung zeigen, sie gehören ja der Bevölkerung", beschrieb er die Grundidee für die Ausstellung. Derzeit trifft eine Fachjury die Vorauswahl für die Ankäufe. Neben Kulturamtsleiterin Christine Funk gehören dieser Harald Kielmann sowie der ehemalige Direktor der Kunst- und Kulturgeschichte der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, Dr. Hans-Jürgen Buderer, an.
Lezterer eröffnete seine Laudatio mit einem Blick in Georg Wilhelm Friedrich Hegels "Vorlesungen über die Ästhetik". Demnach sei das Kunstwerk "nicht für sich, sondern für uns, ein Publikum, welches das Kunstwerk anschaut und es genießt" geschaffen. "Und so ist jedes Kunstwerk ein Zwiegespräch mit jedem, welcher davorsteht."
Zum Faktor der Regionalität kommt bei der langen Ankaufszeit von drei Jahrzehnten auch noch ein historisches Moment. Rainer Scheithauer etwa mit seinem zupackenden Landschaftsausschnitt, den Ulrike Thiele zum Plakatmotiv verdichtete, ist bereits 1992 verstorben. Auch Fanny Morweisers naiv-unheimliches Spukhaus im Moor wird fünf Jahre nach ihrem Tod zum "Memento mori", zur mahnenden Erinnerung an die eigene Vergänglichkeit.
Auf der anderen Seite der Chronologie stehen "Neuzugänge" wie Andreas Gustav Weber, der expressive Schlittschuhläufer kreiseln lässt oder Bernd Vonau, dessen Familienaufstellung unschwer den Grafikdesigner erkennen lässt. Überraschend ist dann wieder manches der überwiegend kompakten Motive. So sieht man keinen der farb- und gestenreichen Akte von Heiko Pippig, sondern ein schwarz-weißes Quartett.
Auch Gudrun Schillinger hat malerisch weitaus mehr zu bieten als der gezeigte Ankauf vermuten lässt. Gleich auf ihre "Macher" anzusprechen sind dagegen Werke wie eine atmosphärische Fotografie des Ausstellungsorts von Tim Krieger. Zwischen Abstraktion und Räumlichkeit pendeln grafisch angelegte Arbeiten von Birgit Sommer und Ulrike Thiele. Dass Mosbacher Künstler auch auf verschiedenen Kontinenten tätig sind, belegt Ottjörg Claus’ letztendlich fantastisch wirkender Abdruck einer Schulbank. Er stammt aus einer Serie, die vor Jahren bereits im Alten Schlachthaus zu sehen war. Womit sich der Kreis wieder schließt.
Info: Die Ausstellung ist bis Sonntag, 7. Juli zu sehen. Geöffnet ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 14 bis 18 Uhr.