Beim Rewe-Markt am "Quartier an der Bachmühle" sorgt das seit Wochen gesperrte Parkhaus "Zentrum" für erhebliche Umsatzeinbußen. Auch die Fenster des Gebäudekomplexes müssen nun nach nur vier Jahren zum großen Teil ausgetauscht werden. Foto: Noemi Girgla
Von Noemi Girgla
Mosbach. Für Unmut in der Mosbacher Innenstadt sorgt seit Mitte April die Sperrung des Parkhauses "Zentrum" unter dem "Quartier an der Bachmühle". An der Decke hatten sich Brandschutzverkleidungen gelöst und waren zu Boden gefallen.
Vier Wochen und ein Frühlingsfest später hat sich - zumindest erkennbar - noch nicht viel getan. Kostenvoranschläge für die anstehenden Arbeiten wurden eingeholt und die Auftragsvergabe steht laut Etienne Strobel von der "Parkwache Fuchs" (Parkhausbetreiber) kurz bevor. Derzeit rechnet man damit, dass es nach Beginn der Arbeiten etwa drei Wochen dauern wird, bis die Decke gesichert ist und das Parkhaus wieder geöffnet werden kann. Erst danach soll Stück für Stück, Bahn für Bahn mit den Ausbesserungsarbeiten begonnen werden.
Dem Geschäftsleben in der Innenstadt "tut das schon weh", so Holger Schwing, Vorsitzender der Werbegemeinschaft "Mosbach Aktiv". Und Peter Arnold, Inhaber des gleichnamigen Rewe-Marktes im "Quartier an der Bachmühle", spricht von 30 bis 40 Prozent Umsatzeinbußen seit die "Großeinkäufer" nicht mehr direkt unter dem Rewe parken können. Arnold kann verstehen, dass manche Kunden wegbleiben.
Wer möchte schon die schweren Einkaufstaschen einen weiten Weg zum Auto tragen. Um seinen Kunden wenigstens einen kleinen Ausgleich zu bieten, erstattet Arnold Quittungen aus anderen Parkhäusern oder von anderen Parkplätzen bei Vorlage nach dem Einkauf im Markt. "Das Angebot wird drei- bis fünfmal am Tag genutzt", berichtet der Rewe-Markt-Inhaber. Natürlich sei es ärgerlich, dass gerade über die "starken Monate" April und Mai diese Beeinträchtigung bestünde, die ihm das Ostergeschäft verhagelte und sich auch auf die bevorstehenden Feiertage auswirken wird. Aber wenigstens die "Stadtkundschaft" ließe ihn nicht im Stich und dafür sei er dankbar.
Sobald das Parkhaus wieder geöffnet sei, werde eine Verlustgegenrechnung erstellt. Seine Versicherung und Rechtsabteilung seien bereits dabei, den entstandenen Schaden zu prüfen. "Dennoch werden wir nie zurückbekommen, was wir an Umsatz in dieser Zeit gemacht hätten", prognostiziert Arnold. Auch seine Kollegen in der Fußgängerzone klagen laut Holger Schwing über einen Frequenzverlust der Kundschaft. "Natürlich wird das jetzt auf das Parkhaus zurückgeführt", erläutert Schwing, "aber das ist derzeit ein generelles Problem in Fußgängerzonen."
Doch zurück zum Quartier: Nicht nur im Parkhaus hat man mit Materialschwächen zu kämpfen. Die Wohnungseigentümergemeinschaft bestätigte gegenüber der RNZ, dass bereits vier Jahre nach Bezug der Wohnungen zahlreiche Fenster ausgetauscht werden müssen. Schon früh verzogen sich in diesem Gebäudeteil die braun-grau-folierten Kunststofffenster aufgrund von Wärmeeinstrahlung. "Anfangs versuchte man das Problem mit Klötzen zu beheben, um die Fenster auszutarieren", berichten zwei Bewohner, "aber jetzt kommt man nicht mehr darum herum, sie auszutauschen."
Auf RNZ-Anfrage heißt es dazu aus dem Technischen Rathaus: "Die Farbe ist nicht das Problem". Vielmehr sei es eine Frage der Materialqualität: "Vermutlich werden die neuen Fenster die gleiche Farbgebung haben." Ab dem 23. Mai beginnen die Arbeiten an den Fenstern, die zügig vorangehen sollen. Veranschlagt sind dafür acht Wochen.
Zur Erinnerung: Den Gestaltungswettbewerb zum Quartier an der Bachmühle (Fassade) hatten im Jahr 2012 die beiden Mosbacher Architekten Robert Hähndel und Klaus Throm mit ihrem Entwurf für sich entschieden. Die Umsetzung des Projekts übernahmen dann die oberschwäbische Active-Group aus Schemmerhofen und die Stuttgarter SEPA Projekt- und Entwicklungsgesellschaft, die allerdings 2014 aufgrund von Verzögerungen bei anderen Projekten Insolvenz beantragen musste. Der Komplex wurde inzwischen an ein Luxemburger Unternehmen verkauft.
Peter Arnold ist trotz der aktuellen Probleme überzeugt vom Quartier, das vor allem in der Planungs- und Bauphase nicht auf ungeteilte Gegenliebe stieß. "Drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", sieht Arnold - so sei Raum für Parkplätze, Wohnungen und Geschäfte geschaffen worden. "Sowohl für Mosbach, als auch für die Händlerschaft, war es der richtige Weg", findet der Rewe-Markt-Inhaber: "Mängel gibt es immer, wichtig ist, dass sie zügig behoben werden."